Betreiber und Koch Benjamin Mitschele liegt viel an regionalen Erzeugnissen. „Wir sind hier aber keine Hardliner, Zitronen oder etwa Olivenöl benutzen wir und tun dies auch gern. Aber alles, was hier wächst, möchte ich gerne von hier beziehen.“ Benjamins Frau Ines arbeitet am Landwirtschaftsamt und ist Gartenbau Ingenieurin. Praxiserfahrung sammelte Sie in verschieden Bio und Demeter Betrieben. Sie ist also durchaus in der Lage, eine Gärtnerei professionell zu betreiben. So machen sich die beiden auf die Suche nach einer geeigneten Gärtnerei und finden die Biogärtnerei Bucher. Frau Bucher ist erst unschlüssig, ob das wirklich klappen kann. Es folgt über ein Jahr eine Annäherung. „In dieser Zeit habe ich Frau Bucher alles abgenommen, was sie mir angeboten hat. Für mich als Koch war das eine willkommene Herausforderung und Frau Bucher war am Ende des Jahres überzeugt, dass wir es ernst meinen mit der Gärtnerei und dem Regionalgedanken.“ So betreiben die beiden – unter Mithilfe zweier Gärtner in Teilzeit nun die Gärtnerei und haben die Möglichkeit für den eigenen und den Bedarf anderer Gastronomen zu produzieren: Klassiker, aber auch Raritäten wie etwa den frühen Salat „Forellenschuss“. Er ist sehr geschmackvoll, kommt aber nicht in den Handel und ist kaum mehr bekannt. „Genau solche Arten möchte ich wiederentdecken und erhalten. Es soll auch eine Kartoffel namens Forelle geben, nach der suche ich gerade.“
Hier trifft sich das Interesse am Erhalt alter Sorten, Ökolandbau und die Neugier eines leidenschaftlichen Kochs. „Daher sehen wir das auch weniger als Erwerbsgärtnerei, sondern vielmehr als Vielfaltsgärtnerei. Hier darf wachsen, was es aus welchen Gründen auch immer nicht in die Erwerbsgärtnereien schafft.“ Die Vielfalt zeigt sich an den Kulturen und auch an den Sorten: An die achtzehn unterschiedliche Tomatensorten stehen im Tomatenhaus, hauptsächlich Raritäten. Es geht den beiden auch nicht um materiellen Gewinn, sondern eher um den ideellen Gewinn, Raritäten und Vielfalt zu erhalten. Freilich, erst wenn andere Gastronomen mitmachen, lässt sich die Fläche entsprechend nutzen. Andernfalls würde weniger genutzt werden und in den Brachflächen Biodiversitätsmaßnahmen zur Umsetzung kommen.
Gemüse und Kräuter können sie aufgrund von Ines’ Qualifikation selber anbauen, bei anderen: zum Beispiel Süßwasserfischen, Wild kooperieren sie mit regionalen Erzeugern. Ein Landwirt hat jetzt zwei Turopolje-Schweine aufgestallt, damit Benjamin damit kochen kann – und Benjamin erzählt:. In meiner Zeit in Berlin, als Sous Chef ich in einem Slow-Food Restaurant habe die Szene um die Markthalle 9 kennengelernt. Das entsprach voll meinem eigenen Interesse: nachhaltig und ökologisch, verantwortungsbewusst und dennoch genießerisch. Daher kommt auch die Zielsetzung, die Alte Liebe schritt für schritt immer Nachhaltiger zu gestalten“
Nach drei Jahren Berlin kommt Benjamin dann zurück und findet seinen eigenen Stil. Es geht immer mehr in Richtung Gourmetküche und der Stammgast und Architekt Stefan Degele bietet schließlich die richtige Location an. Hier erkocht sich Benjamin mit seinem Team den ersten Stern. Wenn man Benjamin zuhört, dann ist diese Auszeichnung auch verdient. Die Leidenschaft am Kochen ist mit jedem Wort spürbar: „Mit 12, 13 Jahren habe ich angefangen zu kochen. Die Ausbildung habe ich nicht wegen des Berufs gemacht, sondern damit ich für mich besser kochen lerne. Bis heute fasziniert mich das Thema, der Prozess, bis das, was im Kopf ist, wirklich so auf dem Teller landet. Das kann auch manchmal dauern. Stimmen die Proportionen, ist es ausgewogen, passen die Texturen, fehlt noch Säure für Lebendigkeit oder braucht es hier noch einen herbalen Aktzent für den letzten Feinschliff. Unsere Speisen und Gerichte sind getragen von der Saison..“ Wir sind nach dem Besuch auf jeden Fall überzeugt und wissen, wo wir das nächste Mal so richtig gut essen gehen.
Restaurant Alte Liebe
Benjamin und Ines Mitschele und die Suche nach dem optimalen Lebensmittel
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