Jetzt sind die Resultate dieser Versuche ausgewertet worden, und deshalb lud der Sprecher der Arbeitsgruppe, Franz Huber aus Fridolfing, diese Bauern ins Gasthaus „Rothlerwirt“ in Roth dazu ein, ihre eigenen Erfahrungen und Resultate mit ihm und untereinander zu diskutieren. Zugegen war auch die Projektleiterin der Ökomodellregion, Marlene Berger-Stöckl, um die Ergebnisse zu hören und mitzudiskutieren. Bis auf einen Bauern, der aus Zeitgründen nicht zur Versammlung kommen konnte und dessen Meinung Franz Huber vortrug, waren alle Teilnehmer am Versuch der Einladung gefolgt. Es waren auch mehrere Bauern, die nicht am Versuch beteiligt waren, gekommen, um sich über die Möglichkeiten des heimischen Eiweißfutteranbaus zu informieren.
Angebaut worden waren Ackerbohnen, Soja- und Biosojabohnen. Bewertet wurden auch die Ergebnisse und Erfahrungen mit dem Anbau von Wiesennachsaat, Kleegras, Luzerne, mit Rotklee als „Greeningfläche“ und ein Gemenge aus Weizen und Erbsen. Natürlich waren nicht all diese Versuche absolut erfolgreich, aber alle Bauern hatten akzeptable Resultate erzielt und erklärten sich bereit, weiterhin an den Versuchen teilzunehmen.
Durch die bisher gewonnenen Erfahrungen meinten sie, das oft auch noch gentechnisch veränderte Importfutter gänzlich oder einstweilen zumindest großenteils durch Heimisches ersetzen zu können. Berger-Stöckl erwähnte, es sei nicht nur importiertes Tierfutter, das durch den Anbau von eiweißreichen Pflanzen hierzulande verringert werden könnte. Daneben könnte das hier erzeugte Eiweiß zur Herstellung von Lebensmitteln für Menschen verwendet werden. So könnten Sojabohnen, Körnererbsen, Süßlupinen und Ackerbohnen interessante Alternativen zu tierischem Protein sein. Schon jetzt fänden entsprechende Mehle, Konzentrate und Isolate vielfältigen Einsatz in Suppen, Cremes, Soßen, Eierspeisen, Nudeln und vielen weiteren Speisen. Somit ergebe sich ein weiteres Feld von Anwendungsmöglichkeiten als nur Tierfutter.
Berger-Stöckl und Huber zeigten sich sehr erfreut über die Resultate und verwiesen insbesondere auf die Versorgungssicherheit und die Vermeidung der klimaschädigenden langen Lieferwege. Es entstünde auch keine Notwendigkeit, Urwald zu zerstören, um Plantagen anzulegen, Einheimische auszubeuten oder zu vertreiben. Das sei ein großes Problem, denn die wichtigsten Anbaugebiete sind neben den USA Argentinien und Brasilien. Zudem könne die Zusammensetzung des Futters besser kontrolliert und auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt werden.
Von einem der zwar nicht am Versuch teilnehmenden Bauern wurden Fragen gestellt hinsichtlich der Kosten des hier erzeugten Futters. Die Antwort darauf war, die Mehrkosten seien, wenn sie überhaupt anfielen, minimal und könnten, bei breiter Akzeptanz, ganz verschwinden. Derselbe Bauer meinte aber, jedenfalls sollte auch daran gearbeitet werden, bessere Preise für landwirtschaftliche Produkte zu erzielen, um den Bauern zu ermöglichen, Experimente wie diese ohne Furcht vor Verlusten durchzuführen.
Huber und Berger-Stöckl bedankten sich bei den am Versuchsprogramm teilnehmenden Bauern und wünschten auch weiterhin viel Erfolg mit dem heimischen Eiweißfutter. Sie hofften, dadurch auch weitere anzuspornen, sich dem Anbau dieser Futterpflanzen anzuschließen.
SOR 27.02.2019 von Alois Albrecht