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Bio-Linse und Körnerhirse ideal für trockene Standorte

Forschungsergebnisse und Praxistipps vom Anbau bis zur Vermarktung

Feldschilder für Hafer, Leindotter und Linsen mit dem Siegel Öko-Modellregion
Dass der Anbau von Bio-Linsen insbesondere auf trockenen, warmen Standorten gelingen kann, erläuterten Bärbel Eisenmann von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Biolandwirt Harald Heinl.
© Öko-Modellregion

„In Bayern eignet sich unter anderem der Anbau der Belugalinse, der grünmarmorierten Linse Anicia und der Tellerlinse“, erläuterte Bärbel Eisenmann von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) die Versuchsergebnisse aus dem Projekt Speiseleguminosen BioBayern. Aktuell zeichne sich ein verstärktes Interesse von Verarbeitern an regional produzierten Bio-Linsen für Aufstriche aber auch Milchersatz- und Fleischersatzprodukte ab. Ziel des LfL-Projektes ist die Erarbeitung von aktuellen Anbauinformationen zur Linse sowie der Aufbau eines Praxisnetzwerkes aus Erzeugern, Verarbeitern und Handel.

Stützfrucht für die Linse
Die Linse ist kalkliebend und kann zwischen Ende März und Mitte Mai in Drillsaat mit einem Reihenabstand von 12,5 bis 20 Zentimeter auf mageren Standorten angebaut werden. Unerlässlich ist der Anbau mit einem Gemengepartner wie etwa Hafer, Gerste, Leindotter, Öllein, Rispenhirse oder Senf, da die Leguminose sonst zu Lager neigt. Das Saatgut muss nicht zwingend geimpft werden, da auf vielen Standorten in Bayern in den 1920er Jahren Linsen angebaut wurden und vielerorts bodenbürtige Bakterien vorhanden sind. Die langsame Jugendentwicklung der Linse erfordert ein gutes Unkraut-Management. Der Erntezeitpunkt richtet sich nach der Reife des Gemengepartners. Nach der Ernte ist das Gemenge auf unter 14 Prozent Feuchte zu trocknen und zu trennen. Auf den Versuchsflächen schwankten in Abhängigkeit von Witterung und Standort die Erträge zwischen fünf und 15 Dezitonnen pro Hektar.

Eine Umfrage der LfL unter Landwirten ergab, dass schwierige Böden, die Erweiterung der Fruchtfolge, eine gute Nachfrage nach Bio-Linsen und der Deckungsbeitrag sowie die Möglichkeit, das Produkt direkt zu vermarkten, zum Anbau motivierten. Herausforderungen seinen aktuell der Saatgutbezug, die Wahl der Stützfrucht, die Beikrautbekämpfung, die Vermeidung von Bruchkorn beim Drusch aber auch die Trennung von der Stützfrucht sowie die Vermarktung. Forschungsbedarf bestehe bei der Sortenwahl, der Ertragssicherheit, Standfestigkeit und dem Abreifeverhalten der Linse.

Trockene Standorte ideal
Harald Heinl, Bio-Landwirt im Nebenerwerb, baute in Etzelwang im Landkreis Amberg-Sulzbach im zweiten Jahr Bio-Linsen mit Hafer als Stützfrucht an. Der geringe Nährstoffbedarf, die Trockenheitstoleranz und die Vorfruchtwirkung, aber auch die Experimentierfreude und vor allem die Liebe zu Linsengerichten ließen ihn die Leguminose wählen. In Breitsaat mit der Kreiseleggen-Kombination säte Heinl 100 kg pro Hektar. „Auf dem Kleegrasstandort entwickelte sich die Linse deutlich besser als auf dem Standort mit Dinkel als Vorfrucht“, resümierte Heinl. Beim Dreschen sei mit niedriger Trommmeldrehzahl zu fahren, um Bruchkorn zu vermeiden. Heinl ließ nach der Ernte das Gemenge zügig trocknen und aufbereiten, um Speiseware zu erhalten.

„Um die Vermarktung zu garantieren, ist mit Abnehmern bestenfalls die Sorte und Abnahmemenge vorher abzustimmen“ empfiehlt der Biolandwirt. Des Weiteren müssten Qualität und Gebindegröße passen. „Hülsenfrüchte sind prinzipiell gesucht. Allerdings bräuchten Verbraucher mehr Kenntnis darin, wie Linsen zubereitet werden könnten“, so Heinl.

Während Heinl im extrem trockenen Jahr 2022 rund 700 kg Speise-Linsen und 1.100 kg Hafer pro Hektar erntete, sei in 2023 mit hohen Niederschlägen und Spätverunkrautung im Sommer die Linsen-Ernte mit 50 kg Speise-Linsen und 600 kg Hafer ein Totalausfall gewesen. „Zur Ernte 2023 war die Stützfrucht Hafer nicht reif. Des Weiteren hatten die Linsen-Pflanzen eine zu geringe Standhöhe und waren für den Mähdrescher nicht greifbar. Außerdem seien an den Pflanzen die Linsen ungleichmäßig abgereift“, so Heinl. Heinl ermittelte für den Anbau der Bio-Linsen einen Deckungsbeitrag von 913 EUR pro Hektar und wird die Leguminose auch in Zukunft anbauen.

Hirse ist glutenfrei
„Hirse ist in anderen Erdteilen ein nahrhaftes, sättigendes Grundnahrungsmittel, das bei uns als solches durch Kartoffel und Mais vom Teller verschwunden ist“, erläuterte Janina Goldbach von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) die Bedeutung der kugelförmigen Feldfrucht.

Hirse ist nicht gleich Hirse: von diesem kleinfrüchtigen Spelzgetreide gibt es zwölf Gattungen wie etwa die Rispenhirse, die Perlhirse, Teff oder die Körnerhirse. Die Körnerhirse oder Sorghum hat ihren Ursprung in Nordafrika. Diese zählt wie Mais zu den C4-Pflanzen: eine Wachsschicht schützt vor Verdunstung und ein intensives Wurzelsystem sorgt für eine gute Wasser- und Nährstoffaneignung. Die Körnerhirse sieht im Anfangsstadium auch aus wie eine Maispflanze. Körnerhirse ist glutenfrei und gut für Menschen mit Unverträglichkeiten. Die Nutzung ist je nach Kontinent unterschiedlich: während Hirse in Afrika und Indien als Brei oder Fladen verzehrt wird, wird in China daraus Schnaps gebrannt. In Europa wird sie in der Geflügel- und Schweinefütterung eingesetzt. Versuche ergaben, dass die Körnerhirse an trockenen und warmen Standorten wie etwa in Franken sehr gut gedeiht. Gesät in weitem Reihenabstand zwischen 26 und 56 Zentimeter liefert die Körnerhirse tendenziell höhere Erträge als in engen Reihen zwischen 13 und 15 Zentimeter. „Die Körnerhirse weist eine Resistenz gegen den westlichen Maiswurzelbohrer auf, weshalb diese in Österreich in der Fruchtfolge inzwischen fest etabliert ist“, so Goldbach.

Bio-Hirse als Braurohstoff
Johannes Scharvogel, Nebenerwerbslandwirt aus Unterfranken hat bereits zwei Jahre lang Bio-Körnerhirse für eine bayerische Brauerei angebaut, die somit aus Afrika importierte Hirse ersetzte. Mit der Einzelkornsämaschine habe er etwa 30 Körner pro Quadratmeter etwa 3 cm tief gesät und anschließend gewalzt. Da es kein Bio-Saatgut gebe, würde im Ökolandbau aktuell unbehandeltes Saatgut aus der konventionellen Züchtung verwendet. Warme und feuchte Bodenbedingungen förderten das Auflaufen der wärmeliebenden Pflanze. Mehrmaliges Hacken und Striegeln des Bestandes sei nötig gewesen, um das Unkraut zu unterdrücken. Die Jugendentwicklung der Körnerhirse starte langsamer als etwa bei Mais, weshalb zu Beginn des Anbau durchaus Geduld gefragt sei. „Der Ertrag der getrockneten und gereinigten Ware lag im Durchschnitt bei 67 Dezitonnen pro Hektar. Nach der Ernte müsse die Bio-Hirse schnellstmöglich gereinigt und getrocknet werden, um Qualitätsverluste etwa durch Schimmel zu vermeiden. „Die Hirse war im trockenen Jahr 2022 die einzige grüne Kultur in der Flur“, wies auch Scharvogel auf die hohe Trockenheitstoleranz der Feldfrucht hin.

Grundsätzlich sei der Anbau der Körnerhirse mit der sehr guten Trockenheitsresistenz und der guten Beikrautunterdrückung sehr unkompliziert. Das größte Problem sei aktuell die Trocknung und der Absatz.  

Pflanzliche Ernährung nimmt zu
„Aktuell ändern sich die Ernährungsgewohnheiten der Menschen, nämlich weg vom Fleisch und hin zu fleischlosen Alternativen. Allerdings braucht es Zeit, bis sich neue Kulturen auf dem Teller etablieren“, erläutert Scharvogel seine Erfahrungen in Bezug auf den Absatz der Hirse. Auf dem Bio-Betrieb von Scharvogel wird die Körnerhirse auch in Zukunft fest in die Fruchtfolge eingeplant.

Die Forschungsergebnisse der Landesanstalt für Landwirtschaft aus den Feldversuchen zu Bio-Linse und Körnerhirse auf der Internetseite www.lfl.bayern veröffentlicht.

Text: Öko-Modellregion Sandra Foistner

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