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Erhöhung von Biodiversität in der Landwirtschaft – gesellschaftliche Kraftanstrengung nötig

Feldbegehung in Werneck-Egenhausen zeigt Möglichkeiten und Herausforderungen auf

Projekte: Ökolandbau erleben, Perspektive Ökolandbau?
Gruppe am Feldrand
Demeter-Landwirt Andreas Römert und Bioland-Naturschutzberater Janosch Fiedler erläutern Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität in der Landwirtschaft
© Anja Scheurich

Neben Flächenversiegelung, Lichtverschmutzung und Klimawandel ist auch die Landwirtschaft maßgeblich beteiligt an dem immensen Rückgang der Biodiversität. Damit trägt sie gleichzeitig eine große Verantwortung, dem Artenschwund Einhalt zu gebieten. Die ökologische Landwirtschaft ist dabei ein Hebel: Verschiedene Studien belegen, dass auf ökologisch bewirtschafteten Flächen etwa 30 Prozent mehr Insektenarten und 50 Prozent mehr Individuen leben als auf konventionellen Flächen. Unter anderem der Verzicht auf synthetische Pflanzenschutzmittel führt zu mehr Ackerwildkräutern, die wiederum mehr Insekten anziehen. Auch die meist etwas längeren Fruchtfolgen im Ökolandbau und der höhere Anteil zweijähriger Kulturen wie Kleegras bieten Vorteile für Insektenpopulationen.

Dennoch bedarf es vieler weiterer gemeinsamer Anstrengungen, wenn der Biodiversitätskrise begegnet werden soll. Dies betonten auch einige der anwesenden Teilnehmenden. Naturschutzexperte Fiedler erläuterte vielfältige Maßnahmen: Blühflächen, die Extensivierung von ohnehin „unrentablen Ecken“, weite Fruchtfolgen, für Insekten attraktive Ackerfrüchte oder kleine Feldstücke schaffen vielfältige Lebensräume. Auch eine abgestufte Kleegras- oder Grünlandnutzung erhält mit dem Stehenlassen von Reststreifen Rückzugs- und Nahrungsfläche. So könnten Nützlinge – wie zum Beispiel der Laufkäfer, der unter anderem Blattläuse frisst - aktiv gefördert werden. Die Anlage von Hecken, Tümpeln oder gar Baumreihen auf den Äckern („Agroforstsysteme“) sorgen für ein dichtes Netz an Rückzugsräumen. „Wenn man sich mal in ein Rebhuhn hineinversetzt, dann kann man verstehen, dass eine ausgeräumte Flur ohne Deckung durch Gehölze und Stauden nicht sonderlich attraktiv ist“, verdeutlicht Fiedler seine Ausführungen.

Bei Bio-Getränken und Bio-Gebäck wurde noch lange die Dringlichkeit dieser und anderer Maßnahmen diskutiert: Damit Landwirt/-innen ihre Äcker biodiverser bewirtschaften können, müssen diese Leistungen auch von der Gesellschaft finanziell honoriert werden. Dafür müsse ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft eintreten und politisch entsprechend gesteuert werden.

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