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Klares Bekenntnis zur Kombihaltung im Miesbacher Oberland

Ministerin lässt Region aufatmen

Projekte: Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen, Regionale Bio-Lebensmittel
Ministerin in Tenne
Ministerin Kaniber im Miesbacher Oberland
© Obermüller
Was ist eigentlich „Kombihaltung“?
In der Milchviehhaltung haben sich in unserer Region drei Haltungsformen etabliert:
· Ganzjährige Anbindehaltung: hier stehen die Kühe ganzjährig im Stall und sind angebunden. Diese Haltungsform findet man oft in Betrieben, die mitten in Dörfern liegen, wenig Hofraum haben und die Felder oft weit entfernt liegen. So halten etwa 5 % der Milchviehbetriebe im Miesbacher Oberland ihre Kühe.
· Kombinationshaltung: hier sind die Kühe im Winter im Stall angebunden und im Sommer auf der Weide. Diese Form der Tierhaltung betreiben über die Hälfte der Betriebe im Landkreis Miesbach.
· Laufstall: hier können sich die Tiere frei bewegen und haben i.d.R. auch noch einen befestigen Laufhof, auf dem sie sich frei bewegen können. Zusätzlich bieten manche Betriebe den Tieren im Sommer auch Weidegang an. Einen Laufstall haben rund 40 % der Betriebe im Landkreis.

Aus Tierwohlgründen ist die ganzjährige Anbindehaltung nicht mehr zeitgemäß. Diese Haltungsform wird wohl in 5 bis 10 Jahrren auslaufen. Für einen zügigen, freiwilligen Ausstieg daraus appelierte die Ministerin. Die Kombinationshaltung wird jedoch in den landwirtschaftlichen Betrieben individuell gestaltet. Es wird unterschiedlich viel Auslauf und Weidegang ermöglicht. Kombinationshaltung ist daher nicht auf jedem Betrieb das Gleiche. Klare Definitionen sind für die Zukunft notwendig.

Bioverbände machen es vor
In der EU-Öko-Verordnung sind die Tierhaltungsformen klar geregelt. Hier wurde nach langer Abstimmung im EU-Parlament, unter Einbeziehung von Verbraucher- und Tierschutzverbänden, die klarste und tiergerechteste Form der Kombihaltung definiert. Für kleinere Betriebe ist die Kombihaltung ausdrücklich möglich und ist klar geregelt.
Sie umfalls täglichen Weidegang in der gesamten Vegetationszeit und regelmäßigen Auslauf im Laufhof im Winter. Die EU-ÖKO-VO hat die Öko-Kombinationshaltung für Kleinbetriebe unter den oben beschriebenen Prämissen als dauerhaft tiergerecht eingestuft. Der Handel führt sie in seiner 4-stufigen Tierwohlkategorie in der höchsten Premium Klasse (Stufe 4).

Vor diesem Hintergrund prägt Dr. Peter Manusch vom Bioanbauverband Naturland den Begriff Kombihaltung und kämpft für deren Akzeptanz. Schon seit Jahren setzt er sich mit wissenschaftlichen Fakten für die Kombihaltung ein. Wie diese Haltungsform nicht nur für Biobetriebe als anerkannte Haltung Wie diese Vorgaben im Ökolandbau für alle Betriebe übernommen und weiterentwickelt werden können, darüber wurde auch beim Termin mit Frau Kaniber diskutiert.

Tierhaltung differenziert betrachten
Jede Art der Nutztierhaltung hat Vor- und Nachteile. Diese gilt es abzuwiegen. Fachlich betrachtet müssen Laufställe nicht unbedingt besser in Sachen Tierwohl abschneiden als Kombinationsställe. Das beweisen auch wissenschaftliche LKV Zahlen und Untersuchungen aus Pennsylvania/USA zeigen, dass die Kombihalter ältere Kühe, gesündere Klauen, vergleichbare Eutergesundheit etc. haben als die Laufstallbetriebe. Im Durchschnitt werden die Kühe in Anbindeställen älter. Eine Studie von Thomsen et al. (2006) unter dänischen Betrieben zeigt, dass beide Haltungssysteme gleich gut abschneiden. Eine dieses Jahr noch fertig werdende Dissertation bei Frau Prof. Zeiler in Weihenstephan zum Vergleich von Öko Laufställen und Öko Kombinationsställen in Bayern zeigt in den ersten Zwischenergebnissen etwa gleich gute Parameter zwischen den Stallsystemen.

Kulturlandschaft im Miesbacher Oberland
Die seit Jahrhunderten bewährte Kombinationshaltung hat auch unsere bäuerliche Kulturlandschaft geprägt: die stattlichen Einfirsthöfe in denen vorne die Menschen und im hinteren Bereich die Tiere Platz finden. Daneben oft der Streuobstgarten, in dem die Kälber grasen. Im Sommer die Tiere auf der Weide, was eine hohe Artenvielfalt des Grünlands zur Folge hat. Das Jungvieh im Sommer oft auf den Almen, die durch die regelmäßige Beweidung frei und zugänglich gehalten werden.
Diese landwirtschaftlichen Betriebe sind oft auch prägend fürs Ortsbild. Durch die Präsenz der Landwirtschaft vor Ort ist eine Verbindung zur Bevölkerung und somit zum Verbraucher gegeben. Das gegenseitige Verständnis ist vielleicht deshalb hier höher. Denn nur was man kennt, versteht man auch.
Viele Gründe sprechen also für die Akzeptanz der Kombinationshaltung als wünschenswerte Tierhaltungsform. Aus diesem Grund fand der Besuch der Ministerin auch auf dem Birknerhof, einem Naturland-Milchviehbetrieb mit Öko-Kombinationshaltung mitten in Miesbach, statt.

Ministerin kommt auf Einladung der Landwirte
Beim Vor-Ort-Gespräch waren u.a. mit dabei:
  • Hubert Heigl, LVÖ Vorsitzender
  • Ralf Huber, BBV-Bezirkspräsident mit unserer Kreisbäuerin samt Kreisobmann vom BBV
  • Klaus Thurnhuber als Vertreter der Öko-Modellregion Miesbacher Oberland
  • das Aktionsbündnis Zivilcourage
  • der Nebenerwerbslandwirt Georg Eham, Initiatior der aus der Presse bekannten Plakataktion
  • Vertreter des Landratsamts: Christian Boiger und Josef Faas
  • Landwirte vom Almwirtschaftlichen Verein, der Naturkäserei Tegernseer Land und Vertreter der Kommunalpolitik
und viele mehr.

llse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags, moderierte souverän durch den Vormittag. Frau Kaniber nahm sich Zeit für alle Fragen und blieb dabei auch länger als geplant. Frau Kaniber war in Begleitung einiger Ministerialräte, die klare Aufgaben mit Heim ins Landwirtschaftsministerium nahmen.
Dass die sogenannte Kombihaltung eine gute Möglichkeit ist, Tierwohl umzusetzen und hohe Investitionen, die beim Bau eines Laufstalls notwendig sind, zu vermeiden, wurde nun deutlich herausgestellt. „Diese Kombihaltung hat Zukunft!“, so auch die klare Aussage dann von Frau Michaela Kaniber auf dem Birknerhof. Die Kombihaltung genießt somit klare Rückendeckung von der Staatsregierung.
Das dürfte auch den örtlichen Kreisbaumeister Christian Boiger freuen. Auch er war anwesend und brachte wichtige ortsprägende Gesichtspunkte ein. Sein Herz schlägt bekanntlich für den Denkmalschutz und verträgliches Bauen. Deswegen ist ihm das Bauen in der Landwirtschaft ein großes Anliegen.
Auch Josef Faas von der Fachstelle Naturschutz untermauerte die Forderung zur Anerkennung der Kombihaltung: „Laufställe bedeuten i.d.R. immer eine Steigerung der Intensität. Der Weidegang nimmt oft ab, die Artenvielfal im Grünland sinkt“. Dabei war ihm auch die Bewirtschaftung der Almen ein besonderes Anliegen.

Molkereien und Handel
Nicht zuletzt machen Molkereien und Handel wichtige Vorgaben, wenn es um die Art der Bewirtschaftung und Lebensmittelerzeugung geht.
Die Molkereien suchen derzeit ebenfalls das Gespräch mit Frau Kaniber und sind im regen Austausch. Klarheit und Planungssicherheit sind jetzt für alle Beteiligten wichtig.

Für die Diskussion um das Thema Tierwohl ist derzeit auch der Handel verantwortlich. Er reagiert aktuell auf veränderte Verbraucherwünsche und nutzt dies geschickt für die eigene Positionierung am Markt. Eine große Herauforderung stellt dabei die starke Konzentration des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland dar. Lediglich vier Handelskonzerne bündeln hier Angebot und Nachfrage und haben eine enorme Macht. Es ist jedoch anzunehmen, daß in der ganzjährigen Anbindehaltung langfristig keiner der Handelspartner mehr ein vermarktbares Zukunftsmodell sieht. Der Handel wird daher Produkte aus dieser Haltungsform künftig nicht mehr akzeptieren und listen. Die Positionierung der Kombihaltung in den eingeführten Tierwohl-Stufen wird jetzt als Ziel formuliert. Die Einstufung gilt es noch festzulegen, wobei bio-Kombihaltung in Stufe 4 und konventionelle Kombihaltung in Stufe 3 erfolgen soll.

Jetzt müssen auf Worte Taten folgen
"Lasst uns miteinander kämpfen" so Kaniber. Es gibt viel zu tun.
  • Aufgabe der ÖMR
Das Team der Öko-Modellregion Miesbacher Oberland wird weiter und mehr denn je, kleine bäuerliche Betriebe unterstützen. Diese haben oft den Kontakt zur Bevölkerung und zum Verbraucher. Direktvermarktung macht einen Einblick in die Erzeugung möglich und kann so auch Verständnis fördern. Die ÖMR fördert dies durch Projekte wie dem MIESBACHER WEIDEFLEISCH. Aber auch im Milchsektor ist ein weiteres Projekt geplant. Außerdem muss die Kombihaltung erklärt und deren Bedeutung für die Region augezeigt werden. Der Ökolandbau wird für mehr Betriebe im Miesbacher Oberland eine interessante Alternative sein und die Öko-Modellregion Miesbacher Oberland stellt dafür eine gute Grundlage dar. Sie hilft gemeinsam mit den Bioverbänden und dem Grünen Zentrum in Holzkirchen bei der Umstellung. Dabei ist die Öffentlichkeitsarbeit für die Biobetriebe und auch für weitere bäuerliche Familienbetriebe eine der Hauptaufgaben des ÖMR-Teams.
  • Aufgabe des Ministeriums
Die Landesanstalt für Landwirtschaft liefert demnächst fundierte Zahlen über die Haltungsformen in Bayern. Die Ministerialräte, die beim Termin vor Ort waren, müssen den Termin und das Thema nun fachlich aufarbeiten. Sie haben die Kombinationshaltung klar zu definieren und Weidezeiten usw. festzulegen. Bei einer klaren Kommunikation und wenn alle dahinter stehen, wird die Kombinationhaltung auch beim Handel als Haltungsform akzeptiert werden und im Label 3 bzw. 4 eingeordnet werden.
  • Aufgabe der Landwirte
Aufklärung und Information über Wirtschaftsweisen - das müssen LandwirtInnen täglich vor Ort kommunizieren und erklären. Authentisch und ehrlich können Verbraucher informiert und begeistert werden. Familie Waldschütz machts vor: beim Naturland-Milchviehbetrieb mit Öko-Kombinationshaltung kann der Verbraucher auch gern selbst Milch an der Milchtankstelle holen und ins Gespräch mit der engagierten Landwirtsfamilie kommen.
  • Aufgabe von Politik, Verbänden und Vereinen
PolitikerInnen aller Ebenen müssen sich permanent für unsere bäuerliche Landwirtschaft einsetzen. Deren Erhalt trägt auch zur Resilienz unseres Miesbacher Oberlands bei. Aber auch Verbände und Vereine stärken durch ihr Engagement unseren Landkreis. Als Beispiel ist hier das Aktionsbündnis Zivilcourage anzuführen: sie greifen immer wieder aktuelle Themen kritisch auf und hinterfragen diese. Für eine zukunftsfähige und nachhaltige Landwirtschaft setzen sie sich schon seit Jahren ein. Weiter so!
  • Aufgabe der Bevölkerung
Nicht zuletzt der Kunde hat es in der Hand. Täglich mit seinem Einkaufsverhaltung kann er die Landwirtschaft unterstützen, die er haben will.
Täglich....mit jedem Cent....in und für die Region.


Vielen Dank an Familie Waldschütz für die Gastfreundschaft!!!!
Vielen Dank allen Beteiligten für das Engagement in der Region!!!!!
Vielen Dank an Ilse Aigner und an Michaela Kaniber für den Besuch und die Zeit!
Vielen Dank für´s Engagement für die bayerische, bäuerliche Landwirtschaft!

Die konkreten Forderungen der Landwirte gibts im Anhang.
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