Download Originalartikel von Anneliese Caruso, Südostbayerische Rundschau vom 13.2.2020
Fridolfing. Mit dem Ziel, die Region zukunftsfähig zu gestalten, haben sich viele der Kommunen rund um den Waginger See, im Rupertiwinkel und darüber hinaus zusammengeschlossen, um die Dinge gemeinsam anzupacken, aber ohne dabei auf ihre Eigenständigkeit und Identität verzichten zu müssen. Kurzum: Jeder beteiligt sich und profitiert vom großen Ganzen. Dazu arbeiten drei verschiedene Regional-Initiativen zusammen, die sich mit unterschiedlichen Aufgabengebieten und Projekten beschäftigen. Dass sie dabei erfolgreich agieren und schon sehr weit gekommen sind, wurde jetzt auf der Regionalkonferenz der Regional-Initiativen in Fridolfing deutlich. Denn dort präsentierten die Verantwortlichen der einzelnen Initiativen den Konferenzteilnehmern eine einzigartige Vielfalt an Handlungsfeldern und Vorhaben und ein breites Spektrum an Aufgaben.
Die fallen in den Verantwortungsbereich von Bürgermeister Hans-Jörg Birner und seiner Amtskollegen aus Tittmoning, Konrad Schupfner, und aus Waging, Matthias Baderhuber, die die Umsetzung der Regionalinitiativen auf Marlene Berger-Stöckl, Elke Ott und Alexandra Huber übertragen haben.
So lobte Staatsministerin Michaela Kaniber, die für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und damit auch für die ländliche Entwicklung verantwortlich ist, nicht nur das Engagement der Bürgermeister, sondern auch die der anderen beteiligten Gemeinden mit ihren Rathauschefs und aufgeschlossenen Gemeinderäten, „die planvoll Initiative um Initiative an Land gezogen und etabliert haben“. Die Region Waginger See-Rupertiwinkel bündle die Instrumente, die ihr Haus mit den Möglichkeiten der Dorferneuerung, der Integrierten Ländlichen Entwicklung, mit Leader und der Ökomodell-Region biete. „Der beeindruckende Entwicklungsschub, der durch die Projekte angestoßen wurde, hat inzwischen alle überzeugt.“ „Schon in früheren Jahren hat es ein langjähriges Zusammenarbeiten von Kommunen gegeben, wie etwa bei der Wasserversorgung oder den Schulen. Mit der Ökomodell-Region Waginger See-Rupertiwinkel (ÖMR) sind weitere Gemeinden dazugekommen.“ Mit dem Zusammenschluss zur Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) sei ein neuer Meilenstein gesetzt worden und mit der Gründung der LAG “Traun-Alz Salzach“ der Einstieg in die LEADER Welt gelungen, sagte die Ministerin. Nun lebe die Region diesen Dreiklang aus ILE, LEADER und Ökomodellregion. „Damit finden wir für jede Idee und jedes Projekt die beste Strategie.“
Als gutes Beispiel seien die zahlreichen Aktionen der Ökomodellregion zu nennen. Dort sei vieles geschaffen worden. „Ein großer Erfolg war es, Lagermöglichkeiten für Bio-Getreideprodukte gemeinsam mit der Brauerei Stein in der Mussenmühle zu etablieren.“ Hervorzuheben sei auch die Kooperation mit Barnhouse und Byodo sowie das ständig wachsende Bio-Wirte-Netzwerk. „Auch das Potential der Gemeinschaftsverpflegung für nachhaltige Kost haben Sie vor allen anderen erkannt, mit dem Sie in der Salzachklinik in Fridolfing mit gutem Beispiel vorangegangen sind“, hob Kaniber mit einem Dankeschön an den Hausherrn, Bürgermeister Hans Schild, hervor. Generell gelte es, die Ziele in der Kantinen- und Schulverpflegung höher zu schrauben, damit dort mehr Produkte aus regionalem und biologischem Anbau verwendet werden.
Auch den Betrieben, die Lebensmittel verarbeiten und veredeln, komme eine große Bedeutung zu. Mit dem Bio-Bäckernetzwerk habe man unter anderem erreicht, dass sich Bäckereien biozertifizieren lassen und mehr heimische Bio-Rohstoffe verwenden, sagte Michaela Kaniber, ehe sie weitere Erfolge der ÖMR auflistete, „in der es geradezu wie im Bilderbuch läuft“. Da dies vor allem auf die unermüdlichen Anstrengungen der Projektmanagerin der Ökomodellregion, Marlene Berger Stöckl zurückzuführen ist, zollte ihr die Ministerin großes Lob für ihre Arbeit. „Sie ist die Speerspitze und kann Menschen überzeugen und zusammenbringen“.
Das Lob der Ministerin galt auch der Umsetzungsbegleiterin der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE), Alexandra Huber, die in einem Projekt der ILE das hochaktuelle Thema Flächenverbrauch und Innenentwicklung aufgreift, das zur Stärkung der Ortskerne beitragen soll. „Mit dem Erstellen einer Flächenmanagement-Datenbank und einem Vitalitäts-Check wird der Frage nachgegangen, wie es sich vermeiden lässt, dass die dörflichen Zentren zunehmend veröden und die Besiedlung sich weiter auf bisher unbebaute Flächen an den Rändern ausdehnt.“ Die Flächenmanagement Datenbank ist ein Instrument zum Erfassen, Verwalten und Aktivieren von Innenentwicklungspotentialen. Die Gemeinde Kirchanschöring entwickle darauf aufbauend ein Projekt zur qualifizierten Bedarfsermittlung von Wohneigentum und eine auf die Kommune abgestimmte Siedlungsentwicklungs-strategie, „die die übrigen Gemeinden mit großem Interesse verfolgen“.
Abschließend empfahl Staatsministerin Kaniber, „dass die Gemeinden ihre großartige Zusammenarbeit über Fördertöpfe, Fachbereiche und sonstige Grenzen hinweg weiter ausbauen sollen“. Schon jetzt seien sie damit schon Vorreiter in Bayern. Dazu trage vor allem Hans- Jörg Birner aus Kirchanschöring bei. „Er ist Vorreiter, das Gesicht der Region und mittlerweile in ganz Bayern bekannt“, würdigte sie.
Ihr Lob galt auch Tittmonings Bürgermeister Konrad Schupfner, der dankend betonte: „Für uns als Vertreter der Kommunen ist es ein ganz ausgezeichnetes Signal, mit welch großem Interesse die Ministerin die Aktivitäten der kommunalen Aktionsgruppen verfolgt.“ Dies sei auch Motivation, weiterhin Verantwortung zu übernehmen. Als Vorsitzender der LAG, sei er, Schupfner, mit der Absicht gestartet, mit LEADER zusätzliche Fördermittel in die Region zu bringen, um Vorhaben mit LEADER-Mitteln zu realisieren. „Durch die gute Koordination unserer Aktionsgruppen sind wir sehr effektiv“, sagte Schupfner und übergab das Wort der Reihe nach an die Umsetzungsbegleiterinnen Marlene Berger-Stöckl, Alexandra Huber und Elke Ott.
Nacheinander präsentierten sie die einzelnen Bau- und Kulturprojekte, die Tourismus-, Siedlungs- und Innovationsprojekte, die gemeinsamen Aktionen zur Förderung von Biolandwirtschaft samt Vermarktungsstrategien und Vorhaben, die dem Erhalt einer intakten Umwelt und des Waldes sowie der Artenvielfalt dienen. Darunter befanden sich sowohl Einzel-als auch Kooperationsprojekte. Den detaillierten Darstellungen konnte man auch entnehmen, wie die einzelnen Vorhaben finanziert und gefördert werden.
Elke Ott berichtete über die durchgeführten LEADER Projekte und über die sehr gute Zusammenarbeit der Initiativen. „Mehrheitlich sind Projekte im Bereich Tourismus und Daseinsvorsorge beantragt worden. Über eine Million Euro an Fördermitteln konnte in der Region durch Projekte gebunden werden. Bis Ende dieses Jahres können noch Projekte beantragt werden, und es stehen noch rund 300.000 Euro zur Verfügung“.
Darüber hinaus stellte der wissenschaftliche Mitarbeiter am Technologie Campus Grafenau, einer Forschungseinrichtung der Technischen Hochschule Deggendorf (THD), Wirtschaftsinformatiker Matthias Oswald, die Inhalte des Digitalen Alpendorfs vor. Außerdem gab es einen Stand, an dem sich die Besucher informieren und mit den beiden weiteren Mitarbeitern beim Digitalen Alpendorf, Frank Edenharter und Nadja Kolbeck, ins Gespräch kommen konnten.
Die Konferenzteilnehmer würdigten die Präsentationen mit großem Beifall. Zu den Teilnehmern, die Hans Schild zu Beginn dieser Veranstaltung in der Rupertihalle begrüßt hatte, gehörten die Bürgermeister und die Gemeinde- oder Stadträte aus Fridolfing, Kirchanschöring, Laufen, Petting, Saaldorf-Surheim, Taching am See, Teisendorf, Tittmoning, Waging am See und Wonneberg sowie einige Ehrengäste aus dem Referat für Ländliche Entwicklung.
So konnte Schild neben der Staatsministerin auch Roland Spiller, den Leiter des Referats „Ländliche Entwicklung“ im Landwirtschaftsministerium, begrüßen. Ein Gruß galt auch Katharina Niemeyer und Martina Kronast vom Bereich Zentrale Aufgaben, der organisatorisch dem Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern angegliedert ist, sowie Guido Romor und Ursula Mesch vom Amt für Ländliche Entwicklung, Oberbayern, LEADER-Koordinator Oberbayern-Süd Sebastian Wittmoser vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Rosenheim und Alfons Leitenbacher von Traunsteiner Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.