Jeweils in Zweier- beziehungsweise Dreiergruppen berichteten die Schüler in etwa fünfminütigen Vorträgen über Einzelaspekte der Ökomodellregion.
Ein „Mosaik aus vielen Steinen“ nannte es der stellvertretende Schulleiter Florian Borges, und Seminarleiter Helmut Floder freute sich über den sehr guten Besuch der Veranstaltung. Er lobte seine Schüler, dass sie für ihre Seminararbeit ein ganzes Jahr lang viel Mühe und Engagement investiert hätten. Es wäre schade gewesen, meinte er, wenn die ganzen Ergebnisse lediglich in einem Schrank in der Schule archiviert worden wären.
Den Auftakt des Vortragsabends machte Simella Aetopulou, die über den Anbau von Biobraugerste und die Herstellung von Biobier referierte. Sie stellte zunächst die Schlossbrauerei Stein vor, die zusammen mit zuletzt zwölf Biobauern aus der Region Biobier rein aus regionaler Produktion herstellte. Den Anstoß dazu habe die Ökomodellregion gegeben. Für die Bauern bringe das faire Preise und ein „Mannschaftsgefühl“ der beteiligten Betriebe mit sich, wie sie bei ihren Recherchen erfahren habe.
Auch Anton Steinbergers Thema war das regionale Biobier, wobei er in seinem freien und sehr lebendigen Vortrag den Schwerpunkt auf das zugrundeliegende Marketing legte. Dieses Bier sei, wie er das formulierte, „authentisch“ – ganz nach den Zielen der Ökomodellregion: „Menschen aus der Region stellen es her und genießen es auch.“ Besondere Qualität, Nachhaltigkeit und der Schutz der Natur steckten in diesem Produkt, ein Mehrwert, der für die Verbraucher in Ordnung sein müsse.
Zwei Biobetriebe aus der Region stellten Viktoria Enzinger (Biobauer Hans Glück) und Veronika Roider (Biogemüsebau Michael Steinmaßl) vor. Beide haben eigene Läden und vertreiben hier und auch auf Märkten ihre Produkte. Bei Glück wurde der Anbau des Laufener Landweizens und des Dinkels besonders erwähnt, den er an die Müsli-Firma Barnhouse liefert, bei Steinmaßl, dem „Bio-Michi“, der umfangreiche Gemüseanbau mit rund 40 verschiedenen Sorten. Betriebe wie diese beiden, so resümierte Veronika Roider, erhöhten das Angebot an Bioprodukten, steigerten das entsprechende Bewusstsein in der Ökomodellregion und leisteten Wichtiges für die Umwelt, nicht zuletzt für die Qualität der Seen in der Region. Lea Steinmaßl berichtete über den Geflügelhof Brandstätter, dessen Eier, Nudeln und Hühnchen ebenfalls in Hofladen mit angeschlossenem Hof-Café und auf Märkten angeboten und sehr professionell vermarktet werden.
Regionales Streuobst war das Thema von Toni Kammergruber, der zunächst den Begriff erklärte: „Streuobst“ heißt es, weil die Obstbäume auf der Wiese „verstreut“ wachsen. Der Nutzen dieses von der Ökomodellregion stark forcierten Obstanbaus sei zweifach: Zum einen könne man das Obst selbst verwerten, „zum Schnapsbrennen oder Kuchenbacken“, wie er das zum Gaudium der Besucher konkretisierte, und natürlich könne man es auch verkaufen. Die Nachfrage nach biologischen Säften sei nämlich groß. Darin enthalten seien nämlich noch die Bitterstoffe, die im Körper eine wichtige Funktion als Abwehrstoffe erfüllten.
Johanna Parzinger hatte sich in ihrer Arbeit den „Chancen des Tourismus in der Ökomodellregion“ gewidmet. Die intakte Natur und ein ökologischer oder extensiver Landbau ziehen Touristen an, stellte sie fest. In einem eigenen Tourismuskonzept für die Ökomodellregion habe die Region verschiedene Projektideen entwickelt, wie man für die Gäste noch mehr Genussangebote entwickeln und damit auch den Absatz der regionalen Anbieter fördern könne. Somit arbeiten Ökomodellregion und Tourismus eng zusammen, auch um einen Bewusstseinswandel in der Bevölkerung zu erreichen.
Den Gasthof Unterwirt in Fridolfing hatte Luzia van de Pas näher kennengelernt. Dieses Gasthaus sei aus seinem Dornröschenschlaf aufgewacht und zu einem regionalen Treffpunkt geworden. Mit biologisch und regional erzeugten Gerichten, darunter auch ein gutes Angebot an vegetarischen und veganen Speisen, sei der Gasthof gut angenommen worden.
Veronika Thaller beschäftigte sich mit dem Bio-Flaschlbrot aus Laufener Landweizen. Vier Sorten gebe es derzeit, die von Jessica Romstätter zusammengemischt werden; damit habe sie eine Bronzemedaille auf der „Grünen Woche“ in Berlin verdient: Sie finde es toll, sagte Veronika Thaller, „dass ein Produkt aus der Region so erfolgreich ist“. Die Rohstoffe für das Flaschlbrot kommen, wie sie weiter ausführte, fast vollständig aus der Ökomodellregion. Ein wichtiger Bestandteil davon sei
der Laufener Landweizen, eine alte Getreidesorte, die vor rund 20 Jahren wiederentdeckt und von Simon Angerpointner aus Taching als Pionier angebaut worden sei.
Tatjana Eckert hatte bei der Käserei Frisch hospitiert und sich dort mit der Produktion und dem Vertrieb regionaler Bio-Ziegenmilchprodukte befasst. Dort werde Käse unter dem Logo „Waginger-See-Kas“ produziert und vertrieben, verfeinert mit eigenen Kräutervariationen und heimischem Sonnenblumenöl. Die Direktvermarktung habe eine ganze Reihe von Vorzügen: Abhängigkeiten würden aufgelöst, die Transportwege seien kurz, es gebe keine unnötige Verpackung, und es gebe den unmittelbaren Kontakt vom Erzeuger zur Kundschaft.
Den Abschluss machte Pauline Zeitel, die sich bei Franz Berger in Surberg über die Umstellung seines Milchviehbetriebs von konventionell auf biologisch informiert hatte. Bei ihm hätten sich die Umstellungsprobleme in Grenzen gehalten, da der Stall keine größeren Umbauten erfordert habe, da genügend Weideflächen vorhanden seien und der Hof schon am Kulturlandschaftsprogramm beteiligt gewesen sei. Sicherlich sei beim biologischen Landbau ein gewisser Mehraufwand erforderlich, und durch den Rückgang der Kraftstofffütterung sei auch die Milchleistung gesunken; das werde aber durch den um rund zehn Cent höheren Milchpreis ausgeglichen.
In einer kleinen Gesprächsrunde erzählten einige Schüler zusammen mit den jeweiligen Kooperationspartnern, wie die Kontakte zustande gekommen waren. Neben den speziellen Interessen von Schülern spielten auch nachbarschaftliche Nähe, in einem Fall auch verwandtschaftliche Beziehungen eine Rolle. Und ganz offenbar habe die Zusammenarbeit allen Freude gemacht. Die Beschäftigung mit diesen Themen habe den Schülern, wie Franz Berger feststellte, einen Zugang zur Landwirtschaft vermittelt und fördere auch das Bewusstsein für Bio.
Zum Schluss lobten Ökomodellregions-Managerin Marlene Berger-Stöckl, die von den Schülern für ihre unermüdliche Mithilfe einen Strauß Blumen überreicht bekam, Seminarleiter Helmut Floder und Bürgermeister Hans-Jörg Birner den Einsatz der Schüler. Floder bescheinigte seinen Schülern „Kompetenz und gewinnende Rhetorik“, Bürgermeister Birner nannte den Abend „eine der besten Veranstaltungen zur Ökomodellregion in den vergangenen Jahren“.
Eine Ausstellung zum W-Seminar hängt in der Touristinfo in Waging und kann ab sofort zu den Öffnungszeiten besichtigt werden: von 8 bis 16 Uhr, am Mittwoch erst ab 12.30 Uhr.
Südostbayerische Rundschau vom 18.11.2017, Hans Eder