Für Jakob ist entscheidend, dass Landwirte zu ihrem rechten Maß finden dürfen und nicht vom Wachstumszwang getrieben werden. Dafür ist er bereit, ein Risiko einzugehen. Funktionieren soll das Ganze über eine Verbreiterung des Angebotes, über Veredelung am Hof und über zahlreiche Kooperationen. Denn vor allem geht es ihm um die Belebung alter Werte: „Wir Landwirte waren lange gegeneinander, der Kampf um die Flächen hat uns zu Konkurrenten gemacht. Das will ich nicht mehr: Ich suche die Kooperation, möchte, dass wir uns gegenseitig groß machen und gemeinsam als Landwirte zusammen mit dem Verbraucher in der Region neue Wege gehen.
Neben der Direktvermarktung gehört daher zum Konzept auch die Kooperation mit nahen Verarbeitern, wie Braugerste für das Rote Pony und Getreide für Bäcker. Die Herzstück Genossenschaft in Horgau und Diedorf listet seine Produkte. „Es hat eines zum anderen geführt. Wir haben uns alle kennengelernt und wollen die regionale Versorgung aus ökologischem Landbau voranbringen. Wichtig ist für uns auch die Solawi“. Die Augsburger Solawi zählt mittlerweile 260 Mitglieder. Im ersten Jahr der Kooperation hat der Betrieb die Mitglieder ausschließlich mit Kartoffeln versorgt. Nach und nach ist ein immer breiteres Sortiment mit beispielsweise Zwiebeln, Karotten, Rote Beete, Sellerie und Rosenkohl hinzugekommen. Die Kooperation wächst und speziell während Corona kamen auch bis zu 40 Menschen aus der Solawi, um beim Unkrauthacken zu helfen. Für Jakob stellt die Solidarische Landwirtschaft in der Zukunft einen wichtigen Baustein für die Versorgung der Städte mit Lebensmitteln dar – und eine gute Möglichkeit für Landwirte, Feldgemüse anzubauen und so zu wissen, wen man versorgt. „Das wichtigste aber: Hier gibt es Vertrauen, den Willen, eine gemeinsame regionale Versorgung zu schaffen, es dreht sich nicht alles ums Geld, das finde ich unglaublich bereichernd.“
Klar, momentan ist das viel Aufbauarbeit. Doch die Investition in direkte Beziehungen und den Aufbau regionaler Strukturen, die wird sich auf Dauer lohnen. Für Jakob, so scheint es, ist es gar die einzige Möglichkeit, in Zukunft Landwirtschaft zu betreiben. Wenn alles glückt, dann möchte nicht nur er mit seiner Familie, sondern auch sein Bruder vom Hof leben. Damit der Aufbau jetzt gelingt, helfen alle mit: Mutter Petra ist für die Produktion der Nudelspezialitäten zuständig: Aus Weizen, Dinkel und Emmer werden vegane Nudeln und Nudeln mit Ei in den unterschiedlichsten Formen produziert. Teilweise werden sie noch mit Spinat oder Rote Beete eingefärbt. „Bei jeder Packung ist ein Rezept hintendran. Und zwar nicht irgendeines, sondern eines, das von meiner Schwester für die Nudeln entwickelt wurde.“ Die Familie hält zusammen und jeder beteiligt sich auf seine Art am Umbau der Landwirtschaft. Betrieben wird auch noch eine kleine ökologische Biogasanlage: Auch hier wird der Kooperationsgedanke großgeschrieben. Vom bewirtschafteten Grünland wird Grassilage gewonnen, diese macht etwa 50% des Gemisches aus, dazu kommt Biogülle aus einer Kooperation mit einem befreundeten Milchviehhalter (35%) etwas Mais (10%) und Getreide (5%). Um die „Tank oder Teller“-Problematik zu vermeiden ist das Getreide meist zu 100 Prozent Ausschussware der Mühle, es würde nicht mal mehr als Tierfutter verwendet werden. So entstehen in der Region kleine Kreisläufe und Kooperationen und daraus ergeben sich wieder neue Kreisläufe und Kooperationen. Am Ende, da ist sich Jakob sicher, gewinnen auf diese Weise alle: die Natur, die Tiere und die Menschen, die im achtsamen Umgang mit der Natur und den Tieren gut versorgt sind und die Freude am gemeinsamen Gelingen teilen können.
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