Sebastian Hausmann initiiert vor einigen Jahren die erste Solidarische-Landwirtschaft in Würzburg, kurz SoLaWü. Der ökologische Partnerbetrieb der SoLaWü ist der Biohof der Familie Kraus-Egbers. Überwiegend junge, an nachhaltigem Wandel interessierte Menschen finden in der SoLaWü Gleichgesinnte und einen Ort, einen Kristallisationspunkt, um den Wandel hin zu regionalem Bio in Gemeinschaft anzuschieben. Darunter auch Krischan Cords, der mit seiner Main-Streuobstwiesen eG zur SoLaWü gehört.
Als in Gemeinschaftsleistung die Strukturen sowohl für eine Solidarische Landwirtschaft als auch für eine Versorgung mit Erzeugnissen aus dem nahen Umfeld geschaffen sind, will sich Sebastian damit nicht zufriedengeben. Er träumt von einer Fläche, die sowohl Menschen versorgt als auch ein Rückzugsort für Vielfalt von Pflanzen und Insektenwelt darstellt. Ein Biotop, aber nicht als Museum, sondern auch als Lebens- und Lernort und in weiten Teilen ess- und verwertbar.
Dann, um Weihnachten 2021 ist es so weit: Die Familie Kraus-Egbers bietet einen gut zwei Hektar großen Acker als Versuchsfläche an. Schnell findet sich ein ebenso engagiertes, wie vielfältig aufgestelltes Team aus zehn jungen Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Qualifikationen. Zusammen bringen sie alles mit, um so eine Fläche zu planen und auch umzusetzen. Die Fläche wird an der West-, Ost- und Nordseite von einer dreireihigen Hecke mit heimischen Gehölzen begrenzt. Das schützt die Kulturen auf der Fläche vor Wind. Innerhalb der Fläche sind die Pflanzreihen der Gehölze in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet, damit alle Sonne bekommen. Die Pflanzen stehen in Reihen damit man sie gut bewirtschaften kann. Die vielfältige Bepflanzung geschieht auf mehreren Ebenen: einer Baumschicht, einer Strauchschicht, einer Beerenschicht und einer Bodeneinsaat über die gesamte Fläche. Insgesamt wurden sagenhafte 1500 unterschiedliche Arten gepflanzt. Sie sollen zusammen mit Gräben, Stein- und Totholzhaufen, Sandbuchten einen vielfältigen ganzjährigen Lebensraum bilden.
„Kurz formuliert könnte man sagen, dass wir hier Landwirtschaft neu denken“, so Anna-Lena May, eine der Initiatorinnen. „Wie können wir uns auf eine Art mit Lebensmitteln versorgen, die anderen Lebewesen nicht den Lebensraum raubt, sondern mit ihnen im Einklang ist? Das ist die Frage, die uns umtreibt. Das möchten wir hier erforschen und tun dies nicht nur mit viel Engagement, sondern auch mit wissenschaftlichen Methoden.“
Was es bedeutet, für Wildbienen und andere Insekten einen Lebensraum zu schaffen, das durfte die Gruppe rasch erfahren. „Als wir für den Graben Erdreich ausgehoben haben und es nackt haben liegen lassen, dauerte es nicht lange, bis der ganze Boden wie durchlöchert war. Das sind Insektenarten, die dort ihr Nest gebaut haben. Es zeigt uns, wie groß der Habitatdruck dieser Wildformen ist. Sie tun sich schwer, in der ausgeräumten Landschaft Rückzugsorte zu finden. Andere Arten brauchen keinen lehmigen Boden, sondern nisten in hohlen Stängeln vertrockneter Gräser. Wir wollen für all diese Arten Lebensräume schaffen und sind begeistert, dass sich die Vielfalt schon bei unseren allerersten Aktionen anzusiedeln beginnt“, so Martin Ladach, ein weiterer Akteur der Gruppe.
Die Flächen sollen aktiv zum Klimaschutz und zum gesellschaftlichen Diskurs über eine klimaverträgliche und regenerative, extensive Landwirtschaft beitragen. Umgesetzt wird das durch eine gemeinschaftliche, ökologische Bewirtschaftung und durch soziale Begegnungen vor Ort.
Interessierte - ob Menschen mit Bildungs- und Beratungsbedarf, HelferInnen bei den Einsätzen auf den Flächen, Fördermitglieder, SpenderInnen oder Menschen mit weiteren Flächen für die Biodiversität und den Verein – sind herzlich eingeladen und dürfen gerne Kontakt aufnehmen: vielfaltwald@posteo.de
Weitere Informationen und Hinweise auf Veranstaltungen gibt es auch auf der Internetseite des Vereins: www.vielfaltwald.de
Vielfaltwald e.V.
Es wächst ein Ort für Bildung, Begegnung, Vernetzung und Diversität
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