Als Vorständin der Genossenschaft ist der Laden Diana Scolas selbst kreiertes Tätigkeitsfeld. „Wir wollen eine faire, nachhaltige und regionale Versorgung anbieten. Dafür fahren wir zweigleisig, zum einem mit dem Laden in Miesbach, zum anderen mit einem fertigen System, das andere Gemeinschaften und Gemeinden beim Aufbau einer solchen Versorgung unterstützt“, erklärt Diana Scola in ihrer ruhigen Art. Social Franchise heißt dieser zweite Ansatz. „Es ist eine Art gemeinwohlorientiertes Vertriebsmodell, das statt auf monetären Gewinn auf regionalen Mehrwert für alle setzt“, ergänzt ihr Mann Renaldo Scola. „Was wir jetzt machen, war nie der Plan. Und wir kommen nicht aus dem klassischen Nachhaltigkeitsbereich. Aber wir kochen und essen schon immer leidenschaftlich gern“, gesteht er.
Diana Scola ist Wirtschaftsingenieurin und steigt direkt nach dem Studium bei BMW ein, kommt aber nie richtig an und sucht immer nach dem tieferen Sinn des Ganzen. Sie macht sich auf den Weg, nimmt eine Auszeit, wird schwanger und nutzt die Elternzeit auch, um Permakulturseminare zu besuchen. Da springt der Funke über. Renaldo Scola arbeitet lange im IT- und Marketingbereich auch internationaler Konzerne. Als er 2019 den Film „Zeit für Utopien“ sieht, trifft das bei ihm einen Nerv. Geschockt von dem massiven Einfluss von Landwirtschaft und Ernährung auf Klima und Umwelt und zugleich inspiriert durch die Initiative Hansalim in Korea schaut er ihn mit seiner Frau zusammen gleich noch mal an. Beiden ist klar: Sie wollen nicht nur reden, sondern etwas tun. Für die Kinder und die Zukunft auf der Erde. Renaldo Scola unterstützt und bestärkt seine Frau bei ihrem beruflichen Wechsel.
Dann kommt Corona und bremst vieles aus. Doch die beiden nutzen die Zeit und konzipieren als Prototyp für einen späteren echten Laden erstmal einen Online-Shop, der Ende 2021 öffnet. So versorgen sie eine Zeitlang rund 100 Haushalte in den Landkreisen Rosenheim und Miesbach. Doch schnell wird klar, dass der Durchsatz für eine kostendeckende Logistik höher sein muss und der Aufwand enorm ist. Was aber fruchtet, ist das Mitgliederkonzept mit einem Mindestumsatz. So bauen Diana und Renaldo Scola auch stetig eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten auf, aus der Mitte 2023 dann die LAVLI-Genossenschaft in Miesbach entsteht. Gegründet wird mit 30 Mitgliedern, am Jahresende sind es dann bereits 200 und Mitte 2024 rund 280. Der Laden öffnet im November 2023 seine Türen.
„Die Genossenschaft ist die sinnvollste Form für diese Unternehmung. Wir verteilen das Risiko und das Kapital auf viele Schultern. Das nötige Geld für den Start konnten wir komplett durch Mitglieder und Menschen aus dem Umfeld aufbringen“, freut sich Diana Scola. Ihr ist es ein großes Anliegen, die Gemeinschaft zu stärken, damit die Genossen den Laden wirklich als „ihren Laden“ begreifen und mittragen. Gleichzeitig will sie einen stabilen Prozess in Gang setzen, der auch wirtschaftlich funktioniert. „Wenn es sich wirtschaftlich nicht trägt, kann man es gleich lassen. Dann verändert man nichts. Deshalb ist es für uns ein dauerndes Balancieren. Neben den Produkten unserer 35 regionalen Bio-Betriebe kaufen wir auch beim Großhandel, denn Bananen und Avocados zum Beispiel sind heute für viele Menschen wichtig. Die meisten wollen am liebsten nur in einem Laden einkaufen. Wenn wir das aus idealistischen Gründen ignorieren, nagt das am Gefüge und an unserem Umsatz“, ergänzt Renaldo Scola. Kein leichtes Unterfangen also. Doch das Motto des Ladens bleibt unverändert: So ökologisch, regional und saisonal wie möglich. Um hier klare Linien zu finden, gibt es sogar einen eigenen Arbeitskreis in der Genossenschaft. Auch wenn Renaldo und Diana Scola mit LAVLI innovativ sein und Dinge neu denken wollen, gerne auch digital, ist für beide klar: „Die Natur ist keine Fabrik. Und am Ende soll es auch noch Spaß machen. Wir wollen gute Lebensmittel gemeinsam genießen und wertschätzen“, findet Diana Scola.
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