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Sylvia und Markus Hiermeier

Familie Hiermeier im Altmühltal: Mutig und kreativ Herausforderungen meistern

Portraitfoto von Markus und Sylvia Hiermeier
Markus und Sylvia Hiermeier
© Daniel Delang

„Da beginnt man dann schon zu überlegen. Unsere Lage in der Dorfmitte war ein begrenzender Faktor. Aber auch die Möglichkeiten, in der Fläche zu wachsen, sind bei uns stark begrenzt. In der Gegend gibt es viele Naturschutzgebiete, sogenannte FFH-Flächen (Fauna-Flora-Habitat-Flächen) im Ur-Donautal. In den Lagen nahe dem Bachlauf gibt es viel Fläche, wo die Bodendecke nur dünn ist und man schnell auf Kies stößt. Ein Wachstum im klassischen Sinne, also den Stall „spiegeln“ – d.h. verdoppeln – und aussiedeln, das war für uns keine Option“, erklärt Vater Markus.

Die Erkenntnis hat die Familie nicht verzagen lassen, sondern eher ihren Willen gestärkt, andere Wege zu suchen. Als sie dann 2015 einen TV-Beitrag zu steirischem Kernöl sehen, sind alle begeistert. Sie fragen sich, ob das auch bei ihnen funktionieren könnte. Sie recherchieren, fahren in die Steiermark, erst wegen dem Anbau, später auch immer wieder wegen den Verarbeitungsmethoden und Vertriebsmöglichkeiten. Sie bauen Ölkürbisse an und es funktioniert – sie sind erfolgreich, verkaufen Sonnenblumenkerne, Mohn und Kürbiskerne an die Bäckereien in der Gegend. Sie sind gut eingebunden in der Region. Das entspricht ihrer Haltung und Überzeugung: in der Heimat erzeugen, was bei uns wächst, und es dann in kleinen Kreisläufen regional zu verkaufen. Markus kümmert sich um den Anbau, sie verlegen sich auf Vertragslandbau. Das bedeutet, sie ergänzen bei den Kollegen die Fruchtfolge. Sie bebauen deren Fläche für ein Jahr – bezahlt wird mit einem Teil der Ernte. So bereichern sie die Fruchtfolge der Kollegen – bio wie konventionell – und haben viel mehr Fläche zur Verfügung. Das kooperative Vorgehen verhindert auch den Wucher bei Pachtflächen.

Mit der Umstellung auf Bio bekam die eigene Verarbeitung noch einmal einen richtigen Schub. Sie erzeugen die Öle selbst und bieten eine Vielfalt an gerösteten Kernen an, mal gesalzen, mal umhüllt von Schokolade. Im Hofladen finden sich Brotbackmischungen mit Kernen, auch Nudeln und sogar eine Wurst mit Kernen, die sehr beliebt ist. Alles erzeugt von Kollegen aus der Region. Markus Frau Sylvia bietet regelmäßig Führungen mit anschließender Brotzeit an.

Die Milchviehhaltung ist längst abgeschafft, die beiden Söhne bereiten sich auf den Einstieg vor und schmieden eigene Pläne. Niklas arbeitet aktuell auf einem Biobetrieb in Österreich, um noch mehr über den Kürbisanbau und Verarbeitung zu lernen. Kilian träumt von einer Mutterkuhherde. Die passt wunderbar zu den FFH-Gebieten. So hat die Not der Situation die Familie stark gemacht und einen besonderen Betrieb geschaffen, der auch der nächsten Generation Möglichkeiten zur Entfaltung bietet.

Nächster Mensch