Dabei sind die Gründe für mehr bio-regionale Lebensmittel in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung vielfältig:
- Reduktion von Transportemissionen,
- Stärkung der lokalen Landwirtschaft,
- Höhere Lebensmittelqualität,
- Vorbildfunktion oder
- Unabhängigkeiten von globalen Lieferketten/ -krisen.
"Wie bio angenommen wird, hängt von den Kochkünsten in der Küche ab"
Um aufzuzeigen, wie erste Schritte hin zu einer nachhaltigen und gleichzeitig praktikablen sowie finanziell umsetzbaren Speiseplangestaltung am Beispiel eines Kindergartens aussehen kann, lud die Öko-Modellregion stadt.land.wü. zu einer Exkursion nach Gaukönigshofen ein. Dort ist das Haus für Kinder mit ihrer vorbildlichen Frischeküche. Wo immer es möglich ist, wird mit Zutaten von regionalen Bio-Erzeugern gekocht. Bio allein ist ein wichtiger Schritt, aber wie es angenommen wird, hängt schlicht von den Kochkünsten in der Küche ab. „Anfangs waren wir mit allen Vorurteilen, die man kennt, konfrontiert: Das wird zu teuer, gesund und bio schmeckt den Kindern nicht“, schmunzelt die Kita-Leitung und Initiatorin Elke Wolz-Nagl, „wir waren bei der Umstellung sehr darauf bedacht, neue Lebensmittel langsam zu integrieren und Gerichte zu wählen, die Kinder gerne mögen. Nach der Umstellung waren alle Bedenken schnell beseitigt und die Eltern stehen mittlerweile hundertprozentig zu unserem Konzept.“ Das sieht neben einer saisonalen und bio-regionalen Frischeküche auch die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) vor: Jede Woche gibt es ein Fleisch- und ein Fischgericht, der Rest ist vegetarisch mit Molkereiprodukten und Hülsenfrüchten.
"Fleisch kaufen wir alle zwei Wochen"
In der Küche wird neben den Zutaten vor allem Wert auf die eigene Zubereitung gelegt. Die Hauswirtschaftliche Betriebsleitung und Küchenleiterin Katja Ullmann kocht aus Leidenschaft und achtet auf die Wirtschaftlichkeit. „Fleisch kaufen wir alle zwei Wochen und kochen dann frisch für denselben Tag und einmal vor für die nächste Woche. Heute gibt es Hackfleischbällchen und wir bereiten Maultaschen zu, die wir dann einfrieren und so für die darauffolgende Woche fertig haben. Dadurch sparen wir uns die Liefergebühren des Metzgers.“ Es duftet grandios und ebenso ist die Stimmung in der Küche. Die Lieblingsessen der Kinder sind Spinatspätzle, sie essen gerne Suppen und wie alle Kleinen natürlich auch gerne Nudeln.
Ein Kindergarten wie dieser stimmt zuversichtlich auf die Ernährungsschulung und nachhaltigen Bildung der Kleinen, wie selbstverständlich, erlebbar und ohne erhobenen Zeigefinger.
"In über 50% der Haushalte wird nie oder nur ein bis dreimal gekocht!"
Laut dem aktuellen Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (2024) wird in über 50% der Haushalte nie oder nur 1-3x gekocht. Dennoch stellen wir uns vorwie die Familie abends zusammenkommt, gemeinsam isst und den Tag Revue passieren lässt. Doch im Alltag sieht es oft anders aus: Der Termindruck, unterschiedliche Zeitpläne und schnelle Lösungen wie Fertigerichte oder Snacks erschweren es, diese Momente in Ruhe zu genießen. Aus diesem und anderen Gründen sieht das Team in Gaukönigshofen mit dem Essen einen wichtigen pädagogischen Auftrag verbunden. Daher ist auch für die Essenszeit ein Zeitfenster von 12-15 Uhr reserviert - erst danach werden die Räumlichkeiten für Hausaufgaben genutzt. Bio in der Kita- und Schulverpflegung bedeutet mehr als gutes Essen: Mit biologisch erzeugten Lebensmitteln legen wir den Grundstein für eine bewusste Ernährung und fördern ein Verständnis für Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung. So geben wir unseren Kindern nicht nur die Energie für den Tag, sondern auch Werte, die sie ein Leben lang begleiten können.
Wir bedanken uns bei dem Engagement vom Team in Gaukönigshofen, sowie allen Interessierten. Bei Fragen rund um das Thema Bio-Zertifizierung oder auch bei der Suche nach passenden bio-regionalen Lieferanten für die Küche, unterstützt das Projektmanagement der Öko-Modellregion stadt.land.wü. gerne.