So werden auch unnötige Wege und unnötige Verpackung vermieden, die Lebensmittel kommen so frisch wie nur irgend möglich auf den Tisch. Die gemeinsame Sorge um eine derart regionale Lebensmittelversorgung schafft Verbindungen – zwischen ErzeugerInnen und VerbraucherInnen und auch bei den VerbraucherInnen untereinander.
Nach diesen Kriterien sollte auch in Würzburg eine Verbraucher-Erzeuger-Gemeinschaft entstehen – nach einigen Vorgesprächen und -überlegungen tauchte dann Ende 2016 die Gelegenheit auf, die Räume in der Annastraße zu mieten. Daraufhin wurde der Verein VEG e.V. gegründet und danach gab es erstmal viel zu tun! "Das war zunächst nicht mehr als ein großer Keller in einem alten Gewölbe. Aber wir haben gemeinschaftlich entschieden und den Raum angemietet“, so Martin Ladach, einer der derzeitigen Vorstände der VEG. Da einige Mitglieder über ein beträchtliches handwerkliches Geschick verfügen und alle über genug Begeisterung, eine eigene Lebensmittel-Kooperative zu verwirklichen, entstand der "Tante-Anna-Laden" - ein wirklich stimmungsvoller Mitgliederladen, an dem immer noch weitergebastelt wird. Hier werden nun neben frischem Gemüse noch etliche weitere Lebensmittel von ErzeugerInnen aus der Umgebung angeboten – so zum Beispiel Wein, Honig, Fleisch, Milchprodukte, Brände und Naschereien wie zum Beispiel Chips in Gläsern. Einkaufen kann man hier auf Guthabenbasis. Der Laden ist gepflegt, einladend und alles, was dort angeboten wird, kommt von ErzeugerInnen aus der näheren Umgebung. Auf Verpackung wird weitgehend verzichtet.
2019 kam dann zu dem Mitgliederladen noch die Solidarische Landwirtschaft als Projekt mit in die VEG. Das Prinzip ist hier folgendes: Die VerbraucherInnen-Gemeinschaft findet sich und finanziert den Anbau von Gemüse und Obst für den eigenen Bedarf. Dies ermöglicht es einem Landwirt oder einer Landwirtin, gezielt zu produzieren und verschafft ihnen damit ein berechenbares, sicheres Einkommen. Bei der SoLaWü sind das die Gemüse der Familien Kraus-Egbers/Moosmann und die Streuobstprodukte der Main-Streuobst-Bienen eG aus Margetshöchheim. Das Erntejahr geht von Mai bis April des folgenden Jahres. Für die SoLaWü-Mitglieder, die sich einmal jährlich treffen, um gemeinsam mit den Erzeugern die Bedürfnisse fürs nächste Jahr auszuhandeln, gibt es wöchentliche "Päckle", deren Inhalt sich nach den Jahreszeiten und nach der Größe des Haushalts richtet.
Weil zwischen ErzeugerInnen und VerbraucherInnen der Kontakt wiederhergestellt wird, bieten sich auch andere Möglichkeiten der Vermarktung: so zum Beispiel bei der Main-Streuobst-Bienen eG. "Die SoLaWü bedeutet mir sehr viel. Hier finde ich wirkliches Verständnis, echten Austausch, und kann so auch Apfelsorten abgeben, die sofort verarbeitet gehören oder noch etwas lagern müssen. Der regelmäßige Austausch und das echte Interesse an den regionalen Besonderheiten macht das möglich", freut sich daher Krischan Cords, der die Streuobst-Bienen eG ins Leben gerufen hat (siehe dort).
Zuletzt lebt die VEG aber nicht nur vom bewussten Konsum ihrer Mitglieder, sondern auch vom Mitmachen – für Tatendurstige bieten sich eine ganze Reihe Möglichkeiten: Teams, in denen man seine Fähigkeiten unter Beweis stellen kann – als Organisationstalente, als Social-Media-affine oder technisch Begabte, handwerkliche Genies oder Talente bei der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit zum Beispiel – und nicht zuletzt durch tatkräftige Mithilfe bei den ErzeugerInnen. Zwischen März und Oktober helfen die Mitglieder regelmäßig in den Weinbergen, auf den Gemüseäckern, den Streuobstwiesen oder auch mal am Hof zum Verarbeiten des Weißkohls…
Zu so einer Initiative kann man die Würzburger nur beglückwünschen – so sieht zukunftsfähige Versorgung in der Region aus: als Gemeinschaftsprojekt für jedermann.
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