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Die Öko-Modellregion im Fachgespräch

Bayerns Kälber - Ballast oder Chance

Projekt: Allgäuer Milch und Fleisch gehören zusammen
Kuh trinkt an Mutterkuh
Muttergebundene Kälberaufzucht
© Daniel Delang / ÖMR
Kälber aus bayerischen Milchviehbetrieben stehen aus mehreren Gründen im Fokus. Zum einen, weil die frühe Trennung von Kuh und Kalb in der Gesellschaft immer kritischer gesehen wird. Aber auch, weil sich bei der Aufzucht und beim Handel mit Kälbern große Probleme auftun. Aktuell ist es für Landwirt*innen in Bayern kaum möglich, Kälber aus der Milchviehhaltung regional und artgerecht aufzuziehen. Das Ergebnis: Es gibt immer noch zu viele Kälber in Bayern, die nicht ausreichend versorgt sind. Das gilt für konventionelle Betriebe genauso wie für die Biokolleg*innen. Was es braucht, ist eine bessere Förderung von Betriebskooperationen zwischen Milchvieh- und Mastviehhaltern. Mehr Kälber in den regionalen Wertschöpfungsketten halten und tiergerecht aufziehen, um somit grausame Transporte zu vermeiden, war das Kernthema der Runde.

Dr. Ingrid Lorenz vom Tiergesundheitsdienst Bayern warf einen Blick auf die Kälbergesundheit im Freistaat. Dabei ging sie auf die im Rahmen des Transportalters häufig diskutierte „immunologische Lücke“ ein. Diese Lücke sei nicht natürlichen Ursprungs sondern sei menschgemacht.
Die weiteren Expert*innen und Praktiker*innen stellten verschiedene Projekte der Kälbervermarktung vor.
Laut Hubert Heigl, Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern und Präsidenten von Naturland, gingen mehr als die Hälfte der Biokälber in die konventionelle Vermarktung. Dies bedeutet, dass sie konventionell gemästet werden, oft im Ausland. Gründe dafür seien unter anderem die geringe Nachfrage nach Biokalbfleisch und die hohen Kosten in der Aufzucht von Biomilchviehkälbern – insbesondere im Vergleich zu Absetzern aus der Mutterkuhhaltung. Lösungsmöglichkeiten sieht Heigl in Kooperationen von Milchvieh- und Mutterkuhhaltern, um die Kälber mit Ammen aufzuziehen und die Wertschöpfung in der Mutterkuhhaltung zu erhöhen.
Rolf Holzapfel von den Demeter HeuMilch Bauern stellte das Programm „Zeit zu zweit“ vor, das die kuhgebundene Aufzucht für Kälber von Milchkühen für die Betriebe vorschreibt. „Wir haben ein Systemproblem: Die Milchverarbeiter kümmern sich nicht um das Fleisch der Tiere. Und die Fleischverarbeiter interessieren sich nicht für das Fleisch aus den Milchviehbetrieben,“ so Holzapfel. Das sah auch Beate Reisacher aus der Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten ähnlich: „Milch und Fleisch gehören bei der Vermarktung zusammen.“ Sie stellte das Projekt "Allgäuer Hornochse" vor, bei dem das Fleisch und die Wurstprodukte von Kälbern aus Milchviehbetrieben vermarktet werden, welche in extensiver Weidemast aufgezogen wurden.

Dr. Kerstin Barth (Johann Heinrich von Thünen-Institut) sprach über die Kuhgebundene Kälberaufzucht und die Folgen für Kalb, Kuh und LandwirtInnen. VerbraucherInnen legen ihrer Meinung nach jedoch Wert darauf, dass Kälber direkt bei den Müttern und nicht bei Ammen aufwachsen. Mareike Herrler (Universität Hohenheim) stellte das Projekt WertKalb vor und nahm die Wertschöpfung von Kälbern aus der biologischen Milchviehhaltung in den Fokus. Es müssen noch sehr viel Zeit in die Aufklärung der VerbraucherInnen investiert werden. Theresa Hautzinger (HS Weihenstephan Triesdorf) sprach über das Projekt mehrWERT, welches seit 2021 die Situation bayerischer Kälber aus Milchviehbetrieben und die damit verbundene Biomilch- und Rindfleischproduktion untersucht. Sie gab erste Forschungserkenntnisse bekannt und betonte das hohe Interesse von Seiten der LandwirtInnen für die Kälberaufzucht.

Ergebnis der Veranstaltung: Für den Großteil unserer Bayerischen Kälber besteht dringender Handlungsbedarf, wenngleich auch schon einiges Gutes getan wird. Nötig sind aber eine bessere Versorgung der Kälber mit Biestmilch und Milch, neue tiergerechte Vermarktungswege und wichtig ist auch, dass die Kälber länger bei der Kuh bleiben können. Das zumal, weil viele VerbraucherInnen die frühe Trennung von Kuh und Kalb nach der Geburt ablehnen. Manche suchen sogar gezielt nach Produkten aus kuhgebundener Aufzucht. In den meisten Läden gibt es die aber noch nicht.

Textauszug von Gisela Sengl - den vollständigen Text lesen Sie unter: https://www.gisela-sengl.de/bayerns-kaelber-ballast-oder-chance/
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