Bewährt hat sich die Arbeit der 2015 gekürten Öko-Modellregion Oberes Werntal. Davon sind die Bürgermeister der zehn Allianzgemeinden überzeugt. Aber noch ist einiges zu tun, um in der Bevölkerung das Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge zu schärfen, um regionale Bio-Wertschöpfungsketten aufzubauen und vor allem, um Bio in Kantinen und Großküchen zu etablieren.
Deshalb soll die Öko-Modellregion in ihre Verlängerung gehen. Dafür bewilligte jetzt die bayerische Staatsregierung einen 20-prozentigen Zuschuss zur Leitungsstelle.
Einig waren sich die Bürgermeister auch, weiter mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und deren Mitarbeiterin Anja Scheurich als ÖMR-Managerin zusammen zu arbeiten. "Das Modell hat sich bewährt, weil hinter ihr weitere Experten zur Verfügung stehen", sagte Wasserlosens Bürgermeister Anton Gößmann, Sprecher für das Handlungsfeld Ökologie und Landnutzung in der Allianz (ILE). In seinem Rathaus in Greßthal hat die ÖMR-Managerin ihren Sitz.
Ziel der Regierung ist im Oberen Werntal schon erreichtDas Ziel der Regierung, den Anteil der Bio-Landwirtschaft bis 2030 auf 30 Prozent der gesamten Agrarfläche auszuweiten, hat das Obere Werntal erreicht, erklärte Scheurich. Aktuell werden 29,6 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bebaut. 18,8 Prozent oder knapp 70 Betriebe arbeiten nach Öko-Richtlinien.
Gefruchtet hat die ÖMR-Arbeit bei der Vernetzung der verschiedenen Betriebe, bestätigte der Greßthaler Bio-Bäcker Thomas Wolz. Er könne regional das Bio-Getreide einkaufen, er wisse, wie und wo es produziert wurde. Zugleich könne er verschiedene Bioläden auch in den anderen Öko-Modellregionen beliefern. Denn viele Akteure in den bislang drei unterfränkischen ÖMR Oberes Werntal, Rhön-Grabfeld und Landkreis Würzburg, die Erzeuger und Verarbeiter dort, habe er kennengelernt. Neuerdings trägt auch der Landkreis Aschaffenburg diesen Titel.
Wolz ist auch ehrenamtliches Mitglied der Steuerungsgruppe in der ÖMR. Mit anderen Landwirten, Verarbeitern, Vertretern aus Politik und Verwaltung organisiert und beteiligt er sich an Veranstaltungen aller Art. Er weiß, wo noch Defizite sind, was angepackt werden müsste, ist mit den anderen ein Impulsgeber.
Menschen sollen auch auf emotionaler Ebene angesprochen werden"Vor allem die Sensibilisierung rund um den Bio-Anbau und das Ernährungssystem bei Verbraucherinnen und Verbrauchern, Kindern oder Lehrern bleibt ein Schwerpunkt", erklärte Scheurich. Pädagogische Angebote wie "Bio-Logisch", Multiplikatorenschulungen oder Betriebsführungen kämen bereits gut an. Mit verschiedenen Aktionen sollten die Menschen auch auf emotionaler Ebene angesprochen werden.
Aber wie man umweltgerechte, teurere Produkte an den Mann bringe, könne nicht allein Sache des Verbrauchers sein, so Scheurich. Hier sei auch die Politik gefordert, "Stichwort 'Wahre Preise'". "Wenn die Umweltauswirkungen eingerechnet würden, müssten die billigen Discounter-Produkte eigentlich teurer sein", ergänzte Gößmann.
Als schwierig und zäh erweist sich das Thema der sogenannten Außer-Haus-Verpflegung, sprich: Bioprodukte in Kantinen, Mensen und Großküchen zu verwenden. Bei kleinerer Gemeinschaftsverpflegung wie in Kindergärten funktioniere das schon, sagte Scheurich, aber noch nicht bei den großen wie Krankenhäusern oder Betrieben.
Küchenchefs verweisen oft nur auf ihr BudgetSie habe für die Kette von der Erzeugung über die Vorverarbeitung bis zur Verteilung schon viel vorgearbeitet, die Einrichtungen vernetzt. Beispielsweise bei Bio-Kartoffeln gebe es bei der Groma in Schweinfurt geschälte und vorgegarte Kartoffeln in großen Chargen aus der Region. Küchenchefs würden allerdings oft nur auf ihr Budget verweisen, seufzt die ÖMR-Managerin.
"Bio muss in den Küchen landen", nur so könne auch die ökologische Landwirtschaft forciert werden. Dass diese als Lösungsansatz für gesellschaftliche Krisen zunehmend wahrgenommen werde, würden die politischen Beschlüsse auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zeigen.