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Biolandhof Endres

Leidenschaft für Ökolandbau und Technik

Mann in landwirtschaflticher Halle mit eingelagerten Kichererbsen
Betriebsleiter Benedikt Endres im Kistenlager für die fertig aufbereitete Ware. Hier mit der Kichererbsenernte 2022.
© Daniel Delang
Benedikt Endres stellte 2017 zusammen mit seinen Eltern den Betrieb auf ökologischen Landbau um. Aufgrund der Spezialisierung in der Saatgutvermehrung sowie des Zuckerrübenanbaus war die Entscheidung zunächst nicht einfach. Die Umstellung wurde bereits zwei Jahre vorher in Gedanken und auf dem Papier geplant. Es war von Anfang an klar, dass die bisherige Erzeugung und deren Vermarktung komplett neu aufgestellt werden mussten.
Die persönliche Überzeugung aus der konventionellen Produktionsweise heraus zu wollen und künftig im Einklang mit der Natur, fernab des intensiven Ackerbaus mit dem Einsatz von chemisch – synthetischen Pflanzenschutzmitteln arbeiten zu wollen, hat Benedikt Endres immer beflügelt. Durch die gute Vernetzung und Gespräche mit Kollegen haben umliegende Betriebe, die sich ebenfalls schon lange mit dem Gedanken der Umstellung befassten, gemeinsam mit Familie Endres den Schritt zum Ökolandbau gewagt.

Das Netzwerk unter den Bioland- Kollegen mit einem fairen Umgang und vertrauensvollen Austausch bereichert die tägliche Zusammenarbeit. „Mittlerweile haben wir auch potente Vermarktungsstrukturen wie die Vermarktungsgesellschaft Bio-Bauern mbH. Die verlangen Ware in gereinigtem Zustand, die den besten Qualitätskriterien entsprechen muss“, führt Endres aus. Genau hier setzt sein Betrieb an. Die Maschinenausstattung zum Bewirtschaften seiner Ackerfläche steht auch anderen Bio-Landwirten zur Verfügung: vom Säen und Striegeln bis zum Hacken bietet er die ganze Palette der Bodenbearbeitung auch als Dienstleistung an und liegt damit im Trend: „Die anderen Landwirte sparen sich die Kosten für die Anschaffung des teuren Fuhrparks, auch kleinere Betriebe können von unserer Technik profitieren. Das gilt nicht nur für die Technik auf dem Acker, sondern auch für die Reinigungsverfahren danach.
Lange und mit Leidenschaft hat Benedikt Endres getüftelt, bis er das für ihn perfekte Verfahren aus Bürsten, Siebreinigung, Trieuren und Farbauslesern entwickelt hat. Der Farbausleser entspricht der neuesten Technik: Je Kultur können abweichende Farben, Formen oder Gewichte des Korns definiert werden. Während der Sortierung blasen Düsen dann blitzschnell die mangelhaften Körner aus. So kann sich Endres auf jede Kultur einstellen.

Damit die Menge passt, engagiert sich Endres dafür, dass in Vermarktungsgesellschaften einzelne Kulturen von vielen Landwirten koordiniert angebaut, gereinigt und schließlich gemeinsam vermarktet werden. Er ist Liefergruppensprecher in der „Main-Bioland-Ölsaaten“ Liefergemeinschaft. Hier haben sich über 40 Landwirte zusammengeschlossen, um Soja und seit dem Krieg in der Ukraine vermehrt auch Sonnenblumen anzubauen.
„Das war lange Zeit nicht lukrativ. Jetzt kommen mehrere Faktoren zusammen: Wir Landwirte wollen nicht für einen anonymen Markt erzeugen und auch nicht den Weltmarktpreisen ausgeliefert sein. Der Trend zum Regionalen hilft uns, hier eine Perspektive zu gewinnen. Also kostendeckend ohne Weltmarktvergleich die Ware regional verkaufen zu können.“ Die Kooperation mit der Vermarktungsgesellschaft sowie das Angebot von Endres schaffen dafür die richtigen Bedingungen.

Neben dem wichtigen Angebot am Hof hat Benedikt Endres auch eine Leidenschaft für neue Kulturen. Im vierten Jahr nun baut er auf seiner Fläche Kichererbsen an. „Im Unterschied zur Sojabohne, die nach 15 Jahren Züchtung gut an unsere klimatischen Bedingungen und den Boden angepasst ist, ist der Anbau der Kichererbse neu und erfolgt mit Saatgut, das noch nicht angepasst ist. Der Sommer 2020 war zu feucht und wir haben die Kultur wieder in den Boden eingearbeitet, ohne Ernte. Im darauf folgenden Jahr war die Witterung für die Kichererbse perfekt und wir haben eine tolle Ernte einfahren können.

Hier sieht Endres auch die Zukunft des Ackerbaus: soweit möglich auf Wintergetreide und eine gut ausgewählte Mischung an Kulturen zu setzen, die das Risiko streuen. Totalausfälle werden so unwahrscheinlich, einzelne Kulturen werden dafür wohl jedes Jahr eher unpassende Bedingungen vorfinden. Solange das eingeplant ist und die Fruchtfolge insgesamt dem Bodenaufbau dient, sind Verluste oder geringe Ernten zu verkraften und eine kluge Strategie, durch die klimatisch unsicheren Zeiten zu kommen.
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