Die Liebe zur Heimat, zum Handwerk, zum Verwurzeltsein bei den Menschen in der Region bringt ihn auf eine andere Idee: Er möchte Hufschmied werden. Das Handwerk des Hufschmids ist anspruchsvoll. Ein riskantes Unterfangen möchte man meinen. Aber auch ein selbstbestimmtes, anders, als das beim Weiterbetreiben des Hofes gewesen wäre. Toni hat bei der eigenen Berufswahl das richtige Gespür bewiesen, die Arbeit macht ihm Spaß und er ist begabt. Toni kann gut mit den Tieren umgehen und etabliert sich. Seine erwachte Leidenschaft für die Pferde sorgt auch für die neue Bestimmung des Hofes: Er hält ein paar eigene und Pensionspferde. Damit ist die Weidefläche gut genutzt. Eine mutige Entscheidung war das damals und sie ist geglückt. Der Hof mit den Eigenflächen ist erhalten geblieben und Toni Rittel hat ein erfülltes Berufsleben.
Er kommt herum in der Region, lernt viele Menschen dabei kennen. Schätzt das bodenständige Miteinander. Ihm sind kleine überschaubare Kreisläufe wichtig, er schätzt das Handwerk und verwurzeltes Unternehmertum. Das Vernetztsein in der Heimat und ja, auch die Geselligkeit, die aus so einer Verbundenheit erwächst, all das gehört für Toni zu einem gelungenen Leben und Miteinander dazu. Man arbeitet, verantwortungsbewusst aber ohne Hektik, sondern auf eine Art und Weise, in der man noch Zeit füreinander findet.
Gerade diese Zeit miteinander wird am Hof heute zelebriert. Toni entdeckt in den letzten Jahren für sich nämlich ein neues Hobby: das Brauen. Interessiert hat ihn das schon immer. „Meine Frau hat sich immer gewundert, warum mir im Fernsehen keine einzige Sendung zum Brauen entgangen ist.“ Irgendwann gerät er an einen ehemaligen Brauer. „Da habe ich die Chance genutzt und ihn gefragt, wie man braut. Ich habe mir alles inklusive seiner Tipps auf einem Schmierzettel notiert. Ich bin sofort los und habe alles gekauft, was ich brauchte. Und um acht Uhr abends ging es los.“ Er braut bis in die frühen Morgenstunden. „Der erste Sud ist schon ganz gut geworden, aber ich dachte mir: Das kann ich besser“. Dieser Ehrgeiz und die Neugierde sorgen dafür, dass er es mit seinem Bier zu großer Beliebtheit bringt. Was vor allem, aber nicht nur am Bier liegt, sondern auch an der unkomplizierten Art und dem gemütlichen Miteinander, das am Hof gelebt wird.
Jetzt engagiert er sich bei den Biobrauern, einer Vereinigung von fünf Biolandwirten und vier kleinen Biobrauereien in und um Augsburg. Die Augsburger Gerste wird in Zirndorf bei Nürnberg vermälzt, die Logistik übernimmt Pöttmes. Obwohl es wirtschaftlich gesehen „günstiger“ ginge, sind alle mit dieser kleinen Kooperation glücklich.
Denn jetzt, wo der richtige Beruf gefunden, der Hof bewirtschaftet und das Bier optimiert ist, da rücken weitere essenzielle Werte für Toni in den Mittelpunkt: Wie man überschaubar und persönlich wirtschaften kann und ein Leben auf dem Land lebt, wie er sich das vorstellt: dass man einander noch kennt und am Feierabend zusammensitzt bei einer Halben Bier. Wie sich alle gegenseitig mit ihren kleinen Vorhaben stärken können und damit ein lebenswertes Stück Heimat schaffen. Einen Ort schaffen, wo geschätzt wird, was da ist – die Tradition, das Handwerk, das Miteinander. Das ist es, was für Toni Rittel wirklich zählt und was trägt und ja, auch ein Stück unabhängig macht von unseren globalen Katastrophen. Ein gesundes Miteinander in der Region. Dafür setzt sich Toni Rittel ein.