Der „Kritische Agrarbericht“ wird jährlich vom AgrarBündnis herausgegeben. Dieses Bündnis besteht aus derzeit 26 unabhängigen Organisationen aus Landwirtschaft, Umwelt-, Natur- und Tierschutz sowie Verbraucher- und Entwicklungspolitik. „Der kritische Agrarbericht dokumentiert jährlich die Vielfalt der politischen Debatte mit fundierter Kritik am derzeitigen Agrarsystem, aber auch mit Konzepten, Ideen und gelungenen Praxisbeispielen, wie es anders gehen könnte“ (Pressemitteilung zum Erscheinen der 30. Ausgabe).
Der Agraringenieur und langjährige Demeter-Berater Uli Mück aus dem Landkreis Aichach-Friedberg hat für die Ausgabe des Kritischen Agrarberichts 2023 einen Artikel
„Wiesen und Weiden in den Einkaufskorb!“
beigesteuert. Darin erläutert er unter anderem die Grenzen des „planetaren Warenkorbs, aus dem sich Menschen zu ihrer Ernährung bedienen können“ und den Unterschied zwischen „Grünlandtieren“ und „Ackertieren“.
„Die Bedeutung der Rinder und des Grünlands und der daraus hervorgehenden Nahrungsmittel Fleisch und Milch muss in der Gesellschaft und der Politik stärker zur Wahrnehmung kommen“, sagt Autor Ulrich Mück. „Humuserhalt und -aufbau, Klimaschutz, Biodiversität, Ernährung ohne Nahrungskonkurrenz und Ernährungssicherheit sind mit den Rindern, unseren wunderbaren Kulturtieren, und dem Grünland, dem größten Landnutzungssystem der Erde, verbunden.“
Der Artikel enthält Argumente für organismusbezogene, nachhaltige (Öko)Landwirtschaft und Ernährung - die auch klimaschützend ist - sowie für die Halter von grünlandbasiert gefütterten Rindern. Das Plädoyer von Ulrich Mück für eine klimafreundliche Ernährung lautet also: „Fleischreduzierung ja – aber bitte ernährungsökologisch qualifiziert!“
Dahinter steckt die Forderung, bei der Fleischreduktion beim Konsum von Ackertieren (wie Geflügel und Schwein) anzusetzen. Diese werden vorwiegend mit Produkten vom Acker (Getreide, Mais) ernährt und stehen somit in direkter Nahrungskonkurrenz zum Menschen. Die Grünlandtiere (Wiederkäuer wie Rinder, Kühe, Schafe, Ziegen) verwandeln hingegen für den Menschen unverwertbares Grünland in für den Menschen verzehrbare Produkte (Fleisch und Milch). Führt man sich nun vor Augen, dass 30% der landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands Grünland ist (also für den Menschen nicht direkt verwertbar; weltweit sind es sogar 70%), wird die Bedeutung der Wiederkäuer für die menschliche Ernährung deutlich.
Um eine artgerechte Aufzucht und Verwertung aller Tiere, auch der nicht für die Nachzucht geeigneten Stierkälber als Brüder der Kalbinnen, zu ermöglichen, hat Ulrich Mück im Vergleich verschiedener Haltungsverfahren eine Faustzahl ermittelt:
Pro Liter Milch oder pro 100 g Käse sollten wir rund 25 Gramm Fleisch (18-30 g) vom Wiederkäuer verzehren, damit der gesamte Kreislauf des Verzehrs der Produkte Milch und Fleisch stimmt.
Den ganzen Artikel mit vielen weiteren Zahlen und Fakten finden sie unter Downloads: Kritischer Agrarbericht 2023 Ulrich Mück