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Bürgerbeteiligungs-Projekt: Bio-Landwirt stellt auf Kälbermast um

Umstellung von Bio-Milchvieh auf Bio-Weidemast

Projekte: Genussrechte, Regionale Rindfleischvermarktung und Schlachtung
Mann und Frau vor Kuhweide
Familie Haslauer
© ÖMR MB

Von der Milchviehwirtschaft zur Kälberaufzucht

Christl und Max Haslauer, überzeugte Bio-Landwirte und bis vor kurzem Heumilch-Lieferanten der Naturkäserei TegernseerLand eG, wollen einen neuen Weg gehen: Der Stall im Einfirsthof in Oberschuß hat einen ungewöhnlich hohen und wunderschönen Gewölbebau mit angenehmem Klima für die Tiere. Für ihren Milchviehbetrieb in Bio-Kombihaltung sehen sie hier jedoch wenig Perspektive. „Ein Abriss des Gebäudes und ein teurer Neubau kommt für uns nicht in Frage. Wir wollen uns nicht auf Jahrzehnte verschulden, größer werden müssen und neue Flächen versiegeln.“, erklärt Max Haslauer. Arbeitswirtschaftlich ist ein Aufzuchtbetrieb im vorhandenen Gebäude leichter machbar. Mit Umbaumaßnahmen soll ein Laufstall für eine kleine Herde Färsen im Gewölbestall entstehen. „Damit schaffen wir auch ein Angebot zur Lösung des Kälberproblems, weil wir überzählige Kälber von umliegenden Milchviehbetrieben kaufen und sie bei uns auf der Weide langsam aufwachsen können.“, so Haslauer.

 

Fleisch aus der Region genießen

Die Öko-Modellregion Miesbacher Oberland unterstützt mehrere Projekte dieser Art. „Wir wollen nicht nur die langen Transportwege in konventionelle Mastbetriebe minimieren. Jede Kuh, die bei uns im Grünland in extensiver Haltung auf der Weide frisst und im Winter mit Heu gefüttert wird, schütz das Klima und die Artenvielfalt.“ so Öko-Modellregionsmanagerin Stephanie Stiller. Damit das funktionieren kann, ist Kooperation gefragt. Ein Teil der Landwirte betreibt weiter Milchviehwirtschaft, ein anderer Teil kauft die Kälber dieser Betriebe und zieht sie auf der Weide groß. Sie werden dann als Weidefleisch in der Region geschlachtet und verkauft, denn Milch und Fleisch gehören wieder zusammen in der gleichen Region erzeugt. Auch die Regionalentwicklung Oberland (REO) unterstützt das Vorhaben. „Der Erhalt der kleinen landwirtschaftlichen Betriebe ist auch für die Kulturlandschaft im Landkreis Miesbach maßgeblich – ein wichtiger Standortfaktor für Wirtschaft und Tourismus.“, so Vorstandsvorsitzender Alexander Schmid.

 

Gemeinsam in die Landwirtschaft von morgen investieren

Auch nach der Infoveranstaltung am 1. Juli 2023 steht Familie Haslauers Rede und Antwort und Sie können Genussgutscheine kaufen. Auch Johanna Ecker-Schotte, Vorsitzende des Tierschutzvereins Tegernseer Tal, Dr. Peter Manusch vom Naturland Verband, die stellvertretende Kreisbäuerin Manuela Zehendmaier, ÖMR-Managerin Stephanie Stiller, Petra Wähning von Genussinvest und viele weitere unterstützen das Vorhaben. Petra Wähning unterstützt im Auftrag des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung Landwirtschaft und Forsten die Beteiligungsform der Genussrechte und hilft Familie Haslauer bei der Planung und Umsetzung: „Ich unterstütze Menschen, die mit ihrem aufrichtigen Engagement die Region bereichern und das Rückgrat unserer Gesellschaft bilden. Gemeinsam mit den Bürgern wird es möglich, eine nachhaltige und lebenswerte Region zu gestalten. Ziel ist es, dass viele Verbraucher mitmachen und so alle gemeinsam diese Investition ermöglichen. Wir hoffen auch nach der Infoveranstaltung am 1. Juli auf viele weitere Bürger die sich beteiligen.“

 

Der Hintergrund zum Betrieb

Im Landkreis Miesbach gibt es viele kleinere landwirtschaftliche Betriebe mit durchschnittlich 25 Tieren in Kombihaltung. Auch Familie Haslauer betreibt so einen Hof. Die Bio-Heumilch haben sie bis vor kurzem an die Naturkäserei Tegernseer Land verkauft. Beide sind dankbar, Teil dieses Erfolgsprojektes zu sein. Wie viele im Landkreis betreiben auch die Haslauers die Landwirtschaft im Nebenerwerb. Christl kümmert sich um die hofeigene Ferienwohnung und arbeitet nebenbei als Steuergehilfin und Max als Flößer und im Forst. Die ganze Familie möchte die Landwirtschaft erhalten und die eigenen Flächen weiterhin nachhaltig ökologisch bewirtschaften. Wie viele möchten sie weder wachsen noch weichen. Kälber von umliegenden Milchviehbetrieben aufzuziehen ist eine Chance für so manchen Nebenerwerbslandwirt, dem die Arbeit durch Milchkühe zu viel wird. Gleichzeitig wird einer Überproduktion von Milch im derzeit schwierigen Markt entgegengewirkt, dafür gibt es mehr hochwertiges Fleisch von Tieren, die Heu und Gras fressen und denen ein Tiertransport erspart bleibt. Das Zweinutzungsrind Simmentaler, im Miesbacher Land auch oberbayerisches Alpenfleckvieh genannt, ist dafür bekannt viel Milch und auch gutes Fleisch zu liefern. Seitdem die Familie Haslauer Teil der Naturkäserei war, begeistert sie sich für die reine Heufütterung der Tiere und die regionale Vermarktung. Im neuen Konzept dürfen die eigenen und zugekauften Kälber bei den Müttern und Ammen saufen. Familie Haslauer sucht nun Kunden, an die sie das Fleisch der Tiere direkt ab Hof verkaufen kann. Der Stallumbau kann – im Vergleich zum Neubau - mit minimalen Kosten bewerkstelligt werden. Mit geringen Ressourcen schaffen die Haslauers eine langfristige Perspektive für ihren Betrieb. Daran möchten sie auch die Kunden teilhaben lassen.

Ab Ende Juli gibt es die Infos auch direkt bei Familie Haslauer unter www.bio-heurind-schussbaur.de

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