Artikel vom 16. August 2019 in der Südostbayerischen Rundschau:
Nicht in einem Gewerbegebiet, sondern mitten in der Laufener Altstadt liegt der städtische Schlachthof. Die Lage ist aber nicht das einzig Ungewöhnliche des Betriebs: Die Stadt, die Erzeugergemeinschaft Schlachtvieh und die Metzger haben hier ein Gemeinschaftswerk auf die Beine gestellt. Ein Ausdruck gelebter Regionalität, lobte nun CSU-Stimmkreisabgeordnete Michaela Kaniber bei einem Informationsbesuch. „Ich bin ziemlich stolz, dass es so eine Einrichtung in meinem Stimmkreis gibt. Noch dazu in einer Ökomodellregion“, wird sie in einem Bericht ihres Abgeordnetenbüros zitiert.
Die Agrarministerin informierte sich bei Bürgermeister Hans Feil und allen Beteiligten über die Vorgehensweise und erfuhr, dass der kommunale Schlachthof inzwischen eine wichtige Infrastruktureinrichtung für die Metzgereibetriebe und Direktvermarkter im Umkreis ist. Bürgermeister Feil erklärte das Konzept: „Wir ermöglichen kurze Wege für die Schlachttiere und bieten den Landwirten einen Schlachtbetrieb in ihrer Nähe. Wir stärken das regionale Metzgerhandwerk, versorgen Direktvermarkter und die lokale Gastronomie, schaffen ein Höchstmaß an Transparenz und bieten den Verbrauchern Fleisch von Tieren aus der Region, das nachhaltig erzeugt wurde und eine höhere Wertschöpfung für alle Beteiligten ermöglicht“.
Zertifizierung ohne Förderungen erreicht
Das Engagement aller Akteure ist für Kaniber der Schlüsselfaktor des Projekts und sie lobte, dass die durchgängige Biozertifizierung inklusive Zerlegung von den Beteiligten erreicht wurde, obwohl sie auf keine Fördergelder zurückgreifen konnten. „Umso mehr ist euer Engagement anerkennenswert“, so Kaniber. Die Ökomodellregion Waginger See- Rupertiwinkel, der Laufen vorerst noch angehört, wird sich nunmehr um die Vermarktung der Bioprodukte aus dem Laufener Schlachthof kümmern.
Für die Landwirtschaftsministerin steht allerdings auch eines fest: Der langfristige Erfolg von derlei Bio-Produkten hängt von der Bereitschaft des Verbrauchers ab, für diese Produkte mehr Geld auszugeben. Das Ziel der Bayerischen Staatsregierung sei, bis 2030 auf 30 Prozent der Flächen Ökolandbau zu erreichen. „Das ist eine extrem ambitionierte Herausforderung“, so die Ministerin. Gerade beim Fleisch würden die Leute auf den Geldbeutel schauen: „Wenn Bio-Fleisch 17,90,-€ kostet und konventionelles 11,90,-€, dann überlegen die Verbraucher meist nicht, was sie kaufen“, zeigte sich Kaniber überzeugt. Nach dazu sei der Bio-Absatz-Markt in Deutschland in manchen Bereichen zurückgegangen. „84% der Verbraucher finden Bio super, in Bayern kaufen es aktuell aber nur acht bis zehn Prozent, deutschlandweit gar nur fünf Prozent“.
Regionale Vermarktungsstrukturen seien der Schlüssel, so Kaniber. Außerdem brauche es Marketing: Dem Verbraucher müsse klar gemacht werden, was für besondere Produkte er kauft, und dass er damit die Erzeuger in der Region unterstützt. Den Akteuren empfiehlt sie: „Erzählt den Leuten, was ihr hier macht, wie hier gearbeitet wird, wo das Fleisch herkommt. Das Potenzial für die Vermarktung ist da. Wir müssen es den Verbrauchern in der Region nur sagen“.