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Unterwegs in der Öko-Modellregion Landshut

Zu Gast bei Pomologe Jürgen Pompe von der Lohnmosterei Pompe

Jürgen Pompe und Veronika Stanglmayr in einer Streuobstwiese mit reifen Apfelbäumen
Jürgen Pompe und Veronika Stanglmayr
© Veronika Stanglmayr

Es ist August und es ist nicht ganz einfach, das Schild und die Abzweigung zur Lohnmosterei Pompe zwischen den Feldern, die dicht mit hohem Mais bewachsen sind, zu finden. Nach der Abzweigung auf eine sehr schmale Teerstraße, weiter auf einem noch schmaleren Weg, auf dem mittig das Gras und die Kräuter üppig wuchern. Dann endlich ist man angekommen, auf dem Hof der Lohnmosterei Pompe. Mittig ein wunderschöner großer Apfelbaum - in diesem Jahr haben die Äpfel Schorf, aber dazu später mehr.

Jürgen begrüßt mich fröhlich auf seinem Hof. Linker Hand die Mosterei, rechter Hand eine kleine Lagerhalle aus Holz. Wir gehen erstmal in die Mosterei - ein Gebäude mit drei Etagen. Er erklärt mir fachkundig wie Apfelsaft entsteht. Erst werden die Äpfel gewaschen. Über ein Förderband gelangen die gewaschenen Äpfel in eine Mühle und werden zermahlen. Der Apfelbrei läuft dann auf durchlässigen Bändern durch immer kleiner werdende Walzen. Am Ende trennen die Walzen den Saft mit einem Druck von bis zu vier Tonnen von den Feststoffen. Nach der Pasteurisierung wird der Saft in Plastikbeutel abgefüllt und in Pappkartons gepackt, um den Geschack des Sommers über den Winter und noch weiter hinaus zu konservieren.

Dann führt mich Jürgen in den Keller der Mosterei. Dort verbreitet Bienenwachs seinen herlichen Duft, gepaar mit dem süßlichen Duft vom Apfelmost - Jürgen ist auch Hobby-Imker. Die sommerliche Hitze hat es nicht nach unten in den Keller geschafft. Es ist angenehm kühl. Große leere Edelstahlfässer warten nur darauf, bald wieder mit frischem Most befüllt zu werden. Jürgens Ware ist sehr begehrt und schnell vergriffen. Vor allem, da im letzten Jahr die Obsternte besonders schlecht ausgefallen ist. Jeder Besitzer eines Obstbaumes in der Region hat dies zu spüren bekommen.

Im Obergeschoss der Mosterei bietet Jürgen Pomologie- und Schnittkurse für Obstbäume an. An den Wänden hängen Poster von Obstbäumen und Früchten und dicke Bücher in Regalen warten nur darauf, ihr Wissen preiszugeben. 

Wir gehen wieder nach draußen und in die kleine Lagerhalle aus Holz. Dort zeigt mir Jürgen stolz die mit Kirschen prall gefüllte Gefriertruhe. Die Kirschen sollen einmal zu Saft verarbeitet und unter den Apfelsaft gemischt werden - so entsteht Apfel-Kirsch-Saft. Auch die Flaschen für den Most und weitere Behälter, wie Kanister lagern hier. Wir verweilen dort nur kurz, die Streuobstwiese wartet auf uns.

Derzeit werden dort 385 Apfelsorten, 35 Quittensorten, 100 Birnensorten, 15 Süß- und Sauerkirschsorten, 25 Zwetschgensorten, 10 Holunder-, Mispel-, und Beerensorten gepflegt und - ich fasse es kaum - Jürgen kennt sie alle beim Namen. Er weiß über jede Sorte bis ins kleinste Detail Bescheid. Besonders mag er die alten Obstsorten.

Die Äste der Apfel- und Birnbäume hängen von den immer reifer werdenden Früchten schwer zu Boden. Es ist ein gutes Obstjahr - Jürgen rechnet mit überdurchschnittlichen Erträgen. Die Früchte sind in diesem Jahr zwei bis drei Wochen früher reif als üblich. Durch den vielen Regen der vergangenen Monate hat sich auf den Früchten mancher Bäume Schorf gebildet.  Schorf ist ein Pilz, der sich besonders in nassen Jahren schnell verbreitet. Er befällt die unterschiedlichen Sorten verschieden stark und ist für Menschen völlig ungefährlich.

Jürgen lässt mich hin und wieder ein paar Äpfel probieren und erklärt mir die Besonderheiten der einzelnen Sorten. Eine seiner Lieblingsapfelsorten heißt Ribston Pepping. Dies ist eine sehr anspruchsvolle Apfelsorte. Sie ist bekannt für ihre besonders würzigen und edlen Früchte und ihren sehr harmonischen, überragenden Geschmack. Das Letzte was ich auf unserem Rundgang kosten darf, ist eine besonders süße Zwetschge. Die Früchte des Baumes sind schon fast alle gepflückt und mit seinem Phänotyp erzeugt der Baum in mir nahezu herbstliche Gefühle.

Wieder im Hof angekommen, tummeln sich die Wespen um die zu Boden gefallenen Äpfel des Hofbaumes. Oh ja, ich bin mir sicher, das war ein wirklich schöner Betriebsbesuch an diesem wunderschönen, warmen Sommertag.

Lieber Jürgen, ich wünsche Dir viel Erfolg für die kommende Obsternte und die folgende Weiterverarbeitung. Und wer es noch nicht wusste: Bei Jürgen kann jeder sein Obst zu Saft pressen lassen.

Alle Infos dazu unter Startseite - Lohnmosterei Pompe (mosterei-pompe.de)

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