Zum Inhalt springen

Martina und Peter Fuhrmann

Mit dem Bauernhof zur gelungenen Work-Life-Balance

Martina und Peter Fuhrmann stehen vor einer holzverkleideten Außenwand
Martina und Peter Fuhrmann
© ÖMR Stiftland - aufgenommen von Daniel Delang

Die Entscheidung, den Hof zu übernehmen, hat zur Konsequenz, den Betrieb neu aufzustellen. Dazu gehört für die beiden auch die Umstellung auf Ökolandbau, daneben auch die Installation einer PV-Anlage auf den Dächern und Wärme aus Hackschnitzel. So war eine Reihe von Neuinvestitionen nötig, um den Betrieb so auszurichten. Er soll kein Hobby sein, sondern mittelfristig wieder im Vollerwerb betrieben werden können.

Was den beiden ebenso wichtig war: die Tradition der Teichwirtschaft wie die Eltern weiter zu betreiben. Otter und Kormorane dünnen die Bestände arg aus. Der Betrieb pflegt langjährige Beziehungen zu Fischzüchtern und nimmt bislang die Verluste von etwa 50 Prozent in Kauf. Verfüttert wird das eigene Getreide, wobei der Karpfen - neben seiner vegetarischen Zufütterung - sich selber beim sogenannten "Gründeln" gerne Schnecken, Würmer oder Insektenlarven sucht. Drei Teiche sind am Hof und ein vier Hektar großer im Wald. Wenn er ausgefischt wird, helfen an die 50 Menschen mit. Jedes Mal ist das Saisonende der Anlass für eine große Zusammenkunft. Auch das ist eine Tradition, die beide fortführen, obwohl das Umstellen der Teichwirtschaft auf Ökolandbau für die beiden durch die Unsicherheit der Ernte aktuell nicht möglich ist.

Auch der Rest des Betriebes wurde neu ausgerichtet: Die Milchkühe wurden durch eine Limousin-Mutterkuhherde mit 15 Muttertieren ersetzt, sie fressen Heu, Kleegras und selbst angebautes Kraftfutter. Dafür pflegt das Ehepaar Fuhrmann die Beziehungen in der Region. Der Metzger am Ort, keine fünf Kilometer entfernt, kauft ihnen die Rinder ab. Hinzu kam ferner ein Stall mit Legehennen für die Biohennen AG. Die AG hat höchste Ansprüche an Haltung und Tierwohl. Und das gilt auch für Martina und Peter: Der Bau sollte am Hof sein und nicht fernab im Außenbereich. Dafür kam allerdings nur eine sehr abschüssige Fläche infrage. Und so besteht der Stall nun aus mehreren Etagen. Er ist aus Holz und mit einem begrünten Dach, die beiden haben extra ähnliche Stallprojekte besucht und dann ihre eigenen Ideen umgesetzt. „Wir wollten das begrünte Dach, um keine Fläche zu versiegeln und der Natur nichts wegzunehmen. Das Holz stammt aus unserem Wald und in Summe haben unsere Hühner durch Dach und Holz das ganze Jahr über ein angenehmes Klima im Stall. Wir arbeiten auch gerne darin und freuen uns immer wieder.“

Am Teich grasen ein paar Soay-Schafe, ein ursprünglicher Hausschaf-Typ. Ihr Zuchtzustand ist auf der Stufe von Nutzschafen des Neolithikums. Soay-Schafe wurden entweder von frühen Siedlern oder später von Wikingern auf die Insel Soay vor der schottischen Westküste gebracht und verwilderten dort. Die Tiere sind ziemlich scheu, aber auch neugierig. Ihr Fleisch schmeckt eher nach Wild als nach Schaf und ist bei Kennern sehr beliebt. Die Herde ist noch klein, und daher verkaufen Fuhrmanns das Fleisch auch noch nicht, sondern verbrauchen es selbst.

Mit den Eiern ergänzt Familie Fuhrmann allerdings die bestehende Karpfen-Direktvermarktung. Tochter Paula hat eigens ein Logo entworfen, das nun die Grundlage für Etiketten wird. Bei all dem Einsatz muss man sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass die beiden auch noch einer geregelten Arbeit nachgehen. Wie das geht? „Uns beiden tut es gut, mit den Tieren und in der Natur zu sein. Es ist eine Abwechslung zu unserer Arbeit. Hier können wir innerhalb kürzester Zeit wieder auftanken und die Arbeit am Hof gibt uns viel zurück. Der Aufwand lohnt sich für uns jeden Tag aufs Neue.“
Vorheriger Mensch Nächster Mensch