Die Erzeugergemeinschaft Schlachtvieh Traunstein hat mit Unterstützung der Ökomodellregion den Schlachtanhänger gekauft, bei dessen Einsatz sie mit dem städtischen Schlachthof Laufen kooperieren wird. Die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land beteiligen sich am Unterhalt und Betrieb des Hängers mit einem Zuschuss.
Cem Özdemir spricht sich für Ausbau des Konzepts aus
Zuletzt wurde die mobile Schlachtung im Januar öffentlichkeitswirksam diskutiert, als sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) für einen deutlichen Ausbau stark machte – auch weil sich deutschlandweit die Anzahl der Schlachthöfe stetig verringert. Erlaubt ist das mobile Schlachten seit 2011.
Marlene
Berger-Stöckl, Managerin der Ökomodellregion, freut sich: „Bio-Bauern und
Direktvermarkter aus der Region standen uns schon lange auf den Füßen, dass sie
sich das wünschen würden. Es ist ein absolutes Tierwohl-Projekt, darauf sind
wir sehr stolz. Gewinn wird damit keiner erzielt.“
Wenn die Tiere
auf dem Hof, im gewohnten Umfeld, geschlachtet werden können, vermeidet das
Stress, der durch Verladen, Transport, Fahrt und Geräusche hervorgerufen wird,
so die Überzeugung von Berger-Stöckl. Ob und wie sich der Preis des Fleisches
dadurch verändern wird, könne jetzt noch nicht gesagt werden und sei
einzelfallabhängig. „Aber klar ist auch: Billiger wird’s dadurch natürlich
nicht, weil Aufwand und Kosten steigen.
Das ist es aber wert, im Sinne der Tiere“, so Berger-Stöckl, die auch die
Verbraucher mit in die Pflicht nimmt: „Ich hoffe, das sehen auch die
Konsumenten so. Es ist das alte Lied: Tierwohl kostet Geld und braucht
Fleischabnehmer, die bereit sind, das einzupreisen.“
Nun liegt der Ball aber zunächst bei den Landwirten. Denn diese müssten das Angebot nun ausprobieren, regelmäßig nutzen, im besten Fall weiterempfehlen. Nur so könne sich der Anhänger in der Region etablieren, ist sich Berger-Stöckl sicher. Mit entsprechender Metzger-Ausbildung sei es sogar möglich, sich den Anhänger gegen eine geringe Gebühr im mittleren, zweistelligen Bereich auszuleihen.
Artikel von Ralf Enzensberger, Südostbayerische Rundschau vom 18. Mai 2022