Am 21.02.2020 unternahm die Öko-Modellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein ihre erste Exkursion mit über 50 Teilnehmern/Innen. Ziel war der Betrieb Stürzer von der Initiative Biokalb Oberland in der Nachbar Öko-Modellregion Miesbacher Oberland.
Von Törwang aus fuhr ein Bus zum Betrieb der Familie Stürzer nach Warngau. Im Bus hatten die interessierten Landwirte/Innen bereits Gelegenheit die beiden Projektmanagerinnen der ÖMR, Irmi Prankl und Steffi Adeili kennenzulernen, sowie über die aktuelle Lage der Kälbervermarktung und der Landwirtschaft zu diskutieren.
Am Hairerhof angekommen stellten Albert und Marina Stürzer zunächst ihren Betrieb vor und erzählten, warum die Initiative Biokalb Oberland gegründet wurde. So war für die 11 Landwirte aus dem Landkreis Miesbach ausschlaggebend, dass sie als Milchviehhalter nicht nachvollziehen konnten, wo die eigenen Kälber gemästet und geschlachtet werden, sobald sie den eigenen Betrieb verlassen haben. Hinzu kam noch der steigende Druck des Viehmarkts in Miesbach, der keine behornten Kälber mehr annehmen wollte. Dies veranlasste die Demeter-Landwirte dazu, die Vermarktung ihrer Kälber selbst in die Hand zu nehmen. Mittlerweile wissen die Landwirte der Initiative genau, wohin jedes einzelne der jährlich 200 Kälber zur Mast geht und wo es letztendlich geschlachtet wird. Neben der Abgabe an regionale Mastbetriebe, geht ein Teil der Kälber zur Mast in zwei Betriebe der Initiative Biokalb Oberland. Die Kälber werden dort von Ammenkühen aufgezogen und anschließend auf der Weide und grünfutterbasiert gemästet. Die Schlachtung der Rinder erfolgt durch Weideschuss mit ca. 24 Monaten. Anschließend werden die Rinderhälften drei Wochen abgehängt und dann als Fleischpakete in einem Verkaufswagen ab Hof auf dem Betrieb Stürzer verkauft. Bei jedem Vermarktungstag wird auch eine Hofführung mit angeboten, sodass die Kunden nicht nur die Ware abholen, sondern direkt in Kontakt mit den Landwirten/Innen und mit der Landwirtschaft kommen.
Frau Stiller, Projektmanagerin der ÖMR Miesbacher Oberland erläuterte im Anschluss, wie die Öko-Modellregion die Initiative Biokalb Oberland unterstützen kann. Mit der Webseite Miesbacher Weidefleisch hat die ÖMR eine Vermarktungsplattform geschaffen, auf der auch die Initiative Biokalb Oberland beworben wird. Weiterhin unterstützt Frau Stiller die Initiative bei der Suche nach der nötigen Infrastruktur (z.B. Kühlräume zum Abhängen der Rinderhälften).
Das Besondere an der Initiative Biokalb Oberland ist nicht nur die erfolgreiche Vermarktungsstrategie, die tiergerechte Haltung und die stressarme Schlachtung, sondern auch das wertschätzende Miteinander unter den Landwirten. So geht es bei der Abrechnung zwischen den Betrieben nicht um jeden Cent. Den Betrieben ist wichtig zu wissen, dass die eigenen Tiere weiterhin in guten Händen sind.
Im Anschluss an die Hofführung wurde bei einer Tasse Kaffee und bei einem Bio-Krapfen der Demeter-Bäckerei Steingraber aus Vagen über die gewonnenen Eindrücke diskutiert.
Die Exkursion war ein voller Erfolg für die ÖMR Hochries-Kampenwand-Wendelstein: Die Initiative Biokalb Oberland motivierte viele TeilnehmerInnen für die Umsetzung eines ähnlichen Projektes und eine Gruppe von Landwirten/Innen will zusammen mit der ÖMR aktiv am Thema Rindfleischvermarktung arbeiten. Als nächster Schritt ist daher ein erstes Treffen der Arbeitsgruppe (Bio-) Rindfleischvermarktung in Planung. Die ÖMR Hochries-Kampenwand-Wendelstein bedankt sich im Namen des Projektmanagements und aller teilnehmenden Landwirte/Innen nochmal ganz herzlich bei der Familie Stürzer und der Initiative Biokalb Oberland sowie bei Frau Stiller von der ÖMR Miesbacher Oberland für den inspirierenden Nachmittag!