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Enormes Potential für den Klimaschutz

Klimaschutz mit (ökologischer) Landwirtschaft und Moorschutz – Radtour zum Biolandhof Braun

Projekt: Bewusstseinsbildung
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© Michael Rittershofer
Was können Bäuerinnen und Bauern auf ihren landwirtschaftlichen Flächen tun, um das Klima zu schützen? Dies war das Thema einer Radtour, organisiert von TAGWERK e.V. und dem BUND Naturschutz. Am Freitag, 10.9. fuhren die Exkursionsteilnehmer durch das Freisinger Moos zum Bioland/TAGWERK-Hof der Familie Braun in Dürneck.

Auf dem Weg zu den Brauns fuhr die Radlgruppe durch das grünlanddominierte Freisinger Moos. Hier gibt es eine Reihe von Flächen, auf denen die Stadt Freising das Grundwasser anheben will. Damit soll der organische Torfboden vor Zersetzung geschützt werden. Denn bei einer Entwässerung setzt dieser in starkem Umfang als CO2 frei. Umso wichtiger ist es für den Klimaschutz, lebendige Moore zu erhalten. So kann dort auch wieder Kohlendioxyd gebunden werden. „Lebendiger Moorboden hat weitere sehr positive Wirkungen“, erläutert Manfred Drobny vom BUND Naturschutz. „Hochwasserschutz, Trinkwassersicherung und Naturschutz profitieren gelichermaßen“. Nebenbei ist das Moos eine sehr reizvolle Landschaft, wie die Gruppe feststellen durfte.

Um den Einsatz fossiler Energieträger zu mindern und anstelle dessen verstärkt die Sonnenenergie zu nutzen, werden gegenwärtig verstärkt Freiflächenphotovoltaikanlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen aufgestellt. Auch die Stadt Freising möchte eine solche Anlage am Rande des Freisinger Mooses installieren. Grundsätzlich machen solche Anlagen für den Klimaschutz durchaus Sinn, da diese die Böden nicht versiegeln und eine hohe Effizienz aufweisen. Auf einem Hektar kann durch PV eine Leistung von etwa 1 Megawatt (MW) erzielt werden, während für eine durch Mais gespeiste Biogasanlage für die gleiche Leistung etwa 50 Hektar Mais benötigt werden. Allerdings sollte bei der Errichtung von PV-Freiflächen-Anlagen unbedingt darauf geachtet werden, dass sie nicht auf Flächen gebaut werden, die für den Naturschutz von Bedeutung sind. Bei entsprechender Standortwahl und Gestaltung der PV-Flächen, könnten diese Anlagen nicht nur nachhaltig Energie erzeugen, sondern sogar den Umwelt- und Naturschutz fördern und eine landwirtschaftliche oder gärtnerische Nutzung der Flächen zulassen. Allerdings sollten Dachanlagen grundsätzlich den Vorrang haben.

Klimaschutz ist für Josef Braun, Biobauer aus Dürneck, schon lange ein zentrales Thema auf seinem Hof. „Zwei Drittel der CO2-Emissionen, die durch den Menschen in den letzten 100 Jahren freigesetzt wurden, gehen auf Landnutzungsänderungen zurück“, erklärt Josef Braun. Die Quellen: Rodung der Wälder, Entwässerung von Feuchtflächen, Humusabbau auf den landwirtschaftlichen Flächen. „Wir brauchen einen radikalen Wandel“, fordert Braun deshalb. Und er sieht dabei auch große Möglichkeiten für die Bäuerinnen und Bauern. So ist es ihm gelungen, den Humusanteil auf seinen Ackerflächen um drei Prozent zu erhöhen. „Wenn wir es schaffen, den Humusanteil auf den Ackerflächen weltweit durchschnittlich um 1,5% zu erhöhen, dann könnten wir das gesamte CO2, das wir Menschen seit der Industrialisierung ausgestoßen haben, im Boden wieder binden“, so Braun hoffnungsvoll. Für Braun gilt es dabei auch aus der Forstwirtschaft zu lernen. „Die Trennung zwischen Wald und Landwirtschaft sollte beendet werden“, schlägt Braun vor. „Mischwaldsysteme können in einem besonders hohen Umfang Sonnenenergie speichern. Mischsysteme sollten wir auch für unsere landwirtschaftlichen Flächen nutzbar machen.“ So baut Braun seine Ackerkulturen ausschließlich in Mischkultur an. Auch sein Grünland ist sehr vielfältig. Und er hat vor etwa zehn Jahren damit begonnen, schnellwachsende Bäume in Agroforstkulturen auf seinen Wiesen und Äckern zu pflanzen, entgegen aller Widerstände. Neben der Milchviehhaltung und dem Ackerbau entwickelte sich die Energieholzgewinnung zum dritten Standbein seines Betriebs. „Damit die Landwirtschaft im Klimaschutz mitzieht, brauchen die Bäuerinnen und Bauern eine finanzielle Unterstützung“, sagt Braun. Diese sollte seiner Meinung nach aber auch bei den Betrieben ankommen, und nicht vor allem an Firmen für teure Analysen und Zertifikate fließen. Deshalb entwickelt er zusammen mit der Bioland-Stiftung Wege, wie die Landwirtschaft zum echten Klimaproblemlöser werden kann. „Hier ist aber auch der Staat gefordert. Klimaschutz muss sich für die landwirtschaftlichen Betriebe lohnen. So ist es dringend notwendig, dass endlich auch Agroforstmaßnahmen staatlich gefördert werden“, fordert Braun. „Zudem müssen die Themen Biodiversität, Boden- und Klimaschutz einen viel höheren Stellenwert in der Ausbildung von Landwirten bekommen“, so Braun weiter.
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