Zur Ernteaktion gegen Lebensmittelverschwendung hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgerufen. Deutschland hat sich dem Ziel der Vereinten Nationen angeschlossen bis 2030 die Lebensmittelabfälle im Einzelhandel und auf Verbraucherebene auf die Hälfte zu reduzieren. Hintergrund dafür ist, dass jährlich in Deutschland entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette circa elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeschmissen werden. Einen Großteil davon macht dabei Obst und Gemüse aus. Ins Leben gerufen wurde die Ernteaktion „Gelbes Band“ im Jahr 2018 vom Landkreis Esslingen, der damit 2020 den „Zu gut für die Tonne!“ Bundespreis gewonnen hat. Seitdem haben sich viele Kommunen und private Initiativen dem Projekt angeschlossen.
Mit der Ernteaktion „Gelbes Band“ möchte die Öko-Modellregion Passauer Oberland ein Zeichen für die Nutzung von regional und saisonal verfügbarem Obst setzen. Mit dem Anbringen eines gelben Baumwollbands an Obstbäumen soll signalisiert werden, dass hier öffentlich geerntet werden darf. Doch auch hier gibt es gewisse Regeln zu beachten, die an einem Hinweisschild am Baum angebracht werden. Das Ernten ist ausschließlich von Bäumen und Sträuchern erlaubt, die ein gelbes Band tragen. Denn nur diese Früchte werden von den Besitzerinnen und Besitzern für die Ernte freigegeben. Das Ernten erfolgt ohne Leitern. Es werden also nur diejenigen Früchte geerntet die in Reichweite hängen oder bereits am Boden liegen. Eine weitere Regel nimmt die Erntemenge ins Visier. Es soll nur so viel geerntet werden, wie auch tatsächlich verbraucht werden kann. Darüber hinaus ist der respektvolle und achtsame Umgang mit den Obstbäumen und dem Eigentum anderer Voraussetzung. Das Obst sollte an Ort und Stelle auf seine Qualität geprüft werden, dabei sollte man sich jedoch nicht von der einen oder anderen braunen Stelle abschrecken lassen. Diese kann einfach ausgeschnitten werden. Wichtig ist es das Obst vor dem Verzehr gründlich zu waschen.
An der Ernteaktion beteiligen sich die Kommunen Büchlberg, Fürstenstein, Ruderting, Tiefenbach, Tittling, Salzweg und Windorf. In den kommenden Wochen werden auf den kommunalen Flächen Obstbäume mit dem gelben Band versehen, die dann abgeerntet werden dürfen. Oft handelt es sich dabei um alte Streuobstbestände die mit alten Sorten einen besonderen kulinarischen Reiz ausstrahlen.
Der Obstanbau spielt in der niederbayerischen Kulturlandschaft schon seit Jahrhunderten eine bedeutende Rolle und prägt die Landschaft auf einzigartige Weise. Insbesondere während der Blüte im Frühjahr beleben sie das Landschaftsbild und binden die Dörfer harmonisch in die Umgebung ein. Gleichzeitig dienen Streuobstbestände als wertvoller Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. In den Streuobstbeständen leben bis zu 5.000 verschiedene Arten. Viele davon stehen auf der Roten Liste und sind vom Aussterben bedroht. Deshalb zählt der Lebensraum Streuobst zu den wichtigsten und wertvollsten Kulturlandschaftsbiotopen.
Ebenso bietet die Vielfalt von über 3.000 Sorten im Streuobstanbau ein großes Reservoir an vielseitigen Erbanlagen, die es in dem auf wenige marktgängige Sorten spezialisierten Intensivobstanbau nicht mehr gibt. Dieses Genreservoir gilt es für die Zukunft zu sichern. Ziel muss es sein, diejenigen Sorten, die sich als robust gegen Klimaeinflüsse, Krankheiten und Schädlinge erwiesen haben, eine entsprechende Nutzungseignung und einen hohen gesundheitlichen Wert aufweisen, weiter zu vermehren und für den Anbau zu nutzen.