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Geeignete Artenkombinationen für den ökologischen Mischfruchtanbau

Erzeugerarbeitstreffen

Erzeugerarbeitskreis zum ThemaMischfruchtanbau
Erzeugerarbeitskreis zum ThemaMischfruchtanbau
© Michael
Schon seit vielen Jahren beschäftigt sich Barnhouse und die Gemeinschaft der Bäuerinnen und Bauern, die an Barnhouse liefern mit dem Thema Anbau in Mischkultur. Ziel dabei ist es neben der Ernte einen Zusatznutzen bei Biodiversität und Bodengesundheit zu erzielen. Interessant können Mischpartner im Getreide sein als Blühpflanze für Insekten, für die Bodenverbesserung infolge unterschiedlicher Durchwurzelungsintensität und -tiefe und zur Erschließung von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor. Zudem weisen Mischkulturen aufgrund positiver Wechselwirkungen meist einen deutlich höheren Gesamtertrag auf.

Um die Jahrtausendwende gab es eine sehr starke bäuerliche Bewegung, die sich mit dem Thema Mischfruchtanbau in der Landwirtschaft beschäftigte, engverbunden mit der Gewinnung von Pflanzenöl für Motoren. Diese Bewegung ist aber völlig eingeschlafen.

Umso wertvoller ist es, dass sich die Bäuerinnen und Bauern um Barnhouse sich wieder mit dem Thema befasst. In der Barnhouse Liefergenossenschaft ist der Anbau in Mischkultur Pflicht. Gleichzeitig unterstützt Barnhouse Anbauversuche mit Mischkulturen auch inhaltlich und finanziell, um den Wissenstransfer in der Gemeinschaft voranzubringen. Ende Januar wurde dazu Max Kainz, Biobauer und Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München, eingeladen, um in einem Workshop mit den Teilnehmer*innen geeignete Artenkombinationen für den ökologischen Mischfruchtanbau in den Betrieben zu erarbeiten.

In der Natur sind Mischsysteme bei Pflanzen bis auf wenige Ausnahmen das Normale. Sie sind sehr viel stabiler als Monokulturen, die sehr viel mehr menschlicher Kontrolle bedürfen. Für den Futteranbau gibt es eine Vielfalt an Mischungen, da hier die Mischungspartner problemlos als Gemisch verwertet werden können. Anders bei Pflanzen, die menschliche Ernährung angebaut werden, wie den Hafer, der für Barnhouse Hauptrohstoff ist. Hier müssen die Mischungspartner nach der Ernte voneinander getrennt werden. Und das kann sich mitunter schwierig gestalten.

Welche Mischungspartner zum Hafer können sich die Barnhouse Bäuerinnen und Bauern vorstellen?

Der Mischkultur-Klassiker im Haferanbau für Barnhouse ist der Leindotter. Kostengünstig, unkomplizierter Anbau, Blühwirkung in Blütenarmer Zeit, ordnet sich der Hauptkultur unter (Kavalierspflanze), füllt aber die mögliche Lücken in der Hauptkultur (Risikoausgleich), lässt sich leicht herausreinigen. Der Striegel wird in der Regel nicht benötigt, da die Rosetten des Leindotters das Unkraut gut unterdrücken. Die Körner der Leindotter sind am Markt durchaus gefragt. Ob man nennenswerte Mengen ernten kann ist aber ungewiss und hängt stark von der Entwicklung der Hauptkultur – bei Barnhouse dem Hafer – ab. Sichere Ernten sind nur möglich, wenn man mit die Aussaatstärke des Hafers deutlich zurücknimmt. Und das ist nicht unbedingt im Interesse der Haferanbauer.

Eine weitere interessante Ölpflanze ist der Senf. Senfkörner sind auf dem Markt gefragt. Allerdings ist der Senf durch seine Starkwüchsigkeit ein Konkurrent zum Hafer. Deshalb sollte auf keinen Fall mehr als 1 kg Senf pro Hektar gesät werden, besser 0,5 kg. Umgekehrt braucht der Senf seinen Platz und tut sich schwer, wenn sich der Hafer stark entwickelt. Der Durchwuchs von Senf in Folgejahren kann zum Problem werden. Dem kann man aber mit ackerbaulichen Maßnahmen gut begegnen (gar keine oder nur flache Einarbeitung, am besten in Kombination mit Kleegras, um die ausgefallenen Samen zum Keimen zu bringen.) Da der Senf und der Hafer sehr ähnliche Standortansprüche haben, ist die kompensatorische Wirkung und dementsprechend der Risikoausgleich – anders als beim Leindotter – gering. Andererseits führt der Mischanbau beim Senf zu einem geringeren Befall mit Rapsglanzkäfern als beim Anbau in Monokultur. Senf hat eine lange und gute Blühwirkung und ist deshalb eine hervorragende Bienenweide. Eine interessante, ungeklärte Frage ist, inwieweit die Senfölglycoside bei gemeinsamer Ernte (wenn Körner gequetscht werden) die Sensorik des Hafers beeinflussen können.

Neben Ölpflanzen kommen vor allem verschiedene Leguminosen als Mischungspartner in Frage. Sie haben den Vorteil, dass sie die Hauptkultur mit Stickstoff versorgen und eine gute Blühwirkung aufweisen. Betrieben, die ohnehin einen hohen Leguminosenanteil aufweisen, sind solche Mischungen dagegen abzuraten. Außerdem ist der Ernteerfolg bei Leguminosen eher unsicher.

Sehr gängig als Mischungspartner ist das Kleegras in der Untersaat. Nach der Ernte des Hafers besteht hier eine sehr gute Bodenbedeckung sowie eine länger anhaltende Blühwirkung.

Auf großes Interesse bei den Teilnehmer*innen stößt der Hafer-Linsen-Anbau, vor allem deshalb, weil Linsen für Barnhouse als Rohstoff von Interesse ist. Momentan verwendet Barnhouse die rote Linse, braucht diese aber in einem vorverarbeiteten Zustand. Inwieweit sich auch andere Linsenarten, wie die Grüne Linse für das Krunchy eignen, müsste Barnhouse prüfen.

Ein interessanter Partner zum Hafer könnte ferner die Ackerbohne sein, auch als Winterung. Der Anbau von Winterackerbohnen ist ins unseren Breiten mittlerweile gut möglich. Und auch der Winterhafer wird immer gängiger. Mit Winterackerbohnen umgeht man die Probleme der Sommertrockenheit und kommt früher zur Ernte. Die Winterackerbohne ist besonders interessant in Fruchtfolgen mit einem hohen Anteil an Sommerungen (Kartoffeln, Soja). Auch wenn die Ansprüche von Hafer und Ackerbohne nicht ganz zusammen passen, so braucht die Ackerbohne beispielsweise eine deutlich tiefere Aussaat, bringt sie dem Hafer aber auch Vorteile: sie bietet einen Risikoausgleich und bringt einen Stickstofftransfer von bis zu 40 kg. Auch die Bienen freuen sich, denn die Ackerbohnen blühen lang. Sehr wichtig ist es zu prüfen, wie hoch das Risiko von Ackerbohnenbruch im Erntegemisch ist, da Bruchkörner – im Gegensatz zu ganzen Körnern – schwer herauszureinigen sind (ähnliche Größe und Farbe wie der Hafer) und zur Ablehnung der Ware durch die Verarbeiter führen kann.

Für welche Mischungspartner sich die Betriebe entscheiden, hängt von den örtlichen Gegebenheiten, der Betriebsstruktur und den Präferenzen der Betriebsleiter ab. Ein Testanbau, wie er in der Barnhouse Gemeinschaft angestrebt wird, kann helfen, sich den kritischen Fragen anzunähern und sich Stück um Stück an einen erfolgreichen Mischfruchtanbau heranzutasten. Es wird interessant sein zu sehen, welche Initiative für den Mischfruchtanbau sich aus der Gemeinschaft der Barnhouse Bäuerinnen und Bauern entwickelt. Spätestens nach der kommenden Ernte werden sich alle wieder treffen, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Dann sieht man weiter.
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