Regensburg (RL). Die Öko-Modellregion ‚Region Regensburg‘ ist eine von 27 Öko-Modellregionen in Bayern. Mit ‚Nürnberg, Nürnberger Land, Roth‘, ‚Oberallgäu Kempten‘, ‚Amberg-Sulzbach und Stadt Amberg‘ sowie ‚Stadt.Land.Augsburg‘ teilt sich die ‚Region Regensburg‘ das Alleinstellungsmerkmal: Stadt und Land in einem Öko-Modellregion-Verbund. „Unsere Öko-Modellregion hat enormes Potenzial“, bekräftigt Matthias Sabatier, einer der drei Projektmanager der Öko-Modellregion ‚Region Regensburg‘. Der Geograf und Landwirt, der seit 1. Oktober 2020 von Monika Ernst unterstützt wird, kennt die Stärken des Landkreises Regensburg mit seinen gut 2.000 Landwirten, davon mehr als 200 Bio-Bauern, während Elke Oelkers, die die Öko-Modellregion seitens der Stadt Regensburg koordiniert, ein gutes Gespür für das Potential der städtischen Strukturen und die Bedürfnisse der gut 150.000 Stadtbewohnerinnen und -bewohner hat. Die zentrale Aufgabe der Troika ist nun, über Stadt und Land ein engmaschiges Netz aus „Regional“, „Bio“ und „Bio-regional“ zu legen.
Von „maximalen Individuen“ und Öko-Modellpionieren
„Think Big – Think Bio!“ – wenn es so einfach wäre, würden ein paar Netzwerktreffen und eine ‚Bio-Regional-Strategie‘ reichen. Aber so einfach ist es nicht, die Kernziele einer Öko-Modellregion zu verfolgen, die da wären: Steigerung der Öko-Anbaufläche (1) – Verbindung von Regionalität und ökologischer Erzeugung (2) – Erschließung vorhandener Potenziale sowie Belebung und/oder Aufbau von Strukturen mit engagierten Akteurinnen und Akteuren (3). Hierfür braucht es ein Heer von „maximalen Individuen“, die die Themen „Bio“, „Regional“ und „Bio-regional“ vorantreiben. Eine dieser „maximalen Individuen“, wie Sabatier die Öko-Modellpioniere nennt, ist Melanie Ebner. Mit ihrem Mann und sechs Mitarbeiterinnen betreibt die Diätetisch geschulte Köchin in Wenzenbach ein Catering-Unternehmen, zugleich kocht sie täglich für mehrere Dutzend Schülerinnen und Schüler der Grundschule der Vielfalt und Toleranz in der Isarstraße in Regensburg zu 100 Prozent biologische Mahlzeiten.
„Bio-regional ist nicht immer einfach“, sagt Melanie Ebner. Die Strukturen sind (noch) nicht so ausgebaut, dass man zum Beispiel in einer hiesigen Großküche ausschließlich Bio-Produkte aus der Region verarbeiten könnte. Ein Beispiel: „Wenn man für 200 Kinder kochen muss, der Bauer aus der Region aber gerade nur für 100 Essen Rote Beete liefern kann, dann wird es eng“, erklärt Ebner. Wenn sie ausschließlich bio-regionale Mahlzeiten anbieten wollte, würde sie statt in der Küche am Telefon stehen, um die Bio-Bauern in der Region nach den benötigten Mengen Obst, Gemüse, Getreide, Fleisch, Eier, Nudeln et cetera abzuklappern. Zeit zum Kochen bliebe keine mehr.
Eine Entscheidung musste her – und die fiel auf 100 Prozent Bio. „Vorerst“, denn Melanie Ebner würde 100 Prozent Bio aus der Region begrüßen. Vielleicht gelingt ihr 2030 die komplette Umstellung auf „bio-regional“, denn die bayerische Staatsregierung hat sich im Landesprogramm „BioRegio Bayern 2030“ zum Ziel gesetzt, die Öko-Anbaufläche bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent auszudehnen.
Stichwort ‚Gemeinschaftsverpflegung‘
Das Potenzial von Stadt und Landkreis Regensburg in puncto „Bio-regional“ ist bei Weitem nicht ausgeschöpft. Ein vielversprechender Ansatz ist das Stichwort ‚Gemeinschaftsverpflegung‘. Per definitionem bedeutet Gemeinschaftsverpflegung die regelmäßige Verpflegung von Menschen in Betrieben, im Außer-Haus-Markt und in Gesundheitseinrichtungen. Klassische Beispiele sind Mensen, Kantinen, Großküchen in Krankenhäusern. Um das Thema in Stadt und Landkreis stärker zu platzieren, planen Sabatier, Ernst und Oelkers noch in diesem Jahr einen Workshop für interessierte Caterer und Kantinen in Schulen und Kindergärten. Dabei sollen Fragen rund um die Beschaffung, Kalkulation und Speiseplan-Umgestaltung behandelt werden. „Durch den Ausbau beziehungsweise die Umstellung der Gemeinschaftsverpflegung auf Bio könnten wir den Hebel umlegen“, sind sich die Öko-Modellregion-Manager einig. Was bedeutet das konkret? „Höhere Preise und eine komplette Speiseplan-Umstellung“, erläutert Matthias Sabatier. Das Wichtigste ist jedoch eine Bewusstseinsänderung innerhalb der Bevölkerung – egal ob Stadt oder Land.
Weitere Öko-Modellpioniere willkommen
Was also braucht es, um dem Label Öko-Modellregion ‚Region Regensburg‘ gerecht zu werden? Matthias Sabatier, Monika Ernst und Elke Oelkers formulieren ihre Ziele wie folgt: weitere Bio-Caterer, mehr bio-regionale Gemeinschaftsverpflegung, eine Bewusstseinsänderung innerhalb der Bevölkerung hin zu mehr Regionalität und Bio-Produkten, sowie eine bessere Vernetzung der Akteurinnen und Akteure untereinander, auch Öko-Modellregion-übergreifend, um den Aufbau (regionaler Bio-)Wertschöpfungsketten, sprich Erzeuger-Verarbeiter-Verbraucher-Ketten, weiter voranzutreiben.
Sie haben eine Idee? Sie möchten auf den Öko-Modellregion-Zug mit aufsteigen? Sie möchten Teil des Öko-Netzwerks in der ‚Region Regensburg‘ werden? Dann kontaktieren Sie Matthias Sabatier, Monika Ernst und/oder Elke Oelkers.
Für interessierte Verbraucher gibt es unter dem Reiter "Infomaterial" eine Liste der Direktvermarkter aus dem Stadtgebiet und Landkreis Regensburg, wo regionale Biolebensmittel erhältlich sind.