Produktneuheiten, neue Vermarktungswege und Stärkung der regionalen Wertschöpfung
Vielfältig und kreativ sind die Projektideen aus dem neuen Förderprogramm „Verfügungsrahmen Ökoprojekte“ und die daraus entstandenen Produkte und Möglichkeiten: Bio-Schnittblumen aus regionalem Anbau waren bisher eine Seltenheit - Barbara Schäffeler aus Haldenwang und Thomas Ruppaner von PurAlp aus Oberstdorf beliefern beide seit diesem Herbst den regionalen Handel mit heimischen Blüten. Auch die Gastronomie profitiert von Produktneuheiten und kürzeren Transportwegen: So landen die Kräuter von Thomas Ruppaner erntefrisch noch am selben Tag auf dem Teller der Hotelgäste; Rindersülze und Rinder-Bockwurst in Bio-Qualität vom Hof der Familie Zeller aus Kranzegg werden an einen regionalen Gastronomen geliefert. Auch bei Familie Speiser aus Sulzberg ist ein neues Produkt entstanden: trockengereiftes Bio-Rindfleisch vom Allgäuer Weiderind.
Von der Erweiterung und Modernisierung des Schlachthauses in Seltmans profitieren mehr als 40 landwirtschaftliche Betriebe, etliche Metzger und Gastronomen. Eine Stärkung der Direktvermarktung sieht Familie Heinrich aus Kempten in der Ausstattung ihres Verkaufsraumes. Heinrichs ziehen auf ihrem Naturlandhof Milchviehkälber von benachbarten Bio-Milchviehbetrieben auf. Der neu angeschaffte Alu-Schlachtanhänger der Weideschuss.bio GmbH ermöglicht eine hofnahe Schlachtung von Kälbern und Rindern und die Zusammenarbeit mit dem regionalen Metzgerhandwerk.
Die Stadt Kempten wird künftig um einen weiteren Gemüsebaubetrieb bereichert, der gemeinschaftsgetragen ist: auf dem elterlichen Betrieb bauen Theresa und Barbara Schwärzler ab kommenden Jahr Bio-Gemüse auf Basis der solidarischen Landwirtschaft an. Und auch für die Jugendbildungsstätte des DAV in Bad Hindelang ist eine regionale und nachhaltige Verpflegung ihrer Hausgäste zentrales Bildungsthema. Der neu aufgestellte Regiomat mit regionalen Bio-Lebensmitteln wie insbesondere Wurst und Käse versorgt Hausgäste wie Vorbeifahrende und zeigt die Produktvielfalt unserer Region.
Ideenreichtum, Innovationsgeist und engagierte Menschen in unserer Region
Vom Erfolg der Projekte waren auch Landrätin Indra Baier-Müller und Oberbürgermeister Thomas Kiechle überzeugt. „Mit 46.000 Euro vergebenen Fördermitteln wurde die maximale Fördersumme von 50.000 Euro fast vollständig ausgeschöpft“, so Landrätin Baier-Müller. „Die damit umgesetzten Projekte stärken genau das, wofür der Landkreis Oberallgäu und die Stadt Kempten mit der Öko-Modellregion stehen: regionale Wertschöpfungsketten, die Diversität in Landwirtschaft und Verarbeitung und den Ausbau regionaler Netzwerke“, betonte Indra Baier-Müller. Die Kreativität und Vielfalt der Projektideen zeige, welch engagierte „Mächler“ wir in unserer Region haben. „Gerade auch für kleinere Familienbetriebe – ob aus der Landwirtschaft oder dem Lebensmittelhandwerk – ist es wichtig, sich dadurch Zukunftsperspektiven zu schaffen.“ Oberbürgermeister Thomas Kiechle ergänzte: „Die Verknüpfung von Stadt und Land, wie wir es auch in der Öko-Modellregion haben, ist ganz konkret in den Kleinprojekten sichtbar. Die Projekte in der Öko-Modellregion, sei es im Rahmen der Förderung oder darüber hinaus, bringen regionale Kooperationen hervor und leisten einen wichtigen Beitrag, auch im Sinne des Klimaschutzes“.
Einen weiteren Aspekt brachte Christian Kreye, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung in Schwaben ein. Er verortete die Öko-Modellregionen als wichtigen Baustein, um das Ziel der bayerischen Staatsregierung, 30 % Ökolandbau in Bayern bis 2030, zu erreichen. Dabei gehe es nicht nur darum, Betriebe in der Region auf ökologische Wirtschaftsweise umzustellen, sondern auch die nachgelagerten Bereich wie Verarbeitung und Vermarktung vor Ort zu stärken. Das Oberallgäu und die Stadt Kempten seien mit ihrer seit 2016 bestehenden Öko-Modellregion Pioniere für ein erfolgreiches Management einer Öko-Modellregion. Dabei ginge es gezielt um eine Stärkung des ländlichen Raumes – nicht nur aus ökologischer sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht, schloss Kreye.
Auch die Vernetzung zwischen Gästen und Projektträgern kam nicht zu kurz. Bei Produktkostproben und einer Führung durch die Bio-Schnittblumenfelder von Barbara Schäffeler war viel Raum für den Austausch und neue Ideen.