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Allen Unkenrufen zum Trotz

Ökomodellregion wird erfolgreich weitergeführt - Zehn Gemeinden finden sich wieder zusammen

Projekte: Kommunales Engagement, Öffentlichkeitsarbeit
Martin Öttl ist als Laufener Biobauer Mitglied bei der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel. Er wird in der Direktvermarktung unterstützt. Hier ist er im Stall bei den Kälbern.
Martin Öttl ist als Laufener Biobauer Mitglied bei der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel. Er wird in der Direktvermarktung unterstützt.
© Prof. Josef Standl
Dafür, dass die seit Jahren bestehende Organisation nun mit Schwung weiterentwickelt wird, sorgen insbesondere auch die Mitgliedsbetriebe. So wie Johann Heinz vom Paulbauernhof in Saaldorf-Surheim - ein typischer aufstrebender Bauernhofbetrieb, der zukunftsorientiert denkt und auf vielen Schienen seine Produkte vermarktet, insbesondere auch durch den eigenen Hofladen. Er ist so wie sein Kollege Franz Obermeyer aus Tengling als Biobauer Mitglied des Vorstandes der Ökomodellregion Waginger-See-Rupertiwinkel.

Martin Öttl (36), Jungbauer in Laufen, Fisching am Abtsee, hat den Modernisierungsschritt noch vor sich, wenn ihm sein Vater Oswald den Hof übergibt. Auf seinen 24 Hektar, davon zwölf Hektar Grünland, acht Hektar Acker und vier Hektar Wald, betreibt er Mutterkuhhaltung mit neun Kühen und etwa gleich viel Nachzucht. Er schlachtet und vertreibt das Fleisch in Mischpaketen zu je vier Kilogramm selbst. Zudem baut er den Laufener Landweizen und Braugerste für eine Teisendorfer Brauerei an. Auch er ist Mitglied in der Ökomodellregion, weil er sich für die Vermarktung viel verspricht.

Die erste Ökomodellregion in Bayern, die weitergeführt wird

Für die Region selbst ist es wichtig, dass sich im Vorjahr alle zehn Gemeinden durchgerungen haben, einer Verlängerung des Modells zuzustimmen. Auch die anderen inzwischen 26 weiteren Ökomodellregionen (ÖMR), die es in Bayern gibt, haben auf die Rupertiwinkler geschaut, ist sie doch die erste von allen, die weitergeführt wird. Dazu Geschäftsführerin Dipl.-Ing. Marlene Berger-Stöckl: „Im November gab es ein Strategietreffen mit 28 Teilnehmern, an dem wir unsere Strategie für die nächsten Jahre als Konzept für eine Fortschreibung der Ökomodellregion entwickelt haben. Dieses Strategiepapier und unsere zehn Beschlüsse haben wir dann samt Verlängerungsantrag an das Amt für ländliche Entwicklung eingereicht, das inzwischen für die Umsetzung der Ökomodellregionen zuständig ist. Anfang Februar gab es per Videokonferenz einen Jurytermin mit Fachleuten aus dem Biobereich aus ganz Bayern, an dem unsere beiden Vorstandssprecher, Steffi Lang und Matthias Baderhuber, zum einen vorgestellt haben, was bereits umgesetzt wurde, und zum Zweiten, was wir uns als Schwerpunkte für die kommenden Jahre vorstellen können“. Das Ministerium wird sich weiterhin mit einer Summe von max. 20.000 Euro an den Personalkosten der jeweiligen ÖMR beteiligen.

Erstmals gibt es seit Januar 2022 zwei mögliche Fördertöpfe für die ÖMR: Zum einen gibt es einen Topf für „außerordentliche“ Projekte, der nun erst konkret entwickelt wird. Das bedeutet, wenn für ein größeres Projekt jemand zusätzlich eingestellt wird und die Organisation den Eigenanteil noch leisten kann, dann übernimmt das Ministerium 50 Prozent der Personalkosten. Zum Zweiten gibt es einen Topf für Sachmittelzuschüsse, den sogenannten „Verfügungsrahmen“, ebenfalls in einer Gesamt-Zuschusshöhe von max. 50.000 Euro. Hier konnten sich bis Ende Februar alle Bioerzeuger, -verarbeiter und -vermarkter um einen Zuschuss für ein Kleinprojekt bewerben, das max. 20.000 Euro netto kostet, bei einer max. Förderhöhe von 10.000 Euro bewerben. Über die Verwendung entscheidet ein lokales Gremium, in dem drittelparitätisch drei Bürgermeister, drei Landwirte und drei Verarbeiter sitzen. Das Gremium wird in den nächsten Tagen die Bewertung vornehmen und danach werden die Förderbescheide an die Kleinprojekte-Antragsteller erteilt. Zuständige Stelle für die Abwicklung ist die Gemeinde Waging als Träger der ÖMR.

Themen und Projekte der Ökomodellregion

Gemeinden der Öko-Modellregion sind Fridolfing, Kirchanschöring, Laufen, Petting, Saaldorf-Surheim, Taching, Teisendorf, Tittmoning, Waging und Wonneberg. In diesen Gemeinden gibt es so einiges zu bieten: Biopioniere, kreative Unternehmer und bürgerliche Initiativen in Sachen Artenschutz und Ernährung. Durch die gezielte Vernetzung aller Beteiligten, neue Arbeitsgruppen und aktive Beratung Umstellungsinteressierter sollen biologische Produktion und regionale Weitervermarktung entwickelt und umgesetzt werden. Natürlich mit politischer Unterstützung gerade im Bereich Gewässerschutz und schonender Landnutzung. Denn das fördert den Tourismus in der Region. Ökologische Landwirtschaft, welche die Kulturlandschaft erhält und die Gewässer schont, zieht weitere Urlauber an.
Die Themenfelder der Öko-Modellregion Waginger See/ Rupertiwinkel sind in drei Säulen mit entsprechenden Arbeitsgruppen aufgeteilt:
Erzeugung und Vermarktung regionaler Bioprodukte sind in Arbeitsgruppen eingeteilt: Biofleisch, Biomilch, Ökoackerbau. Kommunen, Bürger und Verbraucher in der Öko-Modellregion: Ernährungsbildung, Kommunen, Streuobst und Artenschutz. Weitere landwirtschaftliche Themen in der Öko-Modellregion sind: Regionales Eiweiß, Milch aus regionaler Fütterung, Einbindung konventioneller Landwirte. Auch auf die Themen Tourismus und Heumilch wird entsprechendes Augenmerk gelegt.
Ziel der Öko-Modellregion ist es, wertschätzendes Miteinander von ökologischer und konventioneller Landwirtschaft aktiv zu leben. Öko ist heutzutage nicht mehr aus der Landwirtschaft wegzudenken. Mit dem Schwerpunkt Ökolandbau ist diese Region ein gutes Beispiel für gelebte Vielfalt. Und: gute ökonomische Bedingungen und die stetig wachsende Nachfrage bieten heimischen Bauern aktuell gute Perspektiven für die Umstellung auf Ökolandbau. Der Erfahrungsaustausch zwischen Biopionieren der ersten Stunde, jungen Ökolandwirten und konventionellen Landwirten wird in Zukunft bestimmt einiges in Bewegung bringen.

Die Gemeinden und deren Bürgermeister unterstützen die Öko-Modellregion in vielen Bereichen. Die Einführung von Bio-Menüs in den Gemeinschaftsküchen von Kliniken, Schulen und Kindergärten werden unterstützt. Die für die Region früher typischen Streuobstwiesen werden wieder vermehrt angepflanzt und gepflegt, auch auf kommunalen Flächen. Außerdem haben alle Kommunen ein umfangreiches Beschlusspaket verabschiedet, das den Ökolandbau in der Region stärken und den ökologischen Gedanken im Tätigkeitsbereich der Kommunen verankern soll. Die Kommunen wollen künftig auch touristische Chancen nutzen, welche die Ökomodellregion bietet.


Artikel aus der Südostbayerischen Rundschau vom 09.03.2022, Prof. Mag. Josef A. Standl
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