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Wie sieht der Wald von morgen aus?

Ein Waldspaziergang mit Blick in die Zukunft

Projekt: Bewusstseinsbildung
Es wird sich zeigen, ob die Baumhasel sich in unseren Breiten etablieren kann.
Revierleiterin Monika Löffelmann erläutert die Pflanzversuche mit Türkischer Hasel im Staatsforst
© Rosa Kugler
Die Tanne ist im Zuge des Klimawandels eine wichtige Baumart, sie ersetzt zum Teil die Fichte, die bisher der „Brotbaum“ für die Waldbesitzer und die Staatsforsten war. Die Fichte ist eine Baumart der montanen Lagen und benötigt durch ihre Flachwurzeln mehr Feuchtigkeit, während die Tanne tief wurzelt mit ihrer Pfahlwurzel und gleichzeitig für Stabilität der Bestände sorgt. Fichte in Reinkultur ist stark gefährdet durch den Borkenkäfer, da sich der Schadkäfer dort bestens vermehren kann und sogar durch die Erderwärmung bis zu drei Generationen ausbilden kann. Der Fichtenanteil in unseren Lagen wird sich künftig von alleine reduzieren. Der Klimawandel schreitet schneller voran, als dass sich die Arten anpassen können.
„Warum baut man dann die noch bestehenden Fichtenschonungen nicht möglichst schnell in artenreiche Bestände um“, lautete die Frage einer Teilnehmerin. Löffelmann erläuterte, dass die Fichtenbestände noch gut zur Beschattung von Schatten ertragenden Baumarten wie die Tanne und die Buche dienen, die entweder unterpflanzt werden oder in Naturverjüngung aufkommen. Ein sogenannter Unterbau oder stufiger Waldaufbau ist sehr wichtig, gerade wenn Stürme Altbestände vernichten. Hier kann der Unterbau dann durchstarten zu einem neuen Wald.
Welche Baumarten könnten den wärmer werdenden Temperaturen standhalten für die Wälder von morgen? Das ist keine einfache Frage, denn die Bäume müssen mit Trockenheit genauso zurechtkommen, wie mit Frösten, die es bei uns nach wie vor geben wird. Die Revierleiterin hat zu einer Versuchsfläche geführt, auf der gut 200 Baumhaseln von den Staatsforsten gepflanzt wurden. Dies ist ein Versuch, um herauszufinden, ob die Baumhasel, die ursprünglich in der Türkei beheimatet ist, bei uns künftig Fuß fassen kann. Marcel Huber hat wärmeliebende Baumarten wie den Speierling und die Elsbeere genannt, mit denen er in seinem eigenen Wald bisher gute Erfahrungen sammeln konnte. Weiterhin betonte Huber, dass es mit dem Pflanzen allein nicht getan ist, denn auf Kahlflächen, die Stürme verschuldet haben, muss meist die Brombeere gemäht werden, die sonst die Jungpflanzen überwuchern würden und diese wegen Lichtmangel eingehen.
Eine weitere Erschwernis für die Jungpflanzen ist das Rehwild, das gerne an den Trieben der Bäume frisst. Hier gilt es, den Wildbestand so anzupassen, dass dieser für den Wald verträglich ist.
Marcel Huber resümierte, dass wir nur zusammen, Waldbesitzer, Jäger und Staatsforsten, den Wald in eine stabile Zukunft überführen können. Der Wald der Zukunft ist ein zentrales Thema geworden!
Monika Löffelmann betonte am Ende der Exkursion: „Wohin die Reise mit dem Wald von morgen hingeht, das wissen auch die Experten nicht. Klar ist jedoch, dass man auf Vielfalt setzen und ein breites Spektrum an Baumarten pflanzen muss, damit unsere Wälder stabil in die Zukunft wachsen können. Der Wald wird uns erhalten bleiben, er wird jedoch „sein Gesicht“ verändern.“
Die Exkursion ist der Auftakt für den landkreisweiten Baumpflanztag am 13. November diesen Jahres im Landkreis Mühldorf, die Schirmherrschaft übernehmen Dr. Marcel Huber, Landrat Max Heimerl und Bürgermeistersprecher Thomas Einwang. Das Projektmanagement der Öko-Modellregion organisiert den landkreisweiten Baumpflanztag. Der Baumpflanztag soll eine Gemeinschaftsaktion mit großer Wirkung sein, es soll eine Beziehung zwischen Mensch und Natur entstehen und das Bewusstsein für die Leistung, die ein Baum erbringt, geschaffen werden. Rund um den Baumpflanztag vom Sommer bis in den Herbst gibt es ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm: von Waldbegehungen, über Lesungen bis hin zu künstlerischen Aktionen für Kinder im Wald. Die Gemeinden sind dazu eingeladen, Vielfalt und Leben in Ihre Gemeinden zu bringen, in dem Sie Bäume, Hecken, Streuobstwiesen an geeigneten Orten pflanzen. Möglichst viele „kahle“ Plätze sollen mit Leben gefüllt und möglichst vielen Menschen ein Lachen ins Gesicht gezaubert werden, nämlich beim Pflanzen eines Baumes in der eigenen Gemeinde. Vereine, Kindergärten, Schulen, andere Organisationen sowie land- und forstwirtschaftliche Betriebe sind herzlich eingeladen, ihre Idee wahr werden zu lassen und ihre Aktion zu melden unter www.wirpflanzeneinenbaum.de.
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