Marina ist sehr stark in der Bildung engagiert. Beim zweiten
Kurs zur Erlebnisbäuerin war sie am Staatsministerium dabei und betreut seither
in Schnitt 25 Schulklassen pro Schuljahr – geballt im Sommer und im Herbst. „In
der 2. Klasse haben wir den Lebensraum Wiese und die Kinder der 3. und 4.
Klasse haben Milchproduktion. Wir können hier am Ort alles bedienen und haben
einen schönen Seminarraum ausgebaut. Als erstes lernen die Kinder, still und
wachsam zu sein. Das fällt vielen schwer, ist aber Voraussetzung dafür, dass
sich die Tiere streicheln lassen.“ Ihr macht die Bildungsarbeit sichtlich
Freude. Daneben kümmert sie sich um die eigenen Kinder und den Haushalt, wobei
sie auch selbst Brot bäckt.
Albert ist überzeugter Demeterbauer. Das bedeutet,
die Tiere sind behornt und leben von Heu und Gras. Besonders interessiert ihn
auch das Zusammenspiel von Weidetieren, Humusaufbau und Biodiversität. „In den
60er-Jahren haben wir vieles falsch gemacht: Die Wiesen mit Kunstdünger
überdüngt und damit die schnellwachsenden Gräser so stark bevorzugt, dass die
ganze Vielfalt fort war. Seit etlichen Jahren nun experimentieren wir und
schaffen unterschiedliche Standorte für unterschiedliche
Bewirtschaftungsmethoden: Die Kurzrasenweide, Mähwiesen und sogenannte
Magerstandorte.“ Die Kurzrasenweide wird von den Tieren den ganzen Sommer über
wie der Name schon sagt kurz gehalten. Doch dazwischen finden sich immer wieder
Inseln von Gräsern. „Das sind die Stellen, wo der Kuhfladen gelandet ist. Eine
Weidekuh produziert 100 Kilogramm Insektenmasse in einem Weidejahr, trägt also
enorm zur Vielfalt und unserem Insektenbestand bei. Dort, wo ihr Fladen landet,
frisst sie für vier Wochen nicht. Nach spätestens zwei Wochen haben die
Insekten den Fladen in Erde verwandelt, der wirkt als Dünger für die Gräser,
welche dann weitere zwei Wochen wachsen, bevor die Kuh dort wieder frisst.“ An
den anderen Standorten sieht man zu, dass manche Blumen zum Ausblühen kommen
und das Heu dann den Tieren trotzdem noch schmeckt, denn die bevorzugen zarte
Stengel. Das ist ein Kompromiss. An weniger günstigen Lagen, etwas Hanglagen
oder nicht gut erreichbaren Stellen, wird weder Mist ausgefahren noch sonst wie
bearbeitet und nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht. „Sobald hier die
Überdüngung ausgeschwemmt ist, säen wir Wiesenkräuter ein. Die vermehren sich
dann und schaffen eine wunderbare Vielfalt. Man kann hier schon auf kleiner Fläche
viel bewirken und der Aufwand ist minimal. Eigentlich ist es kein Aufwand, es
ist mehr das Ruhenlassen der Wiese, das die Vielfalt bewirkt. Jedes so neu
angesiedelte Blume dient bis zu zehn unterschiedlichen Insekten als Lebensraum.“
Ähnlich sorgsam und tiefgründig läuft die Tierhaltung auch sonst ab, weswegen Albert und Marina eine muttergebundene Kälberaufzucht betreiben. Das heißt, die Tiere werden nicht aus Eimern getränkt, sondern dürfen zweimal am Tag bei der Mutter oder einer Ammenkuh saufen.
Der Verkauf der Kälber ist auch an diesem Hof ein großes Thema und eine Lösung dafür zu finden, ein wichtiges Anliegen. Daher hat Albert zusammen mit mehreren Kollegen Biokalb Oberland gegründet, eine Vermarktungsinitiative von Biobauern, die Kälber, Jungtiere und auch Alttiere direkt vermarkten. So soll es attraktiv bleiben, die Tiere am Hof zu halten. In einem nächsten Schritt werden nun Betriebe gesucht, welche die Mast der Jungtiere übernehmen. Die Initiative schlachtet ca. alle sechs Wochen zwei bis vier Tiere. Es wird ein Verteiler aufgebaut, damit Interessenten rechtzeitig informiert sind. Interessierte wenden sich an info@biokalb-oberland.de
Außerdem sind Marina und Albert seit 2022 auch bei Oberland Bioweiderind aktiv und bemühen sich im Verein und der GmbH auch eine Lösung für die überzähligen Kälber anderer Milchviehbetriebe zu finden. Hier geht es nicht mehr um Direktvermarktung an Endverbraucher sondern um den Verkauf an den Lebensmitteleinzelhandel und die Außerhausverpflegung (Gastronomie, Schul- und Kitaverpflegung, Kaninen, ...)Kontakt:
Albert und Marina Stürzer
Hairer 1
83627 Warngau - Wall
Tel. 08025 / 281282
E-Mail: albert@stuerzer-mail.de
Hier geht's zur Homepage vom Hairerhof