Zum Inhalt springen

Wieder große Nachfrage nach "Baum und Braten"

Bio-Rindfleisch und Christbäume aus der Öko-Modellregion

Projekte: Ökolandbau begeistert! Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit, Allgäuer Milch und Fleisch gehören zusammen - Regionale Aufzucht von Bio-Milchviehkälbern
Patrick Preusch (FBG), Oberallgäus Landrätin Indra Baier-Müller, Immenstadts Bürgermeister Nico Sentner, Sarah Diem und Beate Reisacher von der Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten eröffneten die Aktion „Baum&Braten“.
Patrick Preusch (FBG), Oberallgäus Landrätin Indra Baier-Müller, Immenstadts Bürgermeister Nico Sentner, Sarah Diem und Beate Reisacher von der Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten eröffneten die Aktion „Baum&Braten“.
© Anja Worschech
Schon wenige Minuten nachdem der regionale Christbaumverkauf vor dem Grünen Zentrum in Immenstadt begonnen hat, sind fast alle 120 Fichten und Weißtannen restlos ausgesucht. „Was gibt es Nachhaltigeres als einen Baum aus dem Umkreis zu holen“, sagt Sentner. Die meisten Besucher waren schon bis zu einer Stunder vor offizieller Eröffnung da und haben sich die besten Bäume ausgesucht.

Auch Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber hatte kürzlich bei der Eröffnung der diesjährigen Christbaumsaison im Landkreis Roth in Mittelfranken dafür plädiert, auf Bäume aus Bayern zu setzen. Nicht nur die Frische und die hohe Qualität seien starke Argumente für heimische Christbäume. Die Wahl eines Baums aus Bayern stärke zudem die regionale Wirtschaft, schaffe Arbeitsplätze und vermeide umweltbelastende Ferntransporte quer durch Europa, so die Ministerin. Mittlerweile entscheiden sich nach Angaben des Forstministeriums rund 80 Prozent der Verbraucher für einen Baum aus Bayern. Etwa 4 Millionen Bäume werden jedes Jahr im Freistaat verkauft. Auch der Bund Naturschutz setzt auf heimische Bio-Weihnachtsbäume, „die in den bayerischen Regionen ohne Kunstdünger und Pestizide aufgewachsen sind“, so Helmut Scharpf, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu. „Wir möchten auch bei den Christbäumen wegkommen von langen Transportfahrten, die das Klima belasten, von Spritzmitteln, die in den meisten konventionellen Plantagen eingesetzt werden, und von Düngemittelrückständen, die oft die Gewässer und Trinkwasser belasten.“

Die angebotenen Fichten und Weißtannen der FBG stammen aus dem Oberallgäu und sind im Rahmen von Wald- und Moorpflegemaßnahmen im Vereinsgebiet geschlagen worden, erklärt Patrick Preusch. Sie sind weder mit Dünger noch mit Pflanzenschutzmittel in Kontakt gekommen, und bei zunehmendem Mond geschlagen worden, ergänzt Preusch. So bleiben sie länger frisch, heißt es.

Alexandra Stöhr und ihre Schwester Katja Helmle begutachten eine der letzten Fichten, die beim regionalen Christbaumverkauf vor dem Grünen Zentrum angeboten werden. Die eine Seite der Fichte ist fast kahl. Das nehmen die beiden mit Humor, genau so eine Charakter-Fichte suchen sie. „Ich finde es lustig, wenn man einen schrägen Baum hat, dann gibt’s mehr Diskussionen“, sagt Stöhr. Ihre Schwester hält kurzerhand eine zweite lichte Fichte daneben und bastelt damit einen „vollen Baum“. „Der Baum muss nicht perfekt sein, für die Woche wo er in der Stube steht“, findet Stöhr. Ihr sind andere Eigenschaften wichtig: Ohne Giftstoffe und regional müsse er sein. Was Stöhr obendrein freut: Das gute Gefühl beim Kauf. Die Spenden von 10 Euro pro Meter gehen an zwei soziale Projekte: Den Enzian e.V. in Immenstadt sowie an die Aktion „Weihnachtsessen für Einsame und Senioren“. Insgesamt sind durch die Aktion etwa 1800 Euro zusammen gekommen.
Ein kleiner Tipp auf den Aktionsflyern bringt so manchen Besucher sicher zusätzlich zum Schmunzeln: „Den ein oder anderen Makel am Naturbaum kann man durch den schönen Allgäuer Brauch des Christbaumlobens mit fruchtigen Destillaten quasi unsichtbar machen!“, ist da zu lesen.

Auch die etwa 180 Kilo Rind- und Kalbfleisch von drei Bio-Landwirten aus Sulzberg, Dietmannsried und Martinszell-Oberdorf finden ihre Abnehmer. Das Fleisch ist einige Wochen vorher bestellt worden. Die Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten möchte damit Landwirte bei der Direktvermarktung unterstützen und die Botschaft senden, dass Allgäuer Milch und Fleisch zusammen gehören, sagt Sarah Diem. Alle Tiere stammen von Milchviehbetrieben und sind auf dem Betrieb selbst oder bei Kooperationsbetrieben in der Region aufgewachsen, erklärt Sarah Diem. Damit bleiben die Transportwege kurz und die Wertschöpfung in der Region. Tobias Ruppaner, Biolandwirt aus Oberdorf mit etwa 55 Kühen, vermarktet sein Kalbfleisch seit 2012 selbst und ist froh um die Möglichkeit, bei der Aktion „Baum&Braten“ eine Plattform für sein Kalbfleisch zu haben. Denn für die regionale Direktvermarktung brauche es oft Durchhaltevermögen. So geht es auch Herbert Speiser, der sein „Seerind“ vom Öschlesee in Sulzberg gern über die Aktion „Milch und Fleisch gehören zusammen“ vermarktet.


Text: Anja Worschech
Vorherige Nachricht Nächste Nachricht