Schon seit vielen Jahren beschäftigt sich Barnhouse und die Gemeinschaft der Bäuerinnen und
Bauern, die an Barnhouse liefern mit dem Thema Anbau in Mischkultur. Ziel dabei ist es neben der
Ernte einen Zusatznutzen bei Biodiversität und Bodengesundheit zu erzielen. Interessant können
Mischpartner im Getreide sein als Blühpflanze für Insekten, für die Bodenverbesserung infolge
unterschiedlicher Durchwurzelungsintensität und -tiefe und zur Erschließung von Nährstoffen wie
Stickstoff und Phosphor. Zudem weisen Mischkulturen aufgrund positiver Wechselwirkungen meist
einen deutlich höheren Gesamtertrag auf.
Um die Jahrtausendwende gab es eine sehr starke bäuerliche Bewegung, die sich mit dem Thema
Mischfruchtanbau in der Landwirtschaft beschäftigte, engverbunden mit der Gewinnung von
Pflanzenöl für Motoren. Diese Bewegung ist aber völlig eingeschlafen.
Umso wertvoller ist es, dass sich die Bäuerinnen und Bauern um Barnhouse sich wieder mit dem
Thema befasst. In der Barnhouse Liefergenossenschaft ist der Anbau in Mischkultur Pflicht.
Gleichzeitig unterstützt Barnhouse Anbauversuche mit Mischkulturen auch inhaltlich und finanziell,
um den Wissenstransfer in der Gemeinschaft voranzubringen. Ende Januar wurde dazu Max Kainz,
Biobauer und Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München, eingeladen, um in einem
Workshop mit den Teilnehmer*innen geeignete Artenkombinationen für den ökologischen
Mischfruchtanbau in den Betrieben zu erarbeiten.
In der Natur sind Mischsysteme bei Pflanzen bis auf wenige Ausnahmen das Normale. Sie sind sehr
viel stabiler als Monokulturen, die sehr viel mehr menschlicher Kontrolle bedürfen. Für den
Futteranbau gibt es eine Vielfalt an Mischungen, da hier die Mischungspartner problemlos als
Gemisch verwertet werden können. Anders bei Pflanzen, die menschliche Ernährung angebaut
werden, wie den Hafer, der für Barnhouse Hauptrohstoff ist. Hier müssen die Mischungspartner nach
der Ernte voneinander getrennt werden. Und das kann sich mitunter schwierig gestalten.
Welche Mischungspartner zum Hafer können sich die Barnhouse Bäuerinnen und Bauern vorstellen?
Der Mischkultur-Klassiker im Haferanbau für Barnhouse ist der Leindotter. Kostengünstig,
unkomplizierter Anbau, Blühwirkung in Blütenarmer Zeit, ordnet sich der Hauptkultur unter
(Kavalierspflanze), füllt aber die mögliche Lücken in der Hauptkultur (Risikoausgleich), lässt sich leicht
herausreinigen. Der Striegel wird in der Regel nicht benötigt, da die Rosetten des Leindotters das
Unkraut gut unterdrücken. Die Körner der Leindotter sind am Markt durchaus gefragt. Ob man
nennenswerte Mengen ernten kann ist aber ungewiss und hängt stark von der Entwicklung der
Hauptkultur – bei Barnhouse dem Hafer – ab. Sichere Ernten sind nur möglich, wenn man mit die
Aussaatstärke des Hafers deutlich zurücknimmt. Und das ist nicht unbedingt im Interesse der
Haferanbauer.
Eine weitere interessante Ölpflanze ist der Senf. Senfkörner sind auf dem Markt gefragt. Allerdings ist
der Senf durch seine Starkwüchsigkeit ein Konkurrent zum Hafer. Deshalb sollte auf keinen Fall mehr
als 1 kg Senf pro Hektar gesät werden, besser 0,5 kg. Umgekehrt braucht der Senf seinen Platz und
tut sich schwer, wenn sich der Hafer stark entwickelt. Der Durchwuchs von Senf in Folgejahren kann
zum Problem werden. Dem kann man aber mit ackerbaulichen Maßnahmen gut begegnen (gar keine
oder nur flache Einarbeitung, am besten in Kombination mit Kleegras, um die ausgefallenen Samen
zum Keimen zu bringen.) Da der Senf und der Hafer sehr ähnliche Standortansprüche haben, ist die
kompensatorische Wirkung und dementsprechend der Risikoausgleich – anders als beim Leindotter –
gering. Andererseits führt der Mischanbau beim Senf zu einem geringeren Befall mit Rapsglanzkäfern
als beim Anbau in Monokultur. Senf hat eine lange und gute Blühwirkung und ist deshalb eine
hervorragende Bienenweide. Eine interessante, ungeklärte Frage ist, inwieweit die Senfölglycoside
bei gemeinsamer Ernte (wenn Körner gequetscht werden) die Sensorik des Hafers beeinflussen
können.
Neben Ölpflanzen kommen vor allem verschiedene Leguminosen als Mischungspartner in Frage. Sie
haben den Vorteil, dass sie die Hauptkultur mit Stickstoff versorgen und eine gute Blühwirkung
aufweisen. Betrieben, die ohnehin einen hohen Leguminosenanteil aufweisen, sind solche
Mischungen dagegen abzuraten. Außerdem ist der Ernteerfolg bei Leguminosen eher unsicher.
Sehr gängig als Mischungspartner ist das Kleegras in der Untersaat. Nach der Ernte des Hafers
besteht hier eine sehr gute Bodenbedeckung sowie eine länger anhaltende Blühwirkung.
Auf großes Interesse bei den Teilnehmer*innen stößt der Hafer-Linsen-Anbau, vor allem deshalb,
weil Linsen für Barnhouse als Rohstoff von Interesse ist. Momentan verwendet Barnhouse die rote
Linse, braucht diese aber in einem vorverarbeiteten Zustand. Inwieweit sich auch andere
Linsenarten, wie die Grüne Linse für das Krunchy eignen, müsste Barnhouse prüfen.
Ein interessanter Partner zum Hafer könnte ferner die Ackerbohne sein, auch als Winterung. Der
Anbau von Winterackerbohnen ist ins unseren Breiten mittlerweile gut möglich. Und auch der
Winterhafer wird immer gängiger. Mit Winterackerbohnen umgeht man die Probleme der
Sommertrockenheit und kommt früher zur Ernte. Die Winterackerbohne ist besonders interessant in
Fruchtfolgen mit einem hohen Anteil an Sommerungen (Kartoffeln, Soja). Auch wenn die Ansprüche
von Hafer und Ackerbohne nicht ganz zusammen passen, so braucht die Ackerbohne beispielsweise
eine deutlich tiefere Aussaat, bringt sie dem Hafer aber auch Vorteile: sie bietet einen Risikoausgleich
und bringt einen Stickstofftransfer von bis zu 40 kg. Auch die Bienen freuen sich, denn die
Ackerbohnen blühen lang. Sehr wichtig ist es zu prüfen, wie hoch das Risiko von Ackerbohnenbruch
im Erntegemisch ist, da Bruchkörner – im Gegensatz zu ganzen Körnern – schwer herauszureinigen
sind (ähnliche Größe und Farbe wie der Hafer) und zur Ablehnung der Ware durch die Verarbeiter
führen kann.
Für welche Mischungspartner sich die Betriebe entscheiden, hängt von den örtlichen Gegebenheiten,
der Betriebsstruktur und den Präferenzen der Betriebsleiter ab. Ein Testanbau, wie er in der
Barnhouse Gemeinschaft angestrebt wird, kann helfen, sich den kritischen Fragen anzunähern und
sich Stück um Stück an einen erfolgreichen Mischfruchtanbau heranzutasten. Es wird interessant sein
zu sehen, welche Initiative für den Mischfruchtanbau sich aus der Gemeinschaft der Barnhouse
Bäuerinnen und Bauern entwickelt. Spätestens nach der kommenden Ernte werden sich alle wieder
treffen, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Dann sieht man weiter.