Mit einem Festakt im Braugasthof "Alte Post" wurden die Preisträger der diesjährigen Wiesenmeisterschaft bekanntgegeben und geehrt. Den 1. Preis haben Matthias und Rosemarie Winkler aus Ollerding, Gemeinde Tittmoning erhalten. Mit dem 2. Preis wurde Rupert Koch aus Guggenberg, Gemeinde Teisendorf ausgezeichnet. Der dritte Preis ging an Martin und Christina Rausch aus Tengling, der 4. Preis an Anja und Roman Freimuth aus Petting. Die Preisverleihung haben die Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und der Ehrenvorsitzende des BUND Naturschutz, Prof. Dr. Hubert Weiger vorgenommen. Die inzwischen elfte Wiesenmeisterschaft wurde von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem BUND Naturschutz (BN) gemeinsam mit der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel (ÖMR) ausgerichtet.
Zusammenwirken von Bio- und konventionellen Bauern
Insgesamt hatten 23 Betriebe in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land teilgenommen. Die früher weit verbreiteten Blühwiesen haben diese Region traditionell geprägt und waren die "Juwele" in der Landschaft. Deshalb war auch der Waginger Bürgermeister Matthias Baderhuber erfreut, dass die Wiesenmeisterschaft 2022 hier ausgerichtet wurde. Für die ÖMR Waginger See-Rupertiwinkel sei dies ein wunderbares Projekt für die Zusammenarbeit von Biobauern und konventionell wirtschaftenden Landwirten mit Sinn für Artenschutz gewesen, ergänzte Marlene Berger-Stöckl, Projektmanagerin bei der ÖMR. Der Teisendorfer Bürgermeister Thomas Gasser meinte, dass es keinen besseren Ort zur Preisverleihung hätte geben können als Teisendorf. In der Marktgemeinde gäbe es noch über 300 aktive Bauern, die im Einklang mit der Natur "vernünftig wirtschaften".
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßten der Präsident der Lfl, Stephan Sedlmayer, und die Vorsitzende der BN Kreisgruppe Traunstein die zahlreichen Gäste, vor allem Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, den Ehrenvorsitzenden des BUND Naturschutz, Prof. Dr. Hubert Weiger, die Regierungsvizepräsidentin von Oberbayern Sabine Kahle-Sanders, die Bürgermeister der Ökomodellregions-Gemeinden sowie zahlreiche Vertreter aus Politik, Behörden, Vereinen und von den organisierenden Stellen. Man verleihe den "Wiesenoscar zur Wiesnzeit", meinte Sedlmayer in einem zum Anlass passenden Wortspiel.
Rutkowski bedankte sich bei allen Teilnehmern und bei der Jury und betonte gleich zu Beginn die herausragende Bedeutung der Wiesen und Weiden für den Erhalt der Biodiversität und den Schutz von Boden, Klima und Wasser. Dem schloss sich Regierungsvizepräsidentin Sabine Kahle-Sanders voll an. "Fast die Hälfte der Wiesen und Weiden in Bayern wird unter extensiven Vorgaben bewirtschaftet. Dazu gehören der Verzicht auf Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel oder spezielle Schnittzeitpunkte, die die Artenvielfalt fördern", so Staatsministerin Michaela Kaniber in ihrer Festrede. Die bayerischen Bauern seien sich ihrer Verantwortung für die Natur, das Tierwohl und den Klimaschutz bewusst.
Aktionen wie die Wiesenmeisterschaften würden dies verdeutlichen und zeigen, wie wichtig eine gute Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz sei. "Miteinander statt gegeneinander" müsse die Devise sein. Wiesen und Weiden seien landschaftsprägende Elemente und gleichzeitig die größte heimische Eiweißquelle in der Tierfütterung. Extensives Grünland schone Grundwasser und Boden und gehöre im weltweiten Vergleich zu den artenreichsten Biotopen.
Den Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie, das heißt zwischen guten Flächenerträgen und hoher Artenvielfalt, müsse man durch Kompromisse lösen. Den "Wiesenmeistern" sei genau dies gelungen und das mache diesen Wettbewerb so besonders. Durch das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) und das Vertragsnaturschutzprogramm fördere die Bayerische Staatsregierung den Erhalt artenreicher Grünlandflächen und werde ihre Bemühungen dazu in der Förderperiode ab 2023 weiter vorantreiben. Flächenstarker Artenschutz sei aber auf Freiwilligkeit angewiesen. Die Politik könne nur dazu "anstiften" mit besseren Rahmenbedingungen.
Wichtigste Lebensräume in offener Kulturlandschaft
"Wir brauchen Lösungen, die den Landwirten ökonomische Perspektiven geben und die Natur als unsere zentrale Lebensgrundlage schützen", betonte auch Prof. Dr. Hubert Weiger in seiner Rede. "Wiesen und Weiden sind die wichtigsten Lebensräume in unserer offenen Kulturlandschaft", so Weiger weiter. Dazu würden auch Tiere gehören, man sollte mit der Mär von der "Kuh als Klimakiller" aufhören.
Die Kühe seien ein Garant für den Erhalt der Wiesen und damit für die Vielfalt unseres Landes. Ebenso wie die Ministerin betonte auch Weiger, "wir brauchen Partnerschaften und gemeinsame Konzepte von Landwirtschaft und Naturschutz, die uns aus dem Entweder-oder herausführen". Alle 23 Wiesen, die für den Wettbewerb angemeldet waren, sind ab Anfang Mai von der Landschaftsplanerin Inge Steidl im Auftrag der Veranstalter begangen und anhand eines Punktesystems bewertet worden.
Nicht nur die Artenvielfalt auf den Wiesen, sondern auch der Futterertrag und das landwirtschaftliche Nutzungskonzept sowie der kulturlandschaftliche Wert wurden dabei erfasst. Aus der erreichten Punktezahl wurden die besten sechs Betriebe ermittelt. Diese wurden im Sommer von einer Fachjury aus Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft begangen und begutachtet.
Die ersten vier platzierten Teilnehmer können sich über Gutscheine für einen Aufenthalt in einem Biohotel oder Geldpreise im Wert von 100 bis 500 Euro je nach Platzierung freuen. Alle weiteren Teilnehmer erhielten Sachpreise sowie eine Artenliste ihrer Fläche und eine Urkunde überreicht. Die Preisverleihung verbanden die Veranstalter mit einer Vorstellung der Betriebe, untermalt mit Bildern durch Dr. Sabine Heinz vom Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau der LfL sowie Interviews der Sieger mit dem BN Landesbeauftragten Martin Geilhufe.
PNP Nachrichten aus dem Landkreis Berchtesgadener Land / Teisendorf vom 26.09.2022 von Monika Konnert