Mück bestätigte dies, werde doch die Kritik an Rindern und Wiederkäuern immer wieder mit dem Appell verbunden, weniger (Rind)Fleisch zu essen – das sei gut für´s Klima. Mück sah kurz-, mittel- und langfristig große Herausforderungen für Demeter und die Demeter-Betriebe, wenn noch weniger Rindfleisch gegessen werde. Für Demeter könnte die Auffassung der Kuh als Klima-Killer zum Demeter-Killer werden: Wer überhaupt hält dann noch Raufutterfresser – selbst im Umfang von 0,2 Großvieheinheiten (GV) und wo gibt es noch Öko-Kooperationsbetriebe? Für Demeter-Milchviehbetriebe ist die Vermarktung von horntragenden (Mast-)Kälbern schon jetzt eine sehr große Herausforderung, weil Verbraucher sehr viel mehr Demeter-Milch trinken als Demeter-Fleisch essen. Die derzeitige Fleischernährung auf Basis von Schwein, Huhn und Pute in Höhe von 83 % des Schlachtgewichtes in Deutschland und der Trend des Veganismus und Vegetarismus werde durch das mediale Rinder-Bashing weiter verstärkt, sagte Mück. Es würden gesellschaftlich falsche Signale mit falschen und zu wenig ganzheitlichen Ansätzen und Zahlen gesetzt. Ganzheitliche Ansätze aber sind Ausgangspunkt für Überlegungen in der Agrarwende, die zu überraschenden Entwicklungen führen könnten. So werde aktuell wieder die Ausweitung der Biogas-Erzeugung sowohl im konventionellen als auch im Ökolandbau als klimafreundlich beworben. Es besteht die Gefahr einer weiteren großen gesellschaftlichen Fehlentwicklung der Landwirtschaft – und des Ökolandbaus. „Nachhaltiger Ökolandbau muss standortbezogen und mit Wiederkäuern in weitgehend geschlossenen Betriebsorganismen arbeiten“, gab Mück als Demeter-Prinzip aus.
Der „Organismus Erde“ führe allen vor Augen, dass es Rinder brauche: Über 60 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Landflächen sind Grünland, das nur durch Wiederkäuer, Raufutterfresser und insbesondere Rinder für menschliche Ernährung genutzt werden könne. Grünland speichere bereits jetzt sehr viel mehr CO² und könne zusätzlich sehr viel mehr speichern als Ackerflächen. Letztere bräuchten mindestens 25 Prozent Kleegras, was auch zum Erosionsschutz bei Starkregenereignissen beitrage. Auch dieses künstlich gestaltete Grünland/Kleegras könne nur mit Wiederkäuern verwertet und der Acker durch deren Dünger nachhaltig fruchtbar gehalten werden. Rinder und Raufutterfresser seien ein nicht austauschbares Element des ökologischen Landbaus und einer nachhaltigen Landbewirtschaftung, mahnte der Referent; dies insbesondere in humiden Weltregionen, sofern sie grasbasiert mit möglichst wenig Kraftfutter gefüttert werden. „Die Vermittlung dieser Zusammenhänge in die Gesellschaft sollten wir als langjähriges Projekt formulieren“. Dann gehe es um eine tatsächliche Agrarwende hin zu nachhaltiger Landwirtschaft. „Viele Verbraucher können an unsere Auffassung zur großen Bedeutung der Rinder sehr gut anknüpfen“ – darum müsse man öffentlich deutlich mehr Profil zeigen: „Agrarwende fängt in den Köpfen an“.
Mück zeigte auch auf, wie hoch der Anteil der Tiere ist, die mit Getreide gefüttert werden, das eigentlich für die Menschen gedacht sein sollte. Im Gegensatz dazu fressen die Rinder den Menschen Gras und Raufutter nicht weg. „Wo soll Milch in großen Mengen herkommen, wenn wir keine Rinder mehr haben? Ökologische Einstellungen und ein grundlegend geändertes Ernährungsverhalten klaffen weit auseinander. Zwar boomt der Biomilchmarkt, aber rindfleischlose, vegetarische oder gar vergane Ernährung sind „in“. Doch ohne Konsum von Rindfleisch ist nachhaltige Landwirtschaft nicht zu realisieren“, bekräftigte Mück.
Kälber könnten auf Betrieben nur artgerecht gehalten und aufgezogen werden, wenn der Verbraucher das so erzeugte Rindfleisch auch schätze. Im Übrigen liege der sinkende Verbrauch von Rindfleisch vielleicht auch darin, dass es wohl mehr Arbeit mache, ein gutes Rindfleischgericht zuzubereiten, als wenn man schnell ein paar Schweinesteaks in die Pfanne lege. Eine Wortmeldung meinte dazu, man müsse nicht so viel Fleisch essen, aber wenn, dann wirklich öfter qualitativ gutes Rindfleisch verwenden. Landwirt Hans Maier aus Übersee war dankbar für die gehörten Informationen und bedauerte, dass diese bisher noch zu wenig im Kreis der Verbraucher ankommen. „Lassen Sie uns alle Multiplikatoren sein und den Wert des Grünlands und des Bio-Rindfleischs nach außen tragen“, ermunterte Mück die zahlreichen anwesenden Zuhörer.
Artikel von Christa Waldherr vom 13. August 2021 aus der Südostbayerischen Rundschau (sowie Trostberger Tagblatt und Traunsteiner Tagblatt)