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Gemeinsam stark für Bio-Karpfen und Teichwirtschaft

Was macht den Karpfen so besonders?

Projekt: Bio-Karpfen und Bio-Fisch
2 Karpfen (Fische) schwimmen im Teich an der Wasseroberfläche
Karpfen nachhaltig und biologisch
© pixabay

Der Karpfen

Der Karpfen (Cyprinus carpio) ist eine der bekanntesten europäischen Fischarten und als Typusart der Gattung Cyprinus sowohl im Deutschen als auch in der Fachsprache Namensgeber der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae), der Überfamilie der Karpfenfischähnlichen (Cyprinoidei) und der Ordnung der Karpfenartigen (Cypriniformes). Er ist seit der Antike ein beliebter Speisefisch, der häufig in Fischteichen angezogen wird und dazu auch in zahlreichen Ländern weltweit eingeführt wurde, wo er teilweise als invasive Art auftritt. Der Wildbestand gilt dagegen heute als bedroht. (Wikipedia)

   Geschichte (noch mehr gibt es bei Wikipedia)

Es bestehen Hinweise darauf, dass die Römer den Karpfen zuerst domestizierten: Im ersten Jahrhundert n. Chr. lernten sie die Wildform bei Carnuntum an der Donau kennen, die damals in den riesigen Überflutungsgebieten Ungarns laichte. Von dort transportierten die Römer ihn lebend über Land (in feuchtem Moos oder anderer Feuchtaufbewahrung) und hielten ihn bis zur Zubereitung in Becken. Zur Haltung und späteren Zucht (ab 2. oder 3. Jahrhundert) verwendeten sie immobile piscinae (Fisch-, Schwimmbecken) und mobile bewässerte Fischhälter, sogenannte Bünnen – das sind schwimmende Gefäße, die Einbäumen gleichen. Unabhängig davon können auch Züchtungen in China nicht ausgeschlossen werden, aber die Karpfendomestikation ist im Wesentlichen den Römern zuzuschreiben.

Die Karpfenkultur in festen Fischbecken wurde im Mittelalter fortgeführt. Zunehmend wurden Karpfen in Teichen gehalten. Der Karpfen ist deswegen wesentlicher Bestandteil der Esskultur im Mittelalter. Der Besatz von Teichen mit Karpfen war teils eine Nebennutzung, weil die Teiche vor allem der Wasserrückhaltung dienten, um Mühlen anzutreiben. Wegen der umfangreichen christlichen Speisegebote, die an bis zu 150 Fastentagen keinen Verzehr von Fleisch erlaubten, entwickelte sich eine gezielte Teichwirtschaft, um Süßwasserfische für die Fastenzeit heranzuziehen. Es ist nicht sicher, welche Faktoren dazu beitrugen, dass Karpfen nach dem Jahre 1000 auch in Zentral- und Westeuropa vorkamen. Die Klimaerwärmung in der Übergangsphase vom Früh- zum Hochmittelalter kann dazu beigetragen haben, dass sich diese Fischart natürlich ausbreitete. Der Ethnologe Brian Fagan hält es für wahrscheinlicher, dass Mönche und Nonnen diese Fischart gezielt einführten, um ihre Ernährung während der Fastenzeit abwechslungsreicher zu gestalten. Karpfen gedeihen auch in Wasser mit einem niedrigen Sauerstoffgehalt und sind daher prädestiniert für eine Zucht in flachen Teichen. Einzelne Klöster und Adelige besaßen zum Teil sehr weitläufige Teichwirtschaften, in denen diese Fische für die Fastenzeit herangezogen wurden. Die Spuren dieser Teichanlagen prägen bis heute Teile der europäischen Landschaft und sind Indiz für die Bedeutung von Süßwasserfischen in der mittelalterlichen Ernährung. So finden sich beispielsweise in der Umgebung des Klosters Maulbronn noch die Spuren von rund einem Dutzend großer Fischteiche. Die 400 Quadratkilometer an Teichanlagen rund um das böhmische Třeboň, deren Anlage im Mittelalter begann, dienen bis heute der Karpfenzucht. Eines der größten deutschen Fischzuchtgebiete befand sich im Neiderland / niederschlesische Bartsch-Niederung um Militsch-Trachenberg. (Wikipedia)

Eine lange Geschichte und sie ist noch nicht zu Ende.

Was Macht den Karpfen den zu einem Mitglied der Arche des Geschmacks?

Wegen der Ernährung durch natürlichen Teichbewuchs und Kleinlebewesen (Zooplankton, Insektenlarven, Schnecken, Würmer) und eine Zufütterung aus regionalem Getreide ist die Karpfenhaltung an sich schon die nachhaltigste Form der Fischzucht in Deutschland. Dazu kommt, dass die Teiche wertvolle Biotope sind, weil sie mit ihren Wasserflächen und Uferstreifen Lebensraum für viele spezielle Pflanzen, Insekten, Amphibien und Vogelarten sind. Teichanlagen gliedern eine Landschaft – sie sind landschaftsprägend. Eine Bio-Zertifizierung von Teichwirtschaften gewährleistet dabei reduzierte Besatzdichten und eine Beschränkung der Zufütterung auf 50% des Nahrungsbedarfs, sowie ein Verbot hormoneller Stimulierung bei der Eiablage und Besamung. Diese Haltung entspricht auch am ehesten der Karpfenhaltung zu früheren Zeiten, als sie für Landwirt*innen oft ein Nebeneinkommen war, für das kein weiterer Materialeinsatz und wenig Zeit notwendig waren.

Eine Bedrohung kann gegenwärtig nicht für den Gesamtbestand der Teichwirtschaften gesehen werden, wohl aber für nachhaltig wirtschaftende Betriebe gemäß den Kriterien der Bioverbände. Deshalb erfüllt nur der Karpfen aus derart nachhaltiger Teichwirtschaft die Kriterien für den Slow-Food-Archepassagier. Deshalb zählen nur durch Bioland, Naturland oder andere anerkannte Bioverbände oder EU-Bio zertifizierte Karpfen zu den Passagieren der Arche des Geschmacks. (Slow Food)

Hier in der nördlichen Oberpfalz, im Landkreis Tirschenreuth gibt es noch weit mehr als 1000 Himmelsteiche. Die Meisten davon liegen im Dreistädteeck, Tirschenreuth, Mitterteich und Wiesau, in der sogenannten Tirschenreuther Teichpfanne. Eine große Anzahl dieser Teiche geht auf die Initiative des Zisterzienischen Klosters Waldsassen zurück. Sie werden bis heute als Karpfenzuchtbetriebe genutzt.

Himmelsteiche? Ja, so nennt man diese wirklich! Da sie ausschließlich durch den Eintrag von Niederschlägen die Wasserminimierungen, die durch Verdunstung, Entnahme oder Versickern, dauerhaft ausgleicht. Manche Himmelsteiche haben auch einen Zugang zum Grundwasser. Laut Defnition haben sie jedoch keinen oberflächigen geschaffenen Zulauf. In den Öko-Modellregionen Stiftland und Steinwald befinden sich die Teiche oft "in Reihe". Das heißt der unterste Teich kann über einen Mönch abgelassen werden und aus dem nächsthöhergelegenen Teich neu gespeist werden.

Und warum ist ein regionaler Bio-Karpfen gesund und ökologisch betrachtet besser als ein Wildfang aus Hochseefischerei?

Bio-Fische regionaler Herkunft sowie daraus hergestellte Produkte sind in ihrer Öko- und Klimabilanz Importen grundsätzlich überlegen und sollen daher eine stärkere Rolle bei der Versorgung mit Fisch einnehmen.

Öko- und Klimabilanz: keine langen Transportwege, keine Verletzung durch Netze an anderen Wasserorganismen, Unterstützung regionaler Erzeuger, keine Überfischung möglich, intakte regionale teichwirtschaftliche Anlagen haben eine hohe Biodiversität, Karpfen werden nicht überfüttert ( sie erhalten maximal Getreide aus meist eigenem Anbau),  der Fisch wird nach Richtlinien des Ökolandbau gehalten, keine hormonellen Behandlungen, Teiche dienen auch als Wasserrückhaltebecken, Teiche bieten eine Abwechslung im Landschaftsbild und sind wichtige Punkte im Flora-Fauna-Habitat

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