Im Rahmen einer Informationsveranstaltung auf dem Biohof Hafner trafen sich rund 40 Interessierte, um sich über aktuelle Themen der ökologischen Landwirtschaft auszutauschen. Unter dem Titel „Weidepflicht, Ackerbau und Sonderkulturen in der Ökolandwirtschaft“ luden die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Nördlingen-Wertingen, Augsburg und Ingolstadt-Pfaffenhofen gemeinsam mit den Ökomodellregionen „Stadt.Land.Augsburg“ sowie „Stadt.Land.Ingolstadt und Paartal“ zu einem praxisnahen Abend auf dem Feldheimer Betrieb ein.
Nach der Begrüßung durch die Veranstalter stellte Seniorchef Klaus Hafner den ökologisch wirtschaftenden Familienbetrieb vor.
Seit der Geburt seiner Enkelin Sophia im Jahr 2024 leben nunmehr vier Generationen mit und von der Landwirtschaft - heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Gelingen kann das nur, stellte der Betriebsleiter fest, wenn man Freude an seiner Arbeit hat, von seinem Weg überzeugt ist und eine angemessene, auch finanzielle, Wertschätzung für sein Tun erfährt. Diese Voraussetzungen sahen Klaus Hafner und seine Frau Sybille am ehesten in der Biolandwirtschaft erfüllt. So wirtschaftet der Betrieb seit 2008 nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Der Betrieb zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus: Neben der Milchviehhaltung und der Beweidung extensiver Grünlandflächen zu Landschaftspflegezwecken mit Wasserbüffeln setzt die Familie beim Ackerbau auf den Anbau von über 14 Kulturen, darunter auch Sonderkulturen wie Blattsellerie, Petersilie, Karotten und Zwiebeln.
Während der Betriebs- und Feldbesichtigung wurden Chancen und Risiken im Sonderkulturanbau thematisiert. Hohe Produktionskosten, Unkrautdruck, Wetterextreme und schwankende Marktpreise stellen besondere Herausforderungen dar.
„Nasse Bedingungen, wie im Jahr 2024 erschweren die Unkrautregulierung. Kulturen wie die Zwiebel können selbst kaum Unkraut unterdrücken. Sie verlieren den Konkurrenzkampf um Nährstoffe, Licht und Wasser und bilden nur kleine Zwiebeln aus.“ so Juniorchef David Hafner. Die Folge sind Ernteerschwernisse und das Samenpotential der Unkräuter kann zunehmen. Außerdem kommt es zu Einbußen in Ertrag und Qualität. Unterschreiten die Zwiebel einen gewissen Durchmesser kann die Ware nicht mehr als Speiseware vermarktet werden. Es kam auch schon vor, dass die Erntemaschine die Karotten nicht mehr aus dem Boden holen konnte. „In so einem Fall stehen den variablen Kosten von mehreren Tausend Euro keine Einnahmen gegenüber und man verliert Geld.“ macht der Juniorchef das Risiko deutlich.
Gleichzeitig ermöglichen erfolgreiche Ernten beachtliche Deckungsbeiträge – sofern Bedingungen wie Ertrag, Qualität und Preis stimmen. „Die großen Ernteausfälle sind natürlich nicht die Regel“ fuhr Michaela Hafner fort, sonst würde der Anbau ja keinen Sinn machen. Man solle sich aber auch nicht dem Irrglauben hingeben, dass der Sonderkulturanbau Jahr für Jahr hohe Deckungsbeiträge generiert, so die junge Betriebsleiterin und Ehefrau von David Hafner weiter.
Am Feldrand kam dann noch eine Diskussion auf, die viele Öko-Bauern umtreibt: der chemische Pflanzenschutz. Jedenfalls war es allen anwesenden Biobetrieben wichtig, dass konventionelle Berufskollegen in Sachen Pflanzenschutzmitteleinsatz weiter sensibilisiert werden. Gerade bei ungünstigen Bedingungen (z. B. Wind, Thermik) können bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln Verfrachtungen und Verlagerungen auf Ökoflächen stattfinden. Mit moderner Analytik können auch kleine Mengen im Erntegut nachgewiesen werden. Für Ökobetriebe führt das zu Problemen in der Vermarktung als Bioware.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Umsetzung der EU-weit vorgeschriebenen Weidepflicht für Milchkühe im Ökolandbau. Die aktuelle Situation schilderte Klaus Hafner anhand eines Luftbilds der Hofstelle. Während das Jungvieh bereits seit längerer Zeit auf außerorts gelegenen Weiden gehalten wird, gestaltet sich die Situation für die Milchkühe schwieriger: Der innerörtlich gelegene Stall bietet nur begrenzten Weidezugang, sodass die Tiere wohl künftig über eine Straße zu größeren Weideflächen getrieben werden müssen. „Doch auch diese Herausforderung werden wir bewältigen.“ war sich der Seniorchef Hafner sicher.
Zum Abschluss lud Familie Hafner alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer Brotzeit und Getränken ein. In entspannter Atmosphäre fand ein angeregter Austausch statt – ein gelungener Abend, der praxisnahe Einblicke in die Ökolandwirtschaft bot und eindrücklich die Dynamik und Leistungsbereitschaft bayerischer Familienbetriebe vor Augen führte.