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Biobetrieb Familie Kürzinger

Mit Leidenschaft Landwirtschaft betreiben

Biolandwirt Kürzinger
Wolfgang und Andrea Kürzinger
© Daniel Delang

Doch Wolfgang Kürzinger ist auch noch Landwirtschaftsmeister und betreibt mit seiner Frau Andrea, Tochter Bettina, ebenfalls Landwirtschaftsmeisterin und der ganzen Familie, einen Bio-Milchviehbetrieb. Die Kürzingers sind auch Ausbildungsbetrieb und beschäftigen einen Angestellten. „Wir sind überzeugte Landwirte. Wegen meiner beruflichen Laufbahn die Landwirtschaft aufzugeben, war nie in Frage gekommen. Weil die ganze Familie hinter der Landwirtschaft steht, hat es immer funktioniert.“ Lange Zeit hatten sie Milchkühe mit Nachzucht und Bullenmast am Hof, also die Kälber gemästet und deren Fleisch verkauft, ebenso wie die Milch der Kühe. Mittlerweile haben sie am Hof nur noch die Milchkühe und die weiblichen Kälber bis 6 Monate. Die Nachzucht, also die weiblichen Kälber, die später Milchkühe werden, werden von einem Biobetrieb im Nachbardorf großgezogen. Die männlichen Rinder werden jetzt mit sechs bis 8 Wochen zur Mast verkauft.

Der Betrieb wirtschaftet seit 2020 komplett biologisch. Das Grünland eigentlich schon über 20 Jahre. „1998 haben wir den ersten Laufstall für 45 Kühe gebaut, dann wurden es 65, 80, schließlich 130 Kühe. Die Landwirtschaft erfordert eine permanente Entwicklung. In den 2010er-Jahren haben wir angefangen, neue Szenarien für den Hof zu überlegen. Auf ökologische Wirtschaftsweise umzusteigen war eines dieser Szenarien, das Bettina dann später in der Meisterhausarbeit kalkuliert hat. Bei einem weiteren hätten wir so sehr wachsen müssen, dass die Bezeichnung Familienbetrieb nicht mehr passend gewesen wäre.“

Offenbar war hier für Wolfgang Kürzinger und seine Familie eine Grenze des Wachsens erreicht. Gleichzeitig spricht er von einer „Grenze im Kopf“ in Bezug auf den Ökolandbau. „Das waren Jahre lang die Spinner im Dorf. Gleichzeitig gab es aber auch einen inneren Widerstand gegen den fortschreitenden Wachstumszwang und seine Folgen. Parkinson ist wegen dem Pestizideinsatz mittlerweile eine anerkannte Berufskrankheit, der reine Fokus auf Leistung wird im System weder der Natur noch den Tieren noch den Menschen, die darin arbeiten, gerecht.“ ist Kürzinger überzeugt.  Weil die Bedingungen für den Umstieg auf Bio durch den großzügigen Stall und die arrondierten zwölf Hektar Weide optimal waren, traf die Familie die Entscheidung zur Umstellung.

„Das ist schon mal ein Sprung ins kalte Wasser, die alte Wirtschaftsweise ist weg, die neue noch nicht etabliert und die Tiere und die Flächen reagieren auf die Veränderung. Es war anfangs nicht leicht.“ Nach den ersten Umstellungsmonaten wird es besser. „In der Gesellschaft wird man als Ökolandwirt wertgeschätzt, da ist man plötzlich wieder Mensch.“ Auch den Tieren geht es besser und alle sind froh, dass der Widerstand, den sie anfänglich gegen den Ökolandbau hatten, sie nicht von der Umstellung abgehalten hat. Geholfen hat dabei auch ein Spruch seines Großvaters Agathon Reiser. Der Wirt und Bauer war in seiner Seele ein Philosoph und hat dem Enkel eine wichtige Lektion fürs Leben mitgegeben: Du bist auch für das verantwortlich, was du nicht tust, wenn du es könntest.

Letztlich passt der Ökolandbau zum restlichen Engagement von Wolfgang Kürzinger, der immer mutig und verantwortlich auf eine Weise gestaltet, die den kommenden Generationen eine gute Basis hinterlässt. Wohl nicht zuletzt deshalb hat die ganze Familie Freude an der Landwirtschaft. 

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