Bayernwelle; Redakteurin: Elena Mayer; Sendebeitrag vom 27.03.2019
Landkreise - Wer ist für den Artenschwund von Insekten, Bienen und Vögeln verantwortlich? Spätestens seit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ schieben sich hier die verschiedenen Parteien den schwarzen Peter zu.
Doch Beate Rutkowski vom Bund Naturschutz Traunstein sagt: Wir sind alle für mehr Artenvielfalt verantwortlich. Und den Beginn können wir in unserem Garten machen.
Die Landwirtschaftlichen Flächen sind durch Monokulturen geprägt und hier finden die heimischen Insekten keinen oder nur wenig Lebensraum. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir in unseren Gärten mitanpacken. Die ersten Schritte um ihren Garten in ein Naturparadies für Insekten, Vögel und Co. zu verwandeln sind ganz einfach.
Weniger Gartenarbeit hilft am allermeisten!
Mähen Sie nicht mehr jede Woche ihren Rasen. Lassen Sie die Blumen auch mal stehen. Bleiben Sie lieber auf der Terrasse und genießen Sie den Blick auf die bunte Wiese.
Gleiches gilt für die Hecken und Sträucher. Auch mal das Totholz dran lassen. Viele Insekten leben besonders gerne darin.
Auch vor dem Winter nicht zu viel mähen und wegschneiden, denn viele Insekten überwintern in den Stängeln oder legen ihre Eier dort rein.
Wenn Sie das Totholz doch wegschneiden wollen, dann legen Sie es zumindest in eine Ecke im Garten, auch hier finden viele Lebewesen Platz.
Lassen Sie das Laub auch mal liegen. Zwar nicht da, wo Blumen wachsen sollen, aber unter Sträuchern und Bäumen schützen sie nicht nur: Beim Verrotten geben sie auch Nährstoffe ab, die der Strauch zum Wachsen braucht. Und Igel und andere Tiere finden Schutz. So sparen Sie sich auch den Kunstdünger und somit Geld.Lassen Sie unbedingt Spritzmittel und Kunstdünger weg!
Spritzmittel lassen nicht nur Schädlinge sterben, sondern schaden auch den nützlichen Lebewesen.
Kunstdünger wenn, dann nur dort, wo etwas angebaut wird. Aber nicht auf dem ganz normalen Rasen. Wildblumen mögen nämlich keinen fettigen Boden, der also viele Nährstoffe hat.
Schaffen Sie Strukturvielfalt!
Nur wer viele verschiedene Komponenten in seinem Garten hat, kann auch vielen verschiedenen Arten eine Heimat bieten. Lassen Sie deshalb nicht nur den Rasen etwas länger wachsen. Schaffen Sie Ecken, wo der Boden steiniger und sandiger ist. Lassen Sie Gartenabfälle auf dem eigenen Komposthaufen.
Über eine Ecke mit Totholz freuen sich auch viele Tiere; über heimische Sträucher, die blühen, und Sträucher, die schon abgestorben sind. Auch ein Teich ist viel wert oder zumindest ein Behälter mit Wasser (und Sitzstein), wo Bienen trinken können. Die brauchen nämlich viel Wasser.
Lassen Sie es das ganze Jahr über blühen!
Zumindest von April bis Oktober. Zum Beispiel, in dem Sie ein Stück Rasen im Garten zu einer Blumenwiese umwandeln. Dies braucht allerdings viel Geduld, so viel schon mal vorne weg. Am Anfang sollten Sie aber ein bisschen von der Erde oben abtragen, da normaler Humus zu nährstoffhaltig für heimische Wildblumen ist.
Schütten Sie wenig lehmig-sandige Erde oben drauf und säen Sie heimisches Saatgut aus. Das ist ganz wichtig, damit auch unsere heimischen Insekten was davon haben. Und dann einfach mal wachsen lassen. Welche heimischen Blumen am besten in Ihrem Garten wachsen? Fragen Sie einfach bei ihrer heimischen Gärtnerei nach.
Auch ohne Garten geht’s.
Wenn Sie nur einen Balkon haben, gibt’s auch Möglichkeiten. Zum Beispiel, in dem Sie genau wie im Garten Wildblumen anpflanzen. Einfach nur im Blumenkasten. Auch Kräuter und Wildkräuter mögen Bienen, Wespen und Hummeln besonders gern. Alles aber auch blühen lassen und nicht immer sofort alles abschneiden. Auch Bienen-Hotels sind am Balkon gut aufgehoben. Insekten können immerhin fliegen und kommen auch zu Ihnen in den zweiten Stock.
Bienen-Hotel ist nicht gleich Bienen-Hotel
Es gibt viele Bienen- und Insekten-Hotels, die zwar schön aussehen, in die aber kein Insekt jemals reinfliegen, geschweige denn nisten oder leben würde. Hier finden Sie mehr Infos darüber.
Imker und Wildbienenexperte Christian Müller erzählt im BAYERNWELLE-Interview, dass er einen schönen Nebeneffekt solcher Bienen-Hotels erkennen kann. Meistens ist es nämlich so, dass sich die Bienen-Hotel-Besitzer dann mehr und mehr mit dem Thema auseinandersetzen. Sie können das Leben in den Hotels gut beobachten und kümmern sich dann um die Nahrung in ihrem Garten für „ihre“ Bienen.
Heißt, sie schaffen mehr und mehr Lebensraum für die Bienen und auch für andere Insekten und Vögel.
Und auch Beate Rutkowski vom Bund Naturschutz erzählt, dass die Menschen mehr und mehr das Thema Artenvielfalt im eigenen Garten ernst nehmen. Das Volksbegehren war nur ein erster Schritt in die richtige Richtung, der in vielen Köpfen aber schon viel geschafft hat.
Die Sendebeiträge der Bayernwelle sind im Zusammenhang mit einer Veranstaltung der Öko-Modellregion Waginger See - Rupertiwinkel im März 2019 entstanden. Titel der Veranstaltung war „Artenschutz geht jeden an – wie mache ich meinen Garten zum Naturparadies?“. Den Originalbericht finden Sie hier. Mehr Informationen zu den Artenschutz-Projekten der Öko-Modellregion Waginger See - Rupertiwinkel finden Sie hier.