Einer der letzten im Kreise (seit 2015) und bislang erste niederbayerische Ökomodellregion ist das rund 50 Kilometer lange Ilztal zwischen Grafenau und Passau. Touristisch nicht überlaufen (ILE Ilzer
Land), bieten sich hier doch außergewöhnliche Fluß- und Auen biotope (Flusslandschaft des Jahres 2002/2003) und unverfälschtes Bauernland.
Für Naturliebhaber sicher auch ein Plus ist die unmittelbare Nähe zum Nationalpark Bayerischer Wald. Die Bemühungen um den Aufbau eines Netzwerkes mit ökologischen Betrieben steckt noch in den Kinderschuhen. Es wird allerdings eifrig geplant – wir sind gespannt. Ein Vorbild ist hier sicher die Österreicherin Hannelore Hopfer, die mit ihrem Reiterhof in Ringelai, direkt vor den Toren des Parks (im sog. Schmalzdobl) ein idyllisches Hideaway für sich selbst und ihre Gäste geschaffen hat.
Das Restaurant des Kapellenhofes ist eine gelungene Verbindung von traditionellem bayerischem Wirtshaus und zeitgemäßer regionaler Küche. Wertiges Essen, liebevoll gestaltete Räume, ein idyllischer Pferdehof – ein wunderbarer Ort, um inmitten von Wiesen und Weiden die Alltagshektik zu vergessen. In der kreativen Küche legt man großen Wert auf regionale Lieferanten und „gute, alte Kochkunst“ ohne Fertigprodukte. Soweit möglich werden Bio-Zutaten verwendet und selbstverständlich wird täglich frisch gekocht.
Die Weine stammen ausnahmslos von ökologisch wirtschaftenden Winzern. www.kapellenhof.eu www.ilzerland.bayern www.oekomodellregionen.bayern . Die Vorreiterrollen der Ökomodelle sind natürlich längst besetzt mit den alten Hasen z.B. Waging-Ruperti winkel und die Gegend rund um Altötting bzw. Mühldorf (Inn-Salzach bzw. Isental) – beide östlich vom Chiemsee im Südosten Bayerns.
Zudem sind beide attraktive Ferien-und Ausflugsdestinationen, die sich mit rund 50 bis 100 Kilometern Entfernung von München auch gut für einen Tag oder übers Wochenende einplanen lassen. Landwirtschaft, Handel, Hotellerie bzw. Gastro und eben auch der Tourismus (z.B.mit Hofladen-Radltouren, Genusstagen,Kulinarischem Kalender) – hier wächst mit viel Engagement auch bereits merklich zusammen, was zusammen passt.
So landen Senfsaaten vom Waginger See beim Ökofeinkosthändler Byodo in Mühldorf (auch Onlineshop), das edle Rupertirind vom Metzger Heilmaier (Waging) auf den Tellern der Restaurants rundum, Milch, Eier und Getreideprodukte in den Verkaufsregalen vor Ort. Besonders Barnhouse (Cerealien, Müsli etc., s.o.), ebenfalls in Mühldorf, unterstützt seine Lieferanten vor der Haustür mit fundiertem Landwirtschafts- Knowhow, nachhaltigen Projekten, Abnahmeverträgen, u.v.m.
Ganz taufrisch biozertifiziert wurden übrigens das Hotel Eichenhof und das Strandkurhaus (beide in Waging direkt am See) sowie das Wellnesshotel Gut Edermann in Teisendorf und das Berghotel Rehlegg in Ramsau bei Berchtesgaden Wir gratulieren!
www.inn-salzach.com www.byodo.de
www.rupertirind.de
www.hotel-eichenhof.de
www.gut-edermann.info www.rehlegg.de
www.strandcamp.de/strandkurhaus-waging-am-see
Viel Sinn für Lokalkolorit und die gemeinsame Sache zeigt auch die Schlossbrauerei Stein (Naturland) in Stein a.d. Traun mit seiner Waginger See Hoibe (naturtrübes, untergäriges Bio-Zwicklbier) und neu seit September gibt’s die Bio-Genusskiste von Yvonne Liebl („Esspedition“) mit jeweils einem saisonalen Sortiment an Lebensmitteln vom Waginger See samt Umland (keine schnellverderbliche Frischware) plus passende, selbstkreierte Rezeptkarten. Bestellbar viermal jährlich, einzeln (79 Euro), als Abo oder auch in der Geschenkversion (39 Euro).
Zudem regelmäßige Kochevents, „Bio-Regional Querbeet“, 39 Euro inkl. Lebensmittel und Rezepte.
www.steiner-bier.de
www.esspedition-liebl.de
www.waging-am-see.de
Aus ihren Rezepten für die hochwertigen Produkte von ihren Feldern macht auch Julia Reimann von Chiemgaukorn (Naturland) kein Geheimnis. Das junge Paar, beide Agrar-Ingenieure, baut bei Trostberg (zwischen Waginger und Chiemsee) u.a. bevorzugt alte, widerstandsfähige und wesentlich gehaltvollere – sprich gesündere – Getreidesorten (Emmer, Einkorn), Braunhirse, Ölsaaten (Lein, Leindotter, Hanf) und Leguminosen (Linsen) in bodenschonender Fruchtfolge an.
Manchmal bis zu 20 verschiedene Pflanzensorten pro Jahr. Mit dem „Bayerischen Reis“, einer Art Graupen aus Perlgetreide (Weizen, Dinkel), ist ihnen eine vollwertige, sehr schmackhafte Reisalternative mit unendlichen Einsatzmöglichkeiten gelungen. Inzwischen hat es die Spezialität auch in viele anspruchsvolle Küchen der gehobenen Restaurants geschafft – und zog bei den Bayerns beste Bioprodukten 2015 mit einer Goldprämierung vom Platz. Ein wahres Füllhorn ist nicht nur der zugehörige Hofladen, die Chiemgaukorn-Produkte sind auch problemlos via Onlineshop zu bestellen. Selbstgepresste, edle Speiseöle, Getreidemix, Rezepte u.v.m – auch in hübsch zurechtgemachten Geschenkversionen. Gutscheine ab 10 Euro.
www.chiemgaukorn.de
Urlaub mit Ökogewissen
Ois immer bio? Daheim weniger das Problem, doch was tun unterwegs beim Ausflug oder im Urlaub? Und auch diese Branchen haben sich längst umgestellt und halten sowohl Verpflegung als auch Unterkünfte in den verschiedensten Preiskategorien parat. Etwas Vorplanung ist allerdings erforderlich, spontan alles vorzufinden wie erträumt, geht leicht schief. Fliegen, Auto, Bahn? Bereits im Vorfeld ein heikles Thema. Urlaub mit komplett reinem Ökogewissen, mit konsequenter Achtung vor Natur und Umwelt ist und bleibt eine Herausforderung!
Das Berghotel Rehlegg (ca. 700m) in Ramsau ist so ein Familienbetrieb, der sich bereits sehr lange ganz konsequent diesem Anspruch stellt. Ein vier Sterne-Plus-Haus, inmitten des Biosphärenreservats und vor den Toren des Nationalparks Berchtesgaden. Auf Anhieb kaum zu unterschieden von den schönen anderen Betrieben dieser Kategorie. Komfortabel, sehr wertig ausgestattet, viel Holz, stilvolles, rustikal-behagliches Ambiente ohne Bavaro-Kitsch. Erstmal nicht zu erkennen ist, dass das Rehlegg das einzige klimapositive Hotel Oberbayerns ist.
Auffallend ist auch die kompromisslose Auswahl von Qualitätsproduktenfür Küche und Keller und eine bewusste Bindung an regionale Lieferanten, die die gleichen Werte und das Engagement teilen. Fleisch, das zu Lebzeiten nicht artgerecht gehalten wurde, findet im Rehlegg keinen Weg auf die Teller. Den absoluten Verzicht auf „Quälfleisch“ nennt der Chef selbst sein Credo. Das fast ausgestorbene Schwarze Alpenschwein z.B. wird deshalb extra für die verwöhnten Gaumen der Gäste wieder gezüchtet und darf den ganzen Sommer nach Lust und Laune über die Wiesen toben.
Schnell entdeckt auf der Karte auch die Produkte von Chiemgaukorn (s.o.). Das Mineralwasser stammt aus den Bergen vor der Haustür, die
Kelterei pflegt alte Obstsorten und die Rehlegger Leit´n ist ein Biotop mit 70 verschiedenen Pflanzen und ein Paradies für Falter.
Und wenn sich fünf Arten Bienen hier zuhause fühlen. www.rehlegg.de
Il Plonner – der ganz besondere Gasthof: Ok, alleine die Mitgliedschaft bei der Kooperation der Bio Hotels verspricht bereits ein überdurchschnittliches Ökobewusstsein. Das Pärchen Carola und Domenico Petrone haben es jedoch geschafft, sich einen ganz eigenen Namen zu machen – weit über ihren Standort (Oberpfaffenhofen bei Weßling) hinaus. Bayerische Tradition trifft auf italienische Würze und neben der ambitionierten, frischen Bioküche im Hotel- Gasthof avancierte Carola selbst über ihren Catering Betrieb Il Cielo zur guten Seele der Region, zur Bio Mama. Rund 4.000 biologische Mahlzeiten für Schulen und Krippen verlassen täglich ihre sieben Küchen.Verständlich, dass bei so viel Glut für die Sache auch die Möglichkeit geboten Meetings (ressourcen- und
klimaschonend) zu nutzen – Tagungen im Rahmen eines wohlig-reinen Biogewissens. www.ilplonner.de
Schlossgut Oberambach: Ein echtes Postkar ten idyll in privilegierter Alleinlage oberhalb des Starnberger Sees, zwischen Münsing und Seeshaupt, umgeben von über 50 Hektar Wald und Wiesen. Freier Blick auf den See und die Alpenkette – mit 100 Prozent Bioküche, elektrosmogfreien Zimmern und Green Wellness im Vitalzentrum mit Ayurveda und Antistressmassage u.v.m. Tipp: Lazy Monday, ein Tag Day Spa für 79 Euro inkl. Bademantel, -schlappen, -tuch, Nutzung des Relaxbereichs mit Sauna etc., Wellnesstees und einer
Behandlung im Vitalzentrum nach Wahl u.v.m. Zubuchbar: Bio-Geniesser-Menü (vier Gänge) 42 Euro, Bio-Vital Frühstück 22 Euro, Kaffee und Kuchen sieben Euro. www.schlossgut.de
InMagazin „Raus aus München“, erschienen am 24.01.2018, Autorin: Susanne Schuster.