Gemüse unter erschwerten Bedingungen
In Roding im Landkreis Cham baut er Gemüse, Kartoffeln und etwas Obst an. Eine kleine Hühnerschar legt Eier für die Direktvermarktung. Nach dem Hacken zieht er ein paar Knoblauchzehen aus dem Boden, um zu sehen, ob sie schon bereit für die Ernte sind. Michael Simml ist Gemüsebauer aus Überzeugung. Ohne die wäre der Anbau an seinem Standort auch kaum möglich – die Böden sind an der Grenze der wirtschaftlichen Ertragsfähigkeit. „Unsere Böden haben nur eine Krumenstärke von rund 20cm, darunter liegt nur grober Sand und Steine. Das zerstört jede Maschine. Und ohne gescheite Fruchtfolge und Humusaufbau würde ich hier ganz schnell scheitern.“
Die wirtschaftlichen Zahlen im Blick, die Bodengesundheit im Herzen
Doch Michael Simml wirtschaftet seit über 15 Jahren sehr erfolgreich und erzielt gute Erträge. Eben weil ihm der Boden und dessen Gesundheit schon immer am Herzen liegen. Diese Zuneigung liegt in der Familie, denn Michael Simmls Vater, Michael sen., ist sowohl Biopionier als auch Bodenexperte, hat den Hof bereits 1989 auf Bio umgestellt. Für Michael Simml jun. ist schon in der Realschule klar, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten will. Allerdings mit Gemüsebau und nicht mit der Landwirtschaft, die der Vater damals noch mit Milchvieh und später mit Mutterkuhhaltung betreibt. So lernt er in Pfaffenhofen an der Ilm in einer Gärtnerei das Handwerk und kehrt Jahre später auf den elterlichen Hof zurück.
Weder wachsen noch weichen
„Mir war damals klar, dass ich mich auf keinen Fall mit einer siebenstelligen Summe verschulden wollte für den Wachstumswahn, der sowieso keine Zukunft hat. Und ich wollte nie mit Tieren arbeiten.“ Einige Jahre arbeitet er auf dem Hof mit, Gemüsebau und Mutterkuhhaltung mit eigener Fleischvermarktung laufen parallel. Als der Vater 2014 in den Ruhestand geht, übernimmt Michael Simml den Hof ganz und konzentriert sich nun ganz auf den Gemüsebau. Später kommen Kartoffeln, etwas Obstbau mit Äpfeln und Birnen sowie eine Hühnerschar für die Direktvermarktung hinzu. Tatkräftig unterstützt wird er von seiner Frau, zwei Festangestellten, zwei Verkäuferinnen auf den Märkten sowie saisonalen Aushilfskräften. Auch seine Eltern sind als Altenteiler weiter dabei.
Vielfältige Erzeugnisse und eine vielfältige Aufgabe
Rund 50 verschiedene Gemüsekulturen baut Michael Simml an. Jedes Jahr probiert er neue Dinge aus und lässt manches auch wieder sein, wenn es sich nicht bewährt. „Die Arbeit ist vielfältig und spannend, es gibt immer was Neues zu lernen. Neben Versuch und Irrtum spielt hier oft auch Glück eine Rolle. Und ich bin mein eigener Chef“, freut sich Michael Simml. Die Vielfalt seiner Kulturen und seiner Ansätze ist aber nicht nur Spielerei. In Zeiten des immer stärker spürbaren Klimawandels ist sie ein wichtiger Hebel, um das Risiko zu streuen. „Irgendein Gemüse hat immer Probleme. Dieses Jahr haben die Kartoffeln den Regen überhaupt nicht gut vertragen und die Ernte ist recht dünn. Aber bei über 50 Kulturen gibt es in Summe immer genügend verlässliche Erntemengen“, erklärt Michael Simml.
Dem Klimawandel konstruktiv begegnen
„Doch der Klimawandel macht mir richtig Bauchweh manchmal. Wie kann ich die Fläche in dem bestmöglichen Zustand erhalten, dass die nachfolgenden Generationen noch damit arbeiten, davon leben können? Wir haben noch nicht mal den Hauch einer Ahnung, was da auf uns zukommt“, sagt er besorgt. Das immer unberechenbarere und instabilere Wetter erfordert einen neuen Umgang. Hitzestabilere Sorten bei Kartoffeln zum Beispiel. Und gesunde, also humusreiche, biologisch aktive Böden. Das ist Michael Simmls Kernanliegen, denn solche Böden können Extreme viel besser abpuffern – Starkregen, Dürre, Hitze. Doch die Bedeutung gesunder Böden geht noch weit darüber hinaus, sie tragen auch zur Regulierung des Kleinklimas, zum Wasserhaushalt ganzer Regionen, zur CO2-Speicherung und zur Ernährungssicherheit bei.
Bodenaufbau nützt allen
Kurz: Zu wesentlichen Bereichen des Gemeinwohls. „Ich wünsche mir hier ein Umdenken der Gesellschaft und der Politik. Und mehr Wertschätzung, sprich den Kauf und die Förderung ökologischer Lebensmittel. Doch das geht sehr langsam. Dabei ist Überzeugung so wichtig. Sonst regiert nur das Geld“, findet Michael Simml. Er wäre schon froh, wenn die Politik sich nicht für schlauer als die Bauern halten und weniger bürokratische Steine in den Weg legen würde.
Von der Dynamik in der Öko-Modellregion erhofft er sich, dass sich der Ökolandbau als echte Perspektive für immer mehr Betriebe etabliert. „Jeder Betrieb, den wir verlieren, tut mir in der Seele weh. Egal ob konventionell oder bio“, gesteht Michael Simml. Vor dem Hintergrund des Strukturwandels in der Landwirtschaft hat er selbst zum Glück seine Nische gefunden und macht seine Arbeit gerne. „Wir bauen gutes Gemüse an und ich sehe täglich die Früchte meiner Arbeit wachsen. Das spiegeln uns auch unsere Kunden, was mich ganz besonders freut“, sagt Michael Simml begeistert.