Neue Weideverordnung: Was bedeutet sie für Bio-Milchviehbetriebe?
Mit Inkrafttreten der neu-aufgelegten Weideverordnung stehen insbesondere Bio-Milchviehbetriebe im Fokus der öffentlichen Diskussion. Während Weidehaltung seit jeher ein zentrales Element der ökologischen Landwirtschaft ist, stellt die Verordnung nun neue Anforderungen an die Ausgestaltung der Tierhaltung. Viele Betriebe sehen darin eine Chance, ihre Tierwohlstandards sichtbarer zu machen und das Vertrauen von Verbraucherinnen und Verbrauchern weiter zu stärken. Gleichzeitig fordert die Umsetzung Anpassungen im Betriebsalltag, die insbesondere für kleinere Höfe, aber auch für größere Betriebe, organisatorisch und finanziell herausfordernd sein können. Besonders deutlich werden dabei die strukturellen Schwierigkeiten: Flächenmangel und Standortprobleme erschweren es vielen Betrieben, die Weidehaltung in vollem Umfang umzusetzen. Aktuell müssen daher dringend Lösungen gefunden werden, damit nicht noch mehr Betriebe aus dem Ökolandbau aussteigen.
Film ab – worum geht es?
Gezeigt wurde der Dokumentarfilm „Das System Milch“ aus dem Jahr 2017, der auch heute nichts an Aktualität eingebüßt hat. Er beleuchtet eindrücklich, wie komplex die globalen Zusammenhänge der Milchproduktion sind, und zeigt die Spannungsfelder zwischen Tierwohl, Wirtschaftlichkeit und gesellschaftlichen Erwartungen. Authentische Einblicke in Stall- und Weidealltag verdeutlichen, dass es in der Landwirtschaft nicht nur um rechtliche Vorgaben, sondern vor allem um Leidenschaft, Verantwortung und Zukunftsfähigkeit geht.
Vegane Einwände – verharmlost Bio-Landwirtschaft Tierleid?
Neben Zustimmung zur neuen Verordnung regt sich auch Kritik: Vegane Stimmen werfen der Bio-Landwirtschaft vor, strukturelles Tierleid zu verharmlosen, da selbst die beste Haltungsform das Schlachten nicht überflüssig macht. Diese Perspektive wurde auch im Anschluss an die Filmvorführung lebhaft diskutiert. In einem regen Austausch zwischen Landwirt und Verbraucherinnen und Verbraucher wurde besonders ein Vorwurf laut: Ein veganer Gast kritisierte, dass das Label „bio“ Tierleid verschleiere und so den Konsum moralisch rechtfertige. Der Film und die anschließende Debatte machen deutlich, wie notwendig ein offener Dialog über Landwirtschaft, Ernährung und Nachhaltigkeit ist – respektvoll, faktenbasiert und transparent.
Wir bedanken uns vor allem bei Jung-Landwirt Julian Münch, der extra aus Schweinfurt für die Kinoveranstaltung gekommen ist. Er hat sich souverän und kompetent den Fragen zur aktuellen Bio-Weideverordnung und der anschließenden Diskussion mit den Zuschauerinnen und Zuschauern gestellt. Mit einem Lächeln meinte er augenzwinkernd: „Ja, fünf Jahre Landwirtschaftsschule zahlen sich aus.“ Ein herzlicher Dank geht auch an Markus Leisegang (Klimaschutzmanager der Stadt Würzburg) sowie an stellv. Landrätin Christine Haupt-Kreutzer für ihre einleitenden Worte.