Schulfreund ist Bio-Pionier
Als sich Günther Böhm 2017 zum Umstieg auf ökologischen Landbau entschloss, hatte Max Berghammer daran einen gehörigen Anteil. Die beiden kennen sich bereits aus ihrer Schulzeit. Berghammer ist seit 2003 Bio-Landwirt, ein Pionier der ersten Stunde, der viel ausprobiert und Erfahrungen gesammelt hat, die er Böhm und anderen Landwirten gerne weitergibt. „Wenn du so einen Rückhalt hast und jemanden fragen kannst, falls du gerade nicht weiterweißt, hilft das sehr“, sagt Böhm. Aber ohne eine positive innere Einstellung zum ökologischen Landbau wäre es mit der Umstellung schwierig geworden. „Das Wichtigste ist, dass man zumindest schon einmal einen Bio-Laden von innen gesehen und sich mit der Thematik beschäftigt hat“, findet Max Berghammer.
Andere Technik, gleich viel Arbeit
Ein angehender Bio-Landwirt hat einiges zu bedenken. Er muss die für ihn richtige Fruchtfolge finden und er braucht – anders als im konventionellen Bereich – zum Beispiel ein Silo mit Trocknungsanlage zum Lagern der Ernte. „Wenn du umstellst und bist auf Ackerbau ausgerichtet, hast aber keine Lagermöglichkeit, ist es extrem schwierig“, so Böhm. Denn während es im konventionellen Bereich üblich ist, die Ernte direkt vom Feld zum Lagerhaus zu fahren, wo sie jederzeit verkauft werden kann, muss der Bio-Landwirt 365 Tage im Jahr liefern können. Neu ist nun auch, dass vermehrt Striegel und Hackgerät zum Einsatz kommen, die Arbeitsmenge hingegen ist im Ackerbau ungefähr gleichgeblieben.
Ökolandbau bringt Entschleunigung
Die Mittel sind im Ökolandbau andere. So dient zwei Jahre lang eine Luzerne-Kleegras-Mischung in der siebenjährigen Fruchtfolge dazu, dass sich der Boden erholen kann, die Beikräuter auf natürliche Weise unterdrückt werden und seine rund hundert Mastrinder gutes Futter bekommen. Diese wiederum liefern wertvollen organischen Dünger für die Felder. Das geht alles etwas langsamer. Und es braucht mehr Geduld und Demut, denn klappt etwas bei der Aussaat nicht oder geht die Luzerne-Kleegras-Mischung nicht gut auf, kann sich das auch mehrere Jahre lang auswirken. Deshalb ist das Gespräch unter Kollegen Gold wert und so tauschen sich Biobauern aus dem Landkreis in einer gemeinsamen Messenger-Gruppe über ihre Anbaumethoden und Tricks aus.
Heimische Produkte aus kleinen Kreisläufen
Günther Böhm und Max Berghammer haben sich gemeinsam mit zwei weiteren Landwirten aus dem Landkreis, Christian Melzl aus Wenzenbach und Alois Meierhofer aus Kneiting, zusammengetan. Unter dem Dach ihrer Meiwies GmbH verkaufen sie verschiedene Mehle und Öle, die aus eigenem Anbau im Landkreis Regensburg produziert sind. Deren eigene Ölpresse inklusive Abfüllanlage und Etikettierer wurde 2022 durch die Öko-Modellregion Stadt.Land.Regensburg gefördert. Nach einer Absatzdelle im vergangenen Frühsommer blicken sie wieder zuversichtlich in die Zukunft.
Das Landwirtschaftsamt berät interessierte Landwirte
„Vorbilder sind unglaublich wertvoll für Landwirte, die umsteigen wollen“, das zeigt für Herbert Wendl vom Landwirtschaftsamt Regensburg-Schwandorf gerade Böhms Beispiel. Darüber hinaus biete das Amt Beratungsangebote im Rahmen von Vorträgen oder Online-Seminaren an. „Wir haben in Bayern umfassende Agrarumweltmaßnahmen und hohe Fördersätze für den Ökolandbau“, so Wendl. Dementsprechend erfahren Interessierte dort, welche Fördermöglichkeiten es gibt, erhalten aber auch Informationen über die Möglichkeiten, in den Ökolandbau einzusteigen und bekommen mit, welche Punkte es beim Einstieg zu beachten gilt, wie die Umstellung zeitlich gegliedert werden kann und welche Fördermöglichkeiten es gibt. Außerdem bietet Ökolandbau-Berater Wendl auch eine Beratung an, die auf den einzelnen Betrieb zugeschnitten ist. Dabei trifft er sich mit dem Betriebsleiter und seiner Familie auf dem Hof, sieht sich den Ist-Betrieb an und spricht über die Entwicklungsmöglichkeiten.