Mehr Biobetriebe
Immer mehr Betriebe stellen auf ökologische Wirtschaftsweise um. Vorreiter ist in Bayern schon seit Jahren der Landkreis Miesbach. Einer der Gründe ist die finanzielle Unterstützung der Stadtwerke München. Sie gewinnen ihr hochwertiges Trinkwasser größtenteils aus dem Mangfalltal. Um die hohe Qualität zu sichern, werden die Landwirte für ihre biologische Wirtschaftsweise entschädigt. Derzeit liegt der Anteil an Biobetrieben im Landkreis bei 33,7 % (Stand März 2021).
In den letzten Jahren stockte jedoch die Umstellung der milchviehhaltenden Betriebe auf biologische Wirtschaftsweise auch im Landkreis Miesbach. Es gab lange Wartelisten bei den Molkereien der Region. Doch einige Landwirte konnten durch die gesteigerte Nachfrage nach Biolebensmitteln umstellen. So auch der Gschwandtnerhof von Familie Bartl im Tegernseer Tal.
Der Gschwandtnerhof in Gmund
Gemütlich ist es in der schönen Küche beim Gschwandtnerhof. Korbinian und Nina Bartl sitzen gemeinsam mit ihren beiden Kindern am Küchentisch. Die Katze schnurrt und der Hund liegt zu Füßen seines Herrchens. Die junge Bäuerin Nina erzählt gerade von ihrem Leben auf dem Hof. Sie gibt gern Auskunft und erzählt von ihren Ideen. Gleich spürt man ihren Elan. Doch so gemütlich wie es beim Gespräch in der Küche ist, wird es wohl nicht immer sein. Denn besonders in den letzten Jahren war hier viel los:
· die Umstellung auf biologische Wirtschaftsweise
· der Bau des neuen Laufstalls
· die aufwändige Hofsanierung
· die Einführung modernster Melktechnik mit Roboter
· der Aufbau einer professionellen Vermarktung hofeigener Produkte.
Seit 2018 ist der Betrieb Mitglied bei Naturland. Die Milch der rund 80 Kühe wird an die Molkerei Gropper in Bissingen geliefert. Ein Teil davon kommt als UNSER LAND Milch beim Verbraucher an.
Ganz neu ist auch das Verkaufshäusl. In Selbstbedienungsautomaten gibt’s rund um die Uhr frische Milch und Fleisch- und Wurstwaren. Eier runden das Angebot ab. Die Lage vom Hof direkt an der Straße vor den Toren vom Tegernseer Tal ist dafür ideal. Gern wird dieses Angebot angenommen.
Lediglich die Schwankungen in der Internetverbindung bereiten den Kunden manchmal Probleme. So ist eine Kartenzahlung an den Automaten nur mit einer stabilen Verbindung möglich. Zum Glück kann bei Bedarf einfach am Bauernhaus geklopft werden. Wer den persönlichen Kontakt mag für den gibt’s freitags immer den Hofverkauf zwischen 14 und 18 Uhr. Hier gibt’s auch besondere Fleischspezialitäten und vieles mehr.
Nina Bartl, Powerfrau am Hof
Gelernt hat die junge Bäuerin Nina Bartl Notarfachangestellte. Auch damals hatte sie schon Kontakt zur Landwirtschaft. Sie bearbeitete beispielsweise Hofübergaben. Die Liebe führte sich dann schließlich selbst zum Gschwandtnerhof.
Hier lebt sie nun zusammen mit ihrem Mann Korbinian und den beiden Kindern. Angekommen ist sie schnell in der Dorfgemeinschaft in Gmund. Als Mitglied im Trachtenverein, beim Frauenbund, im Sportverein und auch beim CSU-Ortsverband – dort stand sie gleich in der Kommunalwahl im vergangenen Jahr auf deren Liste.
„Ich mag es, wenn sich was rührt!“ so Nina Bartl.
Sicher auch aus diesem Grund ist der Gschwandtnerhof in der letzten Zeit professionell in die Vermarktung eingestiegen. Auf allen Produkten findet man das Logo des Hofes und das zieht sich wie ein roter Faden durch den Betrieb.
Denn Nina Bartl hat ein Auge fürs Schöne. Das begeistert auch Andreas Leder. Der professionelle Fotograf im Landkreis hat schon einige Fotoschootings in Tracht gemeinsam mit ihr gemacht.
Gespannt auf die Zukunft
Die nächsten Projekte sind schon in Planung:
Bisher werden die Eier noch zugekauft, doch geplant ist ein mobiler Hühnerstall mit rund 300 Hennen. Und da wir schon wissen, dass Nina Bartl ein Auge fürs Schöne hat, solls auch noch einige Rassehühner direkt am Hof geben. „Weil die grünen Eier in der Schachtel halt so schön ausschauen“, so die Bäuerin.
Auch hofeigenen Honig wird’s im kommenden Jahr geben. Der Imkerverein Tegernseer Tal stellt Bienenkästen mit Völkern auf und bald gibt’s dann auch den „Gschwandtnerhof- Honig. „Denn durch den Kauf regionaler Bioprodukte wird man zum aktiven Klimaschützer!“
Nicht zuletzt gehört eine Alm zum Betrieb. Die „Rettenböck-Alm“ ist seit über 70 Jahren in Familienbesitz und liegt im wunderschönen Mangfallgebirge. Gleich daneben ist das Bodenschneidhaus. Über Fleisch vom Gschwandtnerhof freuen sich dort die Gäste.
Biobetriebe im Austausch
Die Kontaktbeschränkung aufgrund der Corona-Pandemie spüren auch die landwirtschaftlichen Betriebe. Alle Zusammenkünfte fallen derzeit aus. Milchversammlungen, die Stammtische der Bioverbände oder Landfrauentage finden nicht. Oder nur eingeschränkt und virtuell. Dabei ist ein Austausch unter Gleichgesinnten oft so wichtig.
Aber es bleibt zu hoffen, dass das wieder anders wird. Und die neu umgestellten Biobetriebe wie die Bartls sich mit ihren Berufskollegen wieder austauschen können und so bald Anschluss an die Biopioniere im Landkreis finden.
Infos zum Gschwandtnerhof gibts hier.