Florian wusste schon immer, dass er einmal die Landwirtschaft von seinen Eltern übernehmen will. Mit Geli an seiner Seite, die leidenschaftlich gerne Landwirtin ist, ist das Glück perfekt. Mit Geli kam auch der Gedanke an Ökolandbau auf und 2006 dann die Umstellung. Um sich die Arbeit zu erleichtern, schafften sie sich einen Melkroboter an. Leider haben sie diese Entscheidung bitter bereut. „Es mag für einige Betriebe die richtige Entscheidung sein, für uns war es das nicht! Die Technik war fehleranfällig und immer wieder stimmten die sogenannten Milchwerte nicht, obwohl unsere Tiere kerngesund waren.“ Es liegt die Vermutung nahe, dass ihr Betrieb für den Roboter zu klein ist. Der braucht eine höhere Auslastung, um reibungsfrei zu funktionieren, da sind die beiden heute sicher. Sie jedenfalls sind schier an den vielen Problemen verzweifelt. Und dann die Chemie, um die Anlage regelmäßig zu reinigen. Der Hochdruck, mit dem die Milch durch die Schläuche gepresst wird. Letztlich aber bleiben alle Überlegungen Spekulation, denn warum es für sie nicht funktioniert, das wissen sie bis heute nicht sicher.
Irgendwann kam der Tag, an dem der Widerstand gegen den Roboter so groß war, dass sie es einfach sein ließen. „Jetzt reicht‘s!“ In einer Hau Ruck Aktion besorgten sie sich von Kollegen fünf Melkeimer. Dabei wird direkt in einen Edelstahlbehälter gemolken. Die Milch fließt ohne Druck hinein. Welche Erleichterung das war! Sofort bemerken sie, dass sich die Milch verändert. Sie schmeckt weicher, voller, die Werte stimmen seither zuverlässig. Zudem lässt sich diese traditionell gemolkene Heumilch besser verarbeiten. „Das war die beste Entscheidung unseres Lebens. Auch wenn das Melken jetzt wieder mehr Arbeit macht, ist unser psychischer Druck vorbei. Wir brauchen kaum noch Chemie zur Reinigung, unsere Stromkosten sind um mehrere 100 Euro pro Monat gesunken. Die Tiere genießen den engen Kontakt mit uns und wir mit ihnen. Für unser Betriebssystem muttergebundene Kälberaufzucht eignet sich diese Melktechnik hervorragend. Und wie gesagt: die Qualität hat uns vom ersten Tag überrascht und überzeugt.“
Flori und Geli motiviert das noch mehr, in die Weiterverarbeitung der Milch einzusteigen. Neben Joghurt, Butter und Quark sollen auch Weich- und Frischkäse erzeugt werden, sobald die neuen Räume fertig ausgebaut sind. Die anfallende Molke wird an die vier Duroc-Schweine verfüttert, die sie jährlich aufziehen. Das Hotel nebenan nimmt ihnen einen Teil der Fleisch- und Milchprodukte ab. Die Erzeugnisse kommen bei den Gästen so gut an, dass viele auf der Heimreise noch mal im Hofladen vorbeischauen.
Das Angebot im Hofladen ist vielfältig: Neben den Milchprodukten gibt es auch gelegentlich Gemüse und Obst aus dem eigenen Bauerngarten, sowie Fleisch und Wurst von Schwein und Rind. Um keine Tiere mehr auf ungewisse Transporte zu schicken, vermarkten die Schmids alle Tiere selbst. Die Kälber bleiben zunächst vier Monate bei der Mutter und dürfen direkt im Herdenverband aufwachsen. Kälber, welche sie nicht zur eigenen Nachzucht brauchen und als Färsen und Ochsen aufziehen, werden geschlachtet und ihr Fleisch im Hofladen direkt vermarktet. Auch die Alt-Kühe dürfen ihren letzten Weg in Würde gehen. Aus ihnen lässt sich schmackhafte Rohsalami, Landjäger und vieles mehr herstellen.
Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben Flori und Geli
gezeigt, wie wichtig es ist, mutig den eigenen Überzeugungen und Plänen zu
folgen und sich nicht beirren zu lassen, ihren eigenen Weg zu gehen.
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