Im Herbst startet die Hochsaison am Hof von Matthias Wimmer und seiner Ehefrau Karin. Ab Ende August liefern Kunden aus Nah und Fern ihre Äpfel, um sie von Matthias keltern zu lassen. „Die Menschen bekommen hier genau den Saft aus ihren eigenen Äpfeln. Und noch dazu in Glasflaschen. Das ist noch immer ziemlich einzigartig bei uns in der Region.“ Und es kommt gut an. Schließlich bekommt man genau das, was man abgibt. Das Konzept haben sich die Eltern überlegt. Zunächst sollten nur die Früchte der eigenen Streuobstflächen verarbeitet werden. Später folgte dann auch die Lohnverarbeitung für andere Kunden. Die Anschaffungskosten für die Flaschenabfüllanlage waren damals eine hohe Investition und damit auch riskant. Doch Familie Wimmer war überzeugt von dem Konzept und der Erfolg gibt ihnen bis heute Recht. Bis weit in den November steht die Presse nicht still und presst die eigene Ernte und das Obst für Kunden.
Das Ernten und Saften ist für die Familien immer ein Event. Groß und Klein helfen mit, die Sorten werden schon vorgemischt und die Kinder sind mit Freude dabei. „Hier entsteht automatisch ein Bezug zur Natur und den Bäumen, damit auch zu Lebensmitteln und zur Landwirtschaft. Diese Erlebnisse bleiben den Kindern im Gedächtnis, und das gemeinsame Werkeln in der Kühle des Herbstes tut allen gut. Und die Kunden sind mächtig stolz auf ihr Ergebnis.“ Bei schlechter Ernte oder wenn es zeitlich nicht geht, holen die Kunden auch das ein oder andere Jahr Saft vom Hof. „Im nächsten Jahr erzählen sie mir immer, dass der Saft zwar sehr gut war, aber der eigene halt viel besser!“, erzählt Matthias lächelnd.
Er selbst hat eine Begabung für perfekte Saftmischungen, etwas Apfel mit Birne, Quitte, Aronia. Er hat auch die Tradition des Mostens für sich entdeckt. „Die Moste waren früher häufig nicht trinkbar. Unser Most hat keine Fehlgärungen, sondern einen herben, guten Geschmack. Als Alternative haben wir auch einen leichten Cider entwickelt, er enthält nur drei Prozent Alkohol und ist deutlich lieblicher als der klassische Most.“
Seine Säfte werden auch als Tagwerk-Säfte im Handel angeboten. In der Tagwerk-Genossenschaft haben sich Erzeuger und Verbraucher zusammengeschlossen, um regionale Bioprodukte zu vertreiben. Gegründet wurde sie vor fast 40 Jahren. Ihr Schwerpunkt liegt in den oberbayerischen Landkreisen Erding und Freising, doch der Wirkungskreis geht noch darüber hinaus. Inzwischen sind Tagwerk-Lebensmittel sowohl in eigenen als auch in anderen Bioläden erhältlich. So hat sich Matthias als Tagwerk-Landwirt einen weiteren Vertriebsweg erschlossen – eine gute Voraussetzung für den Fortbestand seines Betriebs.