Auch als Hans Englschallinger noch konventionell gewirtschaftet hat, hat sich sein Betrieb kontinuierlich weiterentwickelt. „Mir ist es ein Anliegen, die Substanz unseres Hofes zu erhalten und die Bodenfruchtbarkeit, aber auch mit den Tieren gut umzugehen. So lernte ich um die 10er-Jahre das Schweizer Konzept der Kurzrasenweide kennen. Ich entschloss mich zu einem Laufstall mit direktem Zugang zur Weide.“ Erstmal denkt man: Ja, klar, das werden die Tiere lieben. Draußen sein, grasen, in der Sonne wiederkäuen. Doch der Instinkt scheint gar nicht so stark ausgeprägt. Hans’ ältere Tiere freunden sich nur sehr langsam mit dem Weidegang an, sie sind an den Stall gewöhnt und bleiben dort auch weiterhin am liebsten. Sind sie draußen, steigen sie auch mal gern durch den Zaun. „Für die jüngeren Kühe wirkt das wie eine Barriere, die älteren sind immer wieder einfach drüber. Ich musste ihnen den Weidegang wirklich beibringen. Die Mühe lohnt sich schon: Es ist gut für die Tiere und sie zeigen auch erkennbar mehr Herdenbewusstsein. Die Leitkuh und ihre zwei bis drei engsten Freundinnen, das alles kann man auf so einer Weide wunderbar beobachten.“ Mittlerweile klappt das alles reibungslos und die Tiere sind je nach Laune im Stall oder auf der Weide, im Sommer meist nachts, wenn es nicht mehr so heiß ist.
Mit dem Neubau, der 2011 fertiggestellt wird, sind gleichzeitig die Bedingungen für die Umstellung erfüllt gewesen. Der Bioberater kommt regelmäßig. Als die Region dann auch noch Öko-Modellregion wird, fällt die Entscheidung zur Umstellung. „Das gibt einfach ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass man die Begleitung bekommt, die man braucht. Wenn man weiß, an wen man sich bei Fragen wenden kann.“ Hans engagiert sich ab diesen Moment selbst in der Öko-Modellregion.
Den Hof hat er immer weiterentwickelt. Wegen der Starkregenereignisse wird kein Mais mehr angebaut, sämtliche Hanglagen sind Weide oder Grünland, damit der humose Oberboden nicht wegrutscht oder ausgespült wird. Die Weide bzw. Wiese kann das Wasser viel besser aufnehmen. Im Ackerbau wird mit neuen Kulturen gearbeitet, Soja zum Beispiel oder Saatenmischungen wie ein Triticale -Erbsen-Gemisch. Das wird den Kühen derzeit noch als Kraftfutter gegeben. Die Mischung durchwurzelt den Boden unterschiedlich, schließt verschiedene Nährstoffe auf und bringt wie im Falle der Erbse oder des Kleegrases Stickstoff in den Boden ein, was diesen fruchtbarer macht.
Doch mittelfristig möchte Hans immer weniger Getreide oder Mischungen zufüttern. „Es gibt ja schon heute teilweise Diskussionen über Tiere als Nahrungskonkurrenten zum Menschen. Das wird mit fortschreitenden Klimawandel und Kriegen immer relevanter werden. Meine Hofentwicklung versucht all dem gerecht zu werden: dem Klimawandel, drohender Nahrungsmittelknappheit, dem Erfordernis nach mehr Biodiversität.
Die nächste Stufe auf diesem Weg zur immer zukunftsfähigeren Hofbewirtschaftung war eine Heutrocknungsanlage. „Mit dem Silieren oder auch beim Bodenheu verlieren wir wertvolle Nährstoffe. Bei einer Heutrocknung bleiben die Nährstoffe im Heu, der Eiweißgehalt ist höher. So kann ich Schritt für Schritt auf Heumilch umstellen, ohne Leistung zu verlieren. Die Kühe danken es ihm schon heute. „Ich vergleiche das immer mit einem labbrigen Toastbrot oder einer frisch getoasteten, knusprigen, aromatischen Scheibe. Das so getrocknete Heu ist leckerer Toast.“
Man merkt, die Englschallingers haben vieles im Blick und einen Sinn für die Entwicklung des Marktes und die Bedürfnisse der Gesellschaft. An ihrer Entscheidungsfindung lassen Hans und seine Frau Dorothee schon heute die drei Kinder teilhaben, erklären, binden sie ein, wo Interesse da ist, „um die Freude zu vermitteln, die wir mit der Landwirtschaft und einer klugen Entwicklung unseres Hofes haben.“ Bei uns ist ihnen das jedenfalls gelungen.
Hans und Dorothee Englschallinger – Tittmoning – Mit Sinn und Gespür für Trends
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