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Sepp Winklbauer – Kraft und Energie aus der Wertschätzung der Tradition schöpfen

Sepp Winklbauer mit seinem Jura-Mutterschaf Josepha
Sepp Winklbauer mit seinem Jura-Mutterschaf Josepha
© Daniel Delang
Am Hof von Sepp Winklbauer fallen einem gleich mehrere Dinge auf: Das alte Sacherl, idyllisch und abgelegen, hat an der Hauseingangstür ein besonderes Kreuz. Ein Kunstwerk ragt einem da entgegen. Der sehr gepflegte Hof ist umrahmt von blühenden Wiesen und einem Weiher. Dieser wird von unzähligen Fröschen bewohnt, die um die Wette quaken. Nach dem Aussteigen am Schafstall ist es der Holunder und gleich darauf, nach der Begrüßung mit Sepp Winklbauer, das wunderbare Heuaroma im Stall, das einen buchstäblich betört. Der Stall riecht, wie man sich eine Heu-Wellnessbehandlung vorstellt.

„ Als ich den Hof 2014 gekauft habe, sah das hier ganz anders aus. Er war schon länger nicht mehr bewohnt und zugemüllt bis unters Dach. Viele haben mir davon abgeraten, aber ich bemerkte die wunderschöne Grundsubstanz, den Droadkasten, die Gewölbe und habe den Schatz darin gesehen. Schneller als gedacht war auch alles wieder in einem guten Zustand“, freut sich Sepp. Und heute ist das ganze Sacherl ein echtes Schmuckstück.

Auch die Tiere überraschen: Sepp hält Bio-Juraschafe, eine besondere Rasse und mit seinen gut 20 Mutterschafen besitzt er fast ein Viertel der in Bayern lebenden Herdbuch-Muttertiere. Sie haben als Bergschafe viel Fleisch, sind genügsam und kommen mit wenig zurecht. Dazu sind sie lammfromm und zutraulich. Die Liebe zu den Schafen hatte Sepp schon als Junge entdeckt. „Mit zehn Jahren habe ich begonnen, am Hof meiner Eltern Schafe zu halten. Ich musste mich alleine um alles kümmern, das war die Bedingung. Schon damals haben sie mir viel Freude bereitet und es kamen viele Menschen auf den Hof, um die Tiere zu kaufen.“ Heute mit den Juraschafen ist es genauso. Die Tiere werden immer beliebter, sodass keines der weiblichen Tiere mehr beim Schlachter landet. Es kommen viele Hobbyzüchter aber auch Landwirte, welche die Tiere kaufen und selbst züchten. Juraschafe sind in Österreich und in der Schweiz die am meisten gehaltene Rasse.

Im Gespräch überrascht Sepp Winklbauer immer mehr: Der Hof ist bei Weitem nicht sein einziges Projekt. Im „Winklbauer Erlebnisdorf“ mit dem biozertifizierten Wirtshaus erleben wir, was der umtriebige Landwirt, Kaufmann und Musiker alles macht: „ Schon 1989 habe ich auf dem Reichhof – meinem Heimathof in der Gemeinde Burgkirchen – angefangen, Tracht zu verkaufen. „ Das war irgendwann so umfangreich, dass es nicht mehr zu Hause betrieben werden konnte. So findet Sepp den „Astner Gutshof“, baut ihn um und erarbeitet sich über die Jahre einen Ruf in der Trachten- und Motorradbranche. Ja, das ist kein Tippfehler. In der Art Bauernhofmuseum, renoviert mit viel Altholz, finden sich gleich mehrere Geschäfte: Trachten- und Motorradgwand und Mode- und Sportbekleidung. In allen Abteilungen findet man hochwertige Ware, möglichst regional hergestellt, aber auch günstige Angebote. Alles zum Anfassen, mit fachkundigen Verkäufern, das ist Sepp Winklbauer ein Anliegen.

Dazu ein gemütliches Wirtshaus, wo es frische, schmackhafte Gerichte gibt. Allesamt von Beginn an in Bio-Qualität. Man kommt kaum mehr heraus aus dem Staunen: Für die Kinder gibt es zahlreiche naturnahe Spiel- und Erlebnismöglichkeiten im Hof, eine urige Kinderalm mit Kinderbetreuung und einen Walderlebnispfad. Im Hof sieht man mehrere alte Holzblockhäuser, fachgerecht gebaut. Als Übernachtungsmöglichkeit für Gäste steht eine 4-Sterne Bio-Almhütte zur Verfügung. Man merkt, dass hier jemand unbändig seine Leidenschaft auslebt. Woher er die Kraft nimmt? „Der christliche Glaube und die Tradition, die ich wertschätzen und weitergeben möchte, bestärken mich. Mit den alten Gebäuden, der Tracht, der Musik, der traditionellen Landwirtschaft und dem Biogedanken: zu erhalten und auch herauszuputzen, was wir haben“, lautet die prompte Antwort von Sepp Winklbauer.
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