Er erinnert sich gerne an seine Zeit als junger Bub „Wir waren jeden Sonntag beim Großvater, der war sehr aktiv im Obst- und Gartenbauverein. Ich habe es geliebt, mit ihm zu garteln und von ihm zu lernen.“ Die Liebe zur Natur und zum Gärtnern bleibt ihm, er überlegt, ob er Landwirt oder Gärtner werden möchte. Ohne Hof entscheidet er sich für den Beruf des Landschaftsgärtners und arbeitet anfangs im Gartencenter. Mitte der 90er-Jahre lernt er seine Frau Jessica kennen. Sie stammt aus Grafenkirchen, ihre Eltern betreiben dort ein Wirtshaus mit Metzgerei. Sie selbst ist Unternehmensjuristin und will mit Berufen ohne Freizeit nichts zu tun haben – Landwirte und Gastronomen wollte sie meiden. „Dass Landwirtschaft und Gärtnerei gar nicht so weit weg sind, war ihr nicht klar“, schmunzelt Michael. 2004 stellen die Schwiegereltern ihre Flächen zur Verfügung und Michael Weindl startet in die Selbständigkeit. Der Weg vom Landschaftspfleger zum Biogärtner hat sich für Weindl durch seine ersten Anstellungen ergeben, „da war ich fürs Spritzen zuständig und mir war schnell klar, dass ich das auf meinem Betrieb nicht haben wollte. So kam es zur biologischen Bewirtschaftung.“ Mit Zierpflanzen und Blumen konnte man in den „Nuller-Jahren“ mit den Baumärkten nicht mehr kostendeckend konkurrieren und so kam die Umorientierung auf Gemüse, insbesondere Jungpflanzen.
Denn Direktsaat funktioniert im professionellen Gartenbau nur für wenige Kulturen. Die meisten Gärtnereien – und übrigens auch erfolgreiche Hobbygärtner – sind auf Jungpflanzen angewiesen. Werden die Pflänzchen eingesetzt, anstatt Samen zu säen, haben diese einen deutlichen Wachstumsvorteil gegenüber anderen Beikräutern. Viele Betriebe beziehen die Jungpflanzen mangels Alternativen notgedrungen von einem baden-württembergischen Betrieb. Da für viele regionale und biologische Versorgung aber zusammengehört, wollte Weindl eine regionale Bezugsquelle für Jungpflanzen schaffen – für seine Kollegen, zukünftige Kollegen und die vielen Hobbygärtner auf dem Land.
Zu den Jungpflanzen gibt es noch Feingemüse, Salate, Gurken, Zucchini, Paprika. Verkauft werden sie an die Gastronomie, Denn‘s Bio-Märkte, Edeka-Läden der Umgebung. In Cham betreibt Michael Weindl am Samstag einen Laden und der Hofladen öffnet Mittwoch und Freitag.
Auch eine kleine Kreislaufwirtschaft hat er sich überlegt: Am Hof gibt es etliche Hühner unterschiedlicher Rassen, wie etwa die friedlichen Brahmas, die sich auf frische Salatblätter und andere Abschnitte freuen dürfen. Die Tiere werden sehr groß (4-5 kg) sind ruhig und außerdem brutfreudig. Sie können zwar nicht fliegen, dafür aber rennen.
„Eine Gärtnerei macht viel Arbeit, ohne meine Mitarbeiter und die Hilfe der Familie würde ich es niemals schaffen, auch noch für die Kinder da zu sein. Damit haben wir eine gute Lösung für uns alle gefunden und können die gemeinsame Freizeit genießen, die uns als Familie durch die gute Organisation auch noch bleibt.“ Denn Jessica und Michael Weindl einigen sich bei der Familienplanung darauf, dass Jessica weiterhin beruflich aktiv bleibt. Michael kümmert sich um die Kinder Vinzenz (10) und Valentin (5) und zieht sie überwiegend groß. Das Modell der arbeitenden Frau und des Hausmanns war auf dem Land wirklich ungewöhnlich. „Für uns hat es von Anfang an funktioniert und wir sind glücklich, dass wir unsere eigenen Vorstellungen des gemeinsamen Lebens verwirklicht haben. Die Kombination aus Gärtnerei und einem Papa, der zu Hause ist, funktioniert für mich sehr gut“, erklärt er strahlend.
Auch die Gärtnerei öffnet gerne ihre Türen für Kinder. Die Initiative Mini-Gärtner erlaubt den Kleinen Einblicke in den Handwerksberuf. Nicht zuletzt erleben die Kinder in der Gärtnerei dann ein bisschen, was Michael Weindl bei seinem Opa erleben durfte: Echte Freude am Handwerk und Arbeiten mit und in der Natur.