Bei diesen drei Regionalinitiativen handelt es sich um die „Zukunftsregion Rupertiwinkel“ mit Kirchanschörings Bürgermeister Hans- Jörg Birner an der Spitze, um die „Ökomodellregion Waginger-See-Rupertiwinkel“ mit Wagings Bürgermeister Matthias Baderhuber und Tachings Bürgermeisterin Stefanie Lang, die diese Organisation als Sprecher vertreten, sowie um die lokale Leader-Aktionsgruppe „Traun- Alz Salzach“, für die Tittmonings Bürgermeister Andreas Bratzdrum verantwortlich zeichnet. Nun berichteten die Entscheidungsträger, Verantwortlichen und Mitarbeiter der drei Gruppen über die einzelnen Projekte, die aktuell laufen, bereits durchgeführt oder in nächster Zeit geplant sind.
Das Grußwort übernahm „Hausherr“, Martin Fenninger. Er bestätigte, dass Wonneberg gewaltig von den Initiativen profitiert habe. Nur mit Hilfe der Gelder, die das Amt für Ländliche Entwicklung über die Regionalinitiativen bereitstelle, sei es möglich gewesen, dass die Gemeinde das Wonneberger Bürgerhaus errichten konnte. „Das Geld ist gut investiert“, betonte er angesichts der regen Nutzung durch die Wonneberger Bürger und der vielen darin stattfindenden Veranstaltungen. „Ich bin dankbar, dass Wonneberg Mitglied der Regionalinitiativen ist.“ Bei den Treffen der Regionalinitiativen gehe es ständig darum, die Vitalität und die Anpassungsfähigkeit der ländlichen Kommunen zu stärken. Er fragte sich aber: „Woher sollen die Leute, die wir dafür brauchen, denn kommen?“. Viele junge Leute wanderten ab. Und obwohl schon ein Mangel an Verwaltungsmitarbeitern herrsche, steige die Bürokratiebelastung in den Rathäusern. Mit der Einführung der Ganztagsschule müssten die Kommunen wieder mehr pädagogisches Personal einstellen, das ebenso fehle wie andere Fachkräfte.
Hans- Jörg
Birner zeigte sich in seiner Rede dankbar, dass so viele Kommunen bei den
Initiativen mitmachen. Die Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel (ÖMR) sei
mittlerweile ein Vorzeigeprojekt in ganz Bayern. Sie bestehe nun schon seit
fast zehn Jahren und sei die erste im Freistaat gewesen. Zwischenzeitlich gebe es
35 davon. Das heißt, dass auf etwa 43 Prozent der Fläche in Bayern aktuell
Ökomodellregionen, Bio-Musterregionen für den Ökolandbau, aktiv sind.
„Zukunftsregion Rupertiwinkel“
Die Geschäftsführerin der ILE Zukunftsregion Rupertiwinkel, Alexandra Huber, stellte dann die „Zukunftsregion Rupertiwinkel“, deren Mitarbeiter, Finanzierung und Büroräume näher vor. Die Kooperation basiere auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit, die sie mit unterschiedlichen Vorhaben umsetze. In allen Kommunen habe man den Vitalitäts-Check (VC) zur Innenentwicklung abschließen können. Dessen Ergebnisse fänden sich nun in einer Flächenmanagementdatenbank, mit deren Daten sich die bauliche Innenentwicklung nun besser steuern lasse. Die erste Stufe des Pilotprojekts „Landwirtschaftsrats-Prozess“ sei abgeschlossen und werde als sogenannter Bauernrats-Prozess in eine weitere Runde gehen. Die Resultate fließen in das „Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept“ (ILEK) ein, mit der die Zukunftsregion arbeitet und das nun unter Beachtung der Resilienz-Aspekte fortgeschrieben wird. Eingebettet in die Fortschreibung sind auch Bürgerbeteiligungsprozesse (Bürgerräte), die an einzelnen Themen mitwirken. Bürger sollen auch wieder mitreden dürfen, wenn ab dem Herbst für alle Gemeinden der Zukunftsregion ein interkommunales „Klimawandel-Anpassungskonzept für Sturzfluten“ erarbeitet wird. Dafür lässt die Region von einem Fachbüro eine Fließwege- und Gefahrenkarte erstellen, die aufzeigt, wohin das Wasser bei starken Regenfällen fließt. Die Gutachten und Karten bilden dann die Grundlage für eventuelle Maßnahmen zum Schutz vor Überflutungen und zwar in allen Orten der ILE-Region. „Überdies wollen wir im Rahmen des Konzeptes auch sektorenübergreifende Maßnahmen für Gewässer, Landwirtschaft, Naturschutz und Bauleitplanung erarbeiten“, sagte Birner, ehe er das Regionalbudget für förderfähige Projekte in der ILE-Region, die jetzt ja Zukunftsregion Rupertiwinkel heißt, vorstellte. Dafür konnte man Bundesmittel in höhe von 300000€ für die Zukunftsregion sichern.
Annie Weber, Werksstudentin für die ILE, führte anschließend aus, dass das Amt für Ländliche Entwicklung jeder ILE-Region heuer wieder Gelder in Höhe von 100.000 Euro zur Verfügung stelle. Dabei werde der Fördertopf zu 90 Prozent aus Mitteln des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) und zu zehn Prozent aus Eigenmitteln der Allianzgemeinschaft gespeist. Ziel des Regionalbudgets sei es, eine aktive, eigenverantwortliche ländliche Entwicklung zu forcieren und die regionale Identität zu stärken. „Alleine in den letzten drei Jahren haben wir dafür fast 236.000 Euro an Zuschüssen abrufen können“, betonte Weber. Mit Beträgen aus diesem Fördertopf habe man auch die insgesamt 50 verschiedenen Projekte (davon 13 Kooperationsprojekte) in Taching und Kirchanschöring (jeweils 13), in Waging (sechs), in Wonneberg und Tittmoning (je vier) sowie in Petting und Fridolfing (je fünf) mitfinanzieren können, sagte Weber.
Als letztes Projekt stellte Vorsitzender Hans-Jörg Birner das Engagement der Zukunftsregion Rupertiwinkel in der Entwicklungshilfe vor. Mit folgenden drei Schwerpunkten setzen sich die Kommunen auch hier über ein Bundesförderprogramm mit wegweisenden Themen auseinander: Mit der ILE als Fair-Trade-Region, der Etablierung einer nachhaltigen Beschaffungsplattform für die Kommunal-verwaltungen und dem Aufbau einer Partnerschaft mit einer Region des globalen Südens. Abschließend dankte er der Vertreterin des Amtes für ländliche Entwicklung, Tanja Mayer.
Hohe lokale Wertschöpfung
Die Projektmanagerin der ÖMR, Marlene Berger-Stöckl, betonte, dass die Kombination aus bio und regional hohe lokale Wertschöpfung schaffe. Deshalb baue man die hiesige Wertschöpfung immer stärker aus und bringe immer mehr Biolandwirte mit Bio-Lebensmittel- Verarbeitern zusammen. „Die Kooperationen mit der Brauerei Stein und mit Barnhouse haben sich großartig entwickelt.“ Vor einiger Zeit sei es auch gelungen, die Firma „SoTo/ organic veggie food“ für die Abnahme des in der Region angebauten Getreides zu gewinnen, darunter Emmer, Buchweizen und Hafer. Auch die Vermarktung von Bio-Ölen aus der Gegend laufe gut, nannte sie einige Beispiele für gelungene Kooperationen. Zurzeit baue man ein Feldgemüsenetzwerk mit jungen Biogemüsebauern auf. Zum Wohl des Tieres fördere die ÖMR das stressfreie, Hof nahe Schlachten, wofür man heuer zwei regionale Schlachthöfe bei der Beschaffung eines teilmobilen Schlachtanhängers unterstützen konnte. Ab Herbst 2024 könne die ÖMR wieder Fördermittel für weitere Kleinprojekte, wie dies zum Beispiel der Schlachtanhänger ist, beantragen, sagte Berger-Stöckl, nachdem sie ihren Rückblick auf die zahlreichen, bisher realisierten Projekte abgeschlossen hatte.
Lilli Dinglreiter ist die neue Teilzeit-Mitarbeiterin der ÖMR. Zu ihren Aufgaben gehöre, den Bio-Anteil in der Außer-Haus-Verpflegung zu steigern. „Vor allem die kommunalen Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser oder Kindergärten sollen mehr Bio-Lebensmittel verwenden.“ Unter anderem vernetze sie Bio-Caterer mit den kommunalen Einrichtungen. Ein erster Erfolg sei der Start des BioRegio-Coachings für das Seniorenheim Waging, in Zusammenarbeit mit den schulischen Einrichtungen der Gemeinde. Auch bei öffentlichen Veranstaltungen setze die ÖMR zunehmend auf die biozertifizierte Schiene.
Schließlich stellte die Managerin der Leader- LAG, Elke Ott, die vielen umgesetzten Vorhaben, wie etwa die Neugestaltung eines Generationenplatzes am Strandbad Leitgeringer See, genauer vor, die nur mithilfe von Leader-Zuschüssen machbar waren. Diese umfassen zwischen den Jahren 2014 und 2022 ein Projektvolumen von mehr als 11 Millionen Euro. Leader bewilligte dafür gut 4 Millionen Euro an Zuschüssen. Im neuen Förderzeitraum 2023 bis 2027 dürfe allein die Aktionsgruppe „Traun- Alz Salzach“, mit weiteren Leader-Mitteln von knapp 1,9 Millionen rechnen.
Was heißt LEADER?
LEADER steht für Liaison
entre actions de Developpement de l´èconomie rurale (deutsch: Verbund der
Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft). Es handelt sich um eine EU-Förderstrategie
zur Mobilisierung und Umsetzung der Entwicklung in ländlichen Gemeinschaften.
Wesentliche Grundlage ist das Engagement der Regionen, ihrer politischen
Entscheidungsträger und ihrer gesellschaftlichen Gruppierungen.
Öffentlich-private Partnerschaften entfalten in eigener Verantwortung
Initiativen, erkennen Stärken und Schwächen, formulieren Ziele, bestimmen
Entwicklungsstrategien und legen diese in regionalen Entwicklungskonzepten dar.
Unter anderem ist die Einrichtung einer Lokalen Aktionsgruppe (LAG) als Träger
der lokalen Entwicklungsstrategie Voraussetzung für die Anerkennung als
Fördergebiet.
Artikel von Anneliese Caruso, Südostbayerische Rundschau vom 10.08.2023